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Kriegsspiele auf Zelos

Kriegsspiele auf Zelos

Titel: Kriegsspiele auf Zelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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vernichten kann, wenn sie das will. Vielleicht ist es eine Ironie der Götter, daß Haruken das Instrument ihrer Vernichtung sein wird und man ihn für seine Absicht auch noch ehrt.«
    »Scolopen, ich danke dir für deine Offenheit. Du bist wahrhaftig ein weiser Mann, und ich schätze dich hoch. Vielleicht gibt es noch einen Ausweg. Ich werde darüber nachdenken.«
    Scolopen lachte grimmig. »Dann denke schnell, Conrad mit dem Silberauge. Der Sand rinnt durch das Glas. Doch jetzt wollen wir feiern. Die Spiele sind erst morgen.«
     

 
25.
     
    Conrad schätzte, daß es noch eine halbe Stunde bis zum Tagesanbruch war, doch schon jetzt waren die Plätze in dem gigantischen Amphitheater besetzt. Conrad saß als Ehrengast rechts von Scolopen. Unmittelbar unterhalb saßen Leutnant Smith, Kwango, Gautier und Ustinov auf den Steinbänken für weitere Ehrengäste.
    Der Schein Hunderter von Fackeln warf gespenstische Schatten in die Arena. Man konnte meinen, die Geister längst gefallener Helden seien zurückgekehrt, um noch einmal ihren letzten Augenblick zu erleben. Erwartungsvolle Spannung hing schwer in der Luft. Sobald die Sonne aufging, würden die Fackeln gelöscht werden und das Todes- oder Ruhmesritual würde beginnen.
    Conrad dachte über die vergangenen Stunden nach. Scolopens Worte waren noch frisch in seinem Gedächtnis. Es mußte eine Lösung des Problems geben, doch noch war ihm keine eingefallen. Beim Fest, das in der großen Halle des Palasts abgehalten worden war, war es hoch hergegangen. Starker Wein war in Strömen geflossen, und man hatte viele Toasts ausgebracht. Trotzdem war Conrad die unterschwellige Spannung nicht entgangen, an der nicht zuletzt Haruken, des Königs oberster Hauptmann, schuld war. Jedem Toast, jedem Satz, den er äußerte, unterlag ein doppelter Sinn. Er war ein riesenhafter Mann, mit breiten Schultern, schwellenden Muskeln, einem grobgeschnittenen Gesicht und wulstigen Lippen, und seine spitze Zunge war so scharf wie sein Verstand. Er begrüßte die Fremden als Menschen mit seltsamen Kräften und möglicherweise einigem Mut und meinte, daß Orylos, des Königs Sohn, vielleicht auf eigenartige Weise von ihrer Gesellschaft profitiert hätte. Er erlaubte sich sogar die Äußerung, daß Scolopen es aufgrund zunehmenden Alters und großer Erfahrung für klug hielt, die Fremden als Freunde und geschätzte Gäste zu behandeln – obgleich bereits Blut durch ihre Hand geflossen war. Das, schloß Haruken, war ein bezeichnendes Beispiel für Scolopens Weisheit.
    Der König ignorierte diese Spitzen, denn durch eine Beantwortung hätte er seinen Grimm darüber zugegeben. Aber Conrad konnte sich nicht verkneifen, es ihm mit ähnlicher Münze heimzuzahlen. »Ich trinke auf Haruken«, toastete er. »Man sagt, er sei ein großer Krieger. Das kann ich allerdings nicht bestätigen, weil ich ihn noch nicht habe kämpfen sehen. Wohl aber bemerkte ich, daß er mit Worten gut umzugehen versteht. So trinke ich auf seine Geschicklichkeit im Wortspiel und wünsche ihm Glück in den Spielen. In meinem Land haben wir Hunde, die laut bellen, und Hunde, die fest beißen. Morgen wird es sich herausstellen, ob Haruken so gut beißt, wie er bellt.«
    Brüllendes Gelächter erhob sich, dem ein plötzliches Schweigen folgte. Haruken war aufgesprungen und funkelte Conrad an. »Du verstehst nichts von den Sitten unseres Landes!« knurrte er. »Wäre dies nicht des Königs Palast, würde jetzt Stahl blitzen und Blut fließen, um diese Beleidigung aus der Welt zu schaffen.«
    Conrad tat erstaunt. »Haruken, ich bedaure es, falls ich dich gekränkt habe. Es liegt vielleicht daran, daß ich eurer Sprache so wenig mächtig bin. Nichts liegt mir ferner, als einen großen Krieger zu kränken, der seinem König so treu ergeben ist.« Wieder hob Conrad sein Glas.
    Der Sarkasmus glitt nicht an Haruken ab. Seine Finger spielten nervös am Gürtel, als suchten sie eine Waffe, die nicht vorhanden war. Ergrimmt schaute er um sich, aber niemand beantwortete seinen Blick. Schließlich spannte er die Muskeln und knirschte: »Wir werden noch abrechnen, Fremder!«
    Hörbar sogen manche bei dieser Unverschämtheit und Mißachtung von Conrads jetzt anerkanntem Titel den Atem ein. Conrad bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln. »Auf deine Gesundheit, Haruken. Morgen werde ich feststellen, wie gut du beißt.«
    Bald darauf erhob Scolopen sich von seinem thronähnlichen Stuhl und beendete das Fest. Er begleitete Conrad ein Stück zu

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