Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
mehr mochte. Immerhin sprach es noch nicht viel. Abgesehen von Hunger! und Laufen! hatte es bisher nichts anderes von sich gegeben. Wenn Laufen! in seinem Kopf erklang, war damit gemeint, dass er das Kleine absetzen musste, damit dieses sich seine Stummelbeinchen vertreten konnte.
Die übrigen Tempelmitglieder amüsierten sich köstlich über Shades neue Rolle als Tamarinerzieher. Niemand hatte ihn nach Mythos dazu gedrängt, zu verraten, woher er das Tamarin hatte. Shade konnte diese Verhaltensweise nicht nachvollziehen. Aber das war das Gute an seinem neuen Gefährten: Shade war zu beschäftigt, um zu grübeln oder zu merken, dass die Kopfschmerzen ebenso wie die Träume in der Nacht verschwunden waren, seitdem er das Tamarin hatte. Die Reise verging wie im Fluge und bald musste er feststellen, dass sie die Berge hinter sich gelassen hatten und sich ein reich bewaldetes Hügelland vor ihnen erstreckte.
Shade war so von dem kleinen Tamarin in Anspruch genommen, dass er die Übersicht darüber, wie viele Tage vergangen waren, gänzlich verloren hatte. Als Mythos sein Pferd eines Tages ein wenig vom Hauptweg wegführte, folgte er ihm gehorsam. Nachdem sich alle neun Tempelmitglieder um ihn versammelt hatten, holte ihr Anführer die Mappe des Lieutenant Generals aus seiner Satteltasche hervor.
„Unweit von hier verläuft die Grenze zu König Maerkyns Ländereien. Wir sind, soweit ich das sagen kann, ein bisschen hinter dem tatsächlichen Zeitplan, doch wenn wir schnell vorgehen, können wir unseren Auftrag noch zeitgemäß erfüllen. Wir können es uns deshalb nicht leisten, nur des Nachts zu reisen, das ist zeitlich unmöglich. Aber zehn Reisende werden auffallen. Deshalb schlage ich vor, dass wir uns trennen. Wir werden in drei Gruppen zum Hof des Königs reiten. Er dürfte ungefähr fünf Tagesritte von hier entfernt liegen. Flex, Ivy und Rost, ihr seid Gruppe eins. Cam, Ash und Shade, ihr seid Gruppe zwei. Queen, Rock, Tau und ich, Gruppe drei. Hier sind Karten. Ich habe die letzten paar Tage damit verbracht, eure Routen zu planen. Haltet während eurer Reise die Ohren offen. Je mehr wir über diesen Maerkyn wissen, desto besser. Shade?“
„Ja?“
„Dein Tamarin stellt ein Problem dar.“
Ha! Nicht nur eins!
Shade nickte und blickte auf das Kleine, das er während dieser Pause aus seinen Tüchern befreit hatte und welches nun aufmerksam auf dem Sattelknauf balancierte. Als Shades Name fiel, reagierte es gleichzeitig mit ihm. Es stellte seinen Kopf schräg und zuckte mit den Ohren.
„Es ist zu auffällig.“
„Ich weiß.“ Shade seufzte. „Ich könnte es in den Tüchern ...“
„Nein. Das kommt nicht infrage! Das ist sicher nicht artgerecht!“, empörte sich Ivy.
„Hast du eine bessere Idee?“, wollte Shade wissen. Er wäre wirklich froh gewesen, wenn Ivy ihm einen Gegenvorschlag hätte machen können, doch sie senkte bloß den Blick. Shade starrte ratlos auf das Tamarin.
Keine Ahnung, was ich mit dir machen soll!?
„Khazan.“
„Was?“, fragte Shade laut, obwohl die Stimme in seinem Kopf ertönt war.
„Ich habe nichts gesagt“, meinte Mythos. „Wir ... “
Doch Shade brachte ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung zum Schweigen.
Hast du soeben …?
Er starrte auf das Tamarin, das ihn seinerseits mit feuchten Augen fixierte.
„Khazan“, wiederholte es.
Ja, aber was ist das?
„Name!“
Das ist dein Name?
„Shade!“ Das war Mythos, der ihn dazu drängte, seine Aufmerksamkeit wieder ihm zuzuwenden. Dieser beachtete ihn jedoch nicht. Er wollte etwas versuchen.
Wenn du verstehst, um was es geht, dann kannst du vielleicht helfen.
„Khazan.“
Jaja, das ist mir mittlerweile klar. Aber ...
„Khazan, Herz?“
Was? Jaja, ich hab dich lieb. In Ordnung? Leider löst das ...
Es geschah während der Dauer eines Wimpernschlags. Das Tamarin machte einen Sprung. Doch anstatt an seiner Brust abzuprallen, verschwand es einfach darin.
Shade japste erschrocken nach Luft , obwohl er nicht wirklich Schmerzen verspürte. Die erstaunten Ausrufe seiner Freunde ignorierend fragte er vorsichtig.
Khazan? Bist du da?
„Khazan Herz!“ , kam es prompt.
„Na gut, dieses Problem wäre gelöst“, meinte Shade an die anderen gewandt, die ihn entgeistert anstarrten.
Flex war der Erste, der seine Stimme wiederfand. „Das ist ein genialer Trick!“, staunte er.
„Ziemlich praktisch, ja“, räumte Rock ein. „Ich mag zwar schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel haben, aber so etwas habe
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