Kriegsspiele auf Zelos
seinem Zimmer. »Du hast dir einen Todfeind geschaffen, Conrad«, sagte er. »Haruken wird nicht ruhen, bis er dich getötet hat. Nun gibt es kaum noch Hoffnung auf Frieden zwischen unseren Völkern.«
»Scolopen, ich habe mir doch nur den Feind des Friedens zum Feind gemacht, richtig?«
Scolopen lächelte. »Du läßt dich auf ein gefährliches Spiel ein.«
»Das wird mir offenbar zur Gewohnheit.«
Die Nacht war ohne unliebsame Vorfälle verstrichen. Leutnant Smith und Ustinov hatten sich ein Zimmer geteilt und abwechselnd Wache gehalten, genau wie Gautier und Kwango, die auch für regelmäßige Verbindung zur Santa Maria gesorgt hatten. Conrad hatte wie ein Kind geschlafen, auf dem Rücken und mit dem Lasergewehr in der Prothesenhand. Kwango hatte mehrmals nach ihm gesehen, ohne daß er wach geworden war. Im Kerzenlicht waren seine Narben kaum zu erkennen gewesen, und er hatte wie ein ganz junger Mann ausgesehen.
Doch jetzt, während er auf die ersten Strahlen der Sonne wartete, fühlte er sich alt und müde, und seine heilende Gesichtsseite zuckte hin und wieder. Wenn Scolopens Worte stimmten, würde nichts aus seinem schlauen Plan werden.
Der erste Sonnenstrahl kroch über den Rand des Amphitheaters und traf einen großen konkaven Spiegel aus glänzendem Metall am hinteren Ende der Arena. Der Spiegel leuchtete auf wie eine Feuersbrunst und warf seinen Widerschein quer über die Arena auf einen Trompeter, der auf einem gewaltigen Steinblock stand.
Der Mann hob die Trompete an die Lippen, und während sie schmetterte, wurde das Licht kräftiger, und man löschte die Fackeln. Als das rote Licht der Sonne die Arena erhellte, sah man die Krieger und Teilnehmer, die sich in Reih und Glied aufgestellt hatten. In einem Salut für Scolopen hoben sie die Arme und riefen dabei ein Wort, das Conrad nicht kannte. Die dichtgedrängten Zuschauer echoten es.
Scolopen erhob sich. »Wir sind zusammengekommen«, begann er seine Ansprache, »um Kraft und Mut unseres Volkes zu beweisen, um Auseinandersetzungen auf ehrenhafte Weise zu bereinigen und um zu zeigen, wie wir frohgemut leben und sterben. Viele werden sich in den Armen Vallins wiederfinden, ehe die Sonne heute untergeht. Mit ihnen freuen wir uns über ihren Einzug in die Halle der Tapferen, wo immerwährende Freuden die Belohnung dieser Helden sind.
Besucher aus einer fernen Welt geben uns heute die Ehre bei diesen Spielen. Sie wissen wenig über unsere Lebensart, und wir noch weniger über ihre. Viele von euch haben gehört, daß Conrad mit dem Silberauge sich in einem Zweikampf ohne Waffen ausgezeichnet hat. Vielleicht bezeigen er und seine Gefährten Interesse, an irgendwelchen unserer Disziplinen teilzunehmen. Doch auch wenn sie es nicht tun, darf niemand an ihrem Mut zweifeln, denn in ihrem eigenen Land zählen sie zu den Größten ihrer Unsterblichen. Ihr Ruhm und ihre Taten sind wohlbekannt. Ihre Ehre ist unangetastet.
Und nun, beginnt mit den Spielen.«
Als Scolopen seine Ansprache beendet hatte, stellte ein Herold sich in die Mitte der Arena, mit dem Blick auf Scolopen, und kündete den ersten Kampf an.
»Sei gegrüßt, Scolopen, König und Kaiser, Dreifachsieger der Spiele. Wie immer ist der erste Kampf auf Leben und Tod. Die Städte Orovallin und Neovallin bekunden beide ihr Anrecht auf das Wasser des Suros, der zwischen ihnen hindurchfließt. Zehn Krieger von Orovallin stellen sich zehn von Neovallin mit Streitäxten, Schwert, Speer, Morgenstern und Dolch. Bist du gewillt, der Stadt das Wasserrecht zuzusprechen, die mit einem Überlebenden als Sieger hervorgeht?«
Scolopen hob die Hand. »Das bin ich. Der Kampf beginne.«
Die jeweils zehn Krieger schritten in der ovalen Arena aufeinander zu.
»Das ist barbarisch!« entsetzte sich Indira. Sie sprach englisch, um Scolopen mit ihren Worten nicht zu beleidigen. »Ein rituelles Gemetzel, nur um eines Wasserrechts wegen.«
»Vergessen Sie unsere eigene Geschichte nicht, Leutnant«, erinnerte sie Conrad. »Korea, Vietnam und so weiter. Wenn diese Menschen eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Maximalverlust von neunzehn Mann bereinigen können, sind sie klüger und vernünftiger als wir.«
»Ich hoffe, Sie haben bemerkt, Boß, daß Scolopen uns da was eingebrockt hat. Wenn wir nicht teilnehmen, wird man uns für Feiglinge halten«, sagte Kwango.
»Wir werden teilnehmen«, sagte Conrad hart. »Aber ich werde die Disziplinen gut aussuchen.«
Der erste Kampf nahm seinen Lauf. Er war nichts für
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