Kriegsspiele auf Zelos
sein Schwert auf so überzeugende Weise verloren hatte. Jetzt konnte er sich konzentrieren. »Ich brauche kein Schwert«, erwiderte er. »Nicht, um einen Hund zu töten.«
Haruken warf seines von sich. »Genausowenig wie ich, um einen Fremden niederzustrecken!«
Conrad lächelte. »Diesen Fehler wirst du bedauern.« Er hob den Morgenstern und wirbelte die Zackenkugel so schnell durch die Luft, daß sie pfiff.
Haruken machte einen Schritt zurück und starrte ihn offenen Mundes an. Das hatte noch kein Zeloser fertiggebracht, auch wenn sein Arm noch so kräftig war. Conrad wechselte den Griff des Morgensterns in die Biohand über und ließ die Kette hinunterhängen, daß die Zackenkugel auf dem Boden auflag.
»Warum tust du das?« Jetzt war Haruken völlig verwirrt.
»Weil der Augenblick deines Todes gekommen ist«, erwiderte Conrad ruhig. »Doch ehe du stirbst, sollst du noch etwas wissen, Haruken. Meine Schwester verlangt Vergeltung, und es ist erforderlich, daß du den Tod auf spektakuläre Weise findest. Dann wird Frieden zwischen unseren beiden Rassen sein.«
Haruken schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Ein fast wehrloser Mann stand vor ihm, ein verwundeter Mann, der seine ihm verbliebene Waffe in die Hand des verletzten Armes genommen hatte und ihm trotzdem selbstsicher mit dem Tod drohte.
»Deine Mutter war eine verlauste Hündin«, hetzte Conrad, »für die jeder Straßenköter noch viel zu gut war.«
Mit einem wilden Wutschrei hob Haruken seinen Morgenstern und schwang die Zackenkugel nach Conrads Schädel.
Er kam nicht dort an.
Conrads Prothesenhand schoß vor und fing die Kugel im Flug ab. Es sah aus, als hätte sie sich in eine Wand gegraben, doch die Hand blutete weder, noch schien sie verletzt zu sein. Haruken war wie gelähmt. Conrad zerrte die Kugel zu sich heran, daß die Kette barst und nur der Griff in Harukens Hand zurückblieb. Wie gebannt starrte der Zeloser ihn an.
»Meine Schwester läßt grüßen, Haruken«, sagte Conrad. »Vallin erwartet dich.«
Dann warf er seinen Morgenstern mit solcher Kraft, daß Harukens Leiche über die ganze Arena flog.
Zwar fanden noch zwei tödliche und mehrere nichttödliche Disziplinen statt, aber der Rest der Spiele interessierte die Zuschauer kaum noch, nach dem, was sie bisher erlebt hatten.
Nachdem er Haruken getötet hatte, hielt Conrad die Zeit für Diplomatie gekommen. Mit dröhnender Stimme, damit alle sie hören konnten, wandte er sich an den König. »Niemand soll sagen, daß es Haruken an Mut und Ritterlichkeit fehlte. Ihm mangelte es nur an Weisheit. Vergiß den Toren, o König, und erinnere dich an ihn nur als an den großen Krieger.«
»Lord Conrad mit dem Silberauge«, antwortete Scolopen. »Du bist wahrlich großmütig. Es soll sein, wie du es empfiehlst.«
Die Spiele endeten, als die Sonne unterging und der letzte Kampf beendet war. Die Schiedsrichter berieten sich, dann trat der Herold in die Arenamitte und verkündete ihren Spruch:
»Es wird allen kund und zu wissen getan, daß Orylos, Sohn Scolopens, der die Sterblichen Drei besiegt und zwei weitere tödliche Disziplinen für sich entschieden hat, genau wie drei nichttödliche, zum Sieger der Spiele erklärt wird!«
Wieder tobte die Menge vor Begeisterung. Orylos schritt ebenfalls in die Arenamitte und wandte sich seinem Vater zu.
»Scolopen, König und Kaiser, ich salutiere.«
Scolopen antwortete mit dem alten Ritual: »Orylos, Sieger der Spiele, möchtest du um meine Macht kämpfen? Wenn ja, nenne deine Waffen.«
Orylos kniete sich vor ihm nieder. »Scolopen, König und Kaiser, ich fordere dich nicht heraus. Du herrschst weise, und ich werde dir in allem gehorchen – bis zu den nächsten Spielen.« Das war die alte Antwort, die einem erneuerten Treueid gleichkam.
Die Menge jubelte noch, als die letzten Sonnenstrahlen über den Spiegel auf den Herold fielen. Und mit dem letzten Klang seiner Trompete wurden die Fackeln gezündet. Conrad wandte sich an Scolopen:
»Nun, ist der Tag gut verlaufen?«
»Er hätte nicht besser verlaufen können, und das ist dir und deinen Freunden zu verdanken. Womit kann ich euch eine Freude machen?«
»Mit deiner Freundschaft, Scolopen. Was immer auch die Zukunft bringt, möge Frieden zwischen unseren Rassen herrschen.«
27.
Eine Schwadron unter Scolopens Führung begleitete die Entbehrlichen zur Santa Maria zurück. Nach den Spielen waren sie noch drei Tage in Rossvallin geblieben. Conrad wäre gern ein wenig allein
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