Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
allmählich in pure Verzweiflung.
Der Smaragd hatte sie nun wieder vollständig in sich aufgenommen und Simuras Geist stieß einen schmerzvollen Schrei aus. Er hätte noch weiter getobt, wenn nicht plötzlich eine vertraute, doch lang nicht mehr vernommene Stimme erklungen wäre: „Simura? Kannst du mich verstehen?“
Die Angesprochene ließ einen Moment verstreichen, ehe sie in Gedanken antwortete: „Niramat? Ja, ich kann dich hören. Aber wie ist das möglich?“
„Dazu haben wir keine Zeit, Schwester. Wichtig ist, dass wir die Möglichkeit haben, miteinander zu reden, und ich habe dir einiges zu erzählen. Ich habe einen Sohn. Dies ist auch der Grund dafür, dass ich fähig bin, mit dir zu kommunizieren.“
„Einen Sohn? Das sind überraschende Nachrichten.“ Simuras Geist beruhigte sich allmählich wieder und sie konnte sich auf das Gespräch mit ihrer Schwester konzentrieren.
„Es kommt noch besser: Ich bin deiner Tochter begegnet.“
Simuras Geist erstarrte. „Kaori? Du hast Kaori gesehen?“, fragte sie, nachdem ein langer Moment verstrichen war.
„Sie sieht gut aus. Allerdings wird sie nun Queen genannt.“
„Queen? Warum sollten sie das tun? Warum sollte sie ihren wahren Namen ablegen?“, wollte Simura verstört wissen. Der Smaragd, in dem sie gefangen war, begann aufgrund ihrer starken Emotionen zu flackern.
„Weil sie eine neue Familie hat“, antwortete Niramat düster und Queens Mutter überkam eine böse Ahnung.
„Man hat ihre Kräfte entdeckt und ...“, fuhr sie fort.
„Nein!“
„ ...sie zum Ring der Gehorsamen gesteckt.“
„Nein! Nicht meine einzige Tochter!“, schrie Simura verzweifelt.
Ihre Schwester sprach unbeirrt weiter: „Natürlich konnten ihre Kräfte nicht lange verborgen bleiben, Simura. Was hast du dir dabei gedacht, als du dich dazu entschieden hast, sie auszutragen?! Wenn schon Kinder, die bei der Geburt mit deiner Energie in Kontakt kommen, mächtig genug werden, was geschieht wohl mit einem Mädchen, das direkt von deiner Blutlinie abstammt?“
Simura antwortete nicht. Schmerzen über den Verlust ihres Kindes drohten den zerbrechlichen Geist unter sich zu begraben.
Wer ausgewählt worden war, dem Reich zu dienen, war bis zu seinem Lebensende dazu verpflichtet. So lautete ihre Vereinbarung. Sie bekam einmal im Jahr, in der einzigen Nacht, in der ihr Geist in einen festen Körper schlüpfen konnte, ihre männliche Gesellschaft, und als Gegenleistung sorgte sie dafür, dass die Machtverhältnisse zugunsten des richtigen Mannes lagen. Denn ihre Gefangenschaft änderte nichts daran, dass sie einen gewissen Einfluss auf das Land und seine Bewohner hatte. Schließlich war sie eins mit allem. Dies war ihre Gabe.
Sie hatte dem Hochkönig seit Generationen gute Ernten, fruchtbare Frauen und gesunde Kinder beschert. Die Krone ihrer Schöpfung war jedoch der Ring der Gehorsamen. Neugeborene, die mit ihren Energien, die normalerweise tief in der Erde versenkt flossen, in direkten Kontakt gerieten, wurden in späteren Jahren zu Dienern des Reiches berufen. Oft war dies nicht geschehen, da ihre Kinder, wie sie Simura insgeheim nannte, mit einem ungewöhnlich langen Leben gesegnet waren.
Oder bestraft.
Wann immer es in einem ihrer inneren Dispute um die Gewissensfrage gegangen war, hatte Simura sich eingeredet, dass jenes Los einiger wenigen Verfluchten zum Wohle der gesamten Bevölkerung gerechtfertigt war. Doch nun konnte sie sich nicht mehr von der ganzen Sache distanzieren. Nun war sie persönlich davon betroffen.
„Niramat, ist das alles, was du zu sagen hast? Nutzt du diese Verbindung, um mir meine Fehler vorzuhalten?“, rief sie bitter.
„Nein, natürlich nicht“, meinte ihre Schwester sanft. „Es gibt noch mehr, das ich dir erzählen möchte, und nicht alles davon sind schlechte Nachrichten.“
Simuras Geist, der sich unter den inneren Qualen verkrampft hatte, entspannte sich ein wenig.
„Ich habe Grund zur Annahme, dass Sie zurückkommen.“
Erneut erstarrte Simura. Im ersten Augenblick war ihr Geist vollkommen leer. Dann tauchten plötzlich Hunderte von Gedanken auf und wirbelten durcheinander, sodass es ihr unmöglich war, zu entscheiden, welcher am wichtigsten war und welchen sie ausformulieren sollte.
Ihre Schwester fuhr fort: „Ich weiß nicht, was Sie vorhaben. Ich habe den Gedanken des jungen Faolans entnommen, dass Tamarche mit Reitern über dem Binnenmeer gesichtet worden sind. Offenbar haben Sie einen verloren, der kurz darauf von
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