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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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er durch die dichten Bäume, bei denen von der Hälfte der Zweige Kletterpflanzen herabhingen und von fast allen Zweigen Bündel irgendeiner grauen, federartigen Pflanze.
    Schlachtgeräusche waren aus allen Richtungen zu vernehmen, aber zunächst konnte Varek keine Bewegung ausmachen. Dann erschienen in fünfzig Schritt Entfernung ein Dutzend altaranische Lanzenträger, die ihre Pferde im Schritt führten und sich vorsichtig umsahen, obwohl die Art, wie sie sich laut miteinander unterhielten, die roten Schlitze kreuz und quer über ihren Brustharnischen überaus rechtfertigte. Varek ergriff seine Zügel. Vielleicht könnte eine Eskorte, selbst dieser undisziplinierte Pöbel, den Unterschied bedeuten, ob die dringende Nachricht, die er bei sich trug, Bannergeneral Chianmai erreichte oder nicht.
    Schwarze Striche blitzten unter den Bäumen auf und leerten altaranische Sättel. Die Pferde stoben in alle Richtungen davon, wenn ihre Reiter stürzten, und dann waren nur noch ein Dutzend Leichname auf dem feuchten Teppich toten Laubs zu sehen, wobei aus jedem Körper mindestens ein Armbrustpfeil hervorragte. Nichts regte sich. Varek erschauerte wider Willen. Diese Fußsoldaten in ihren blauen Jacken hatten zunächst ungefährlich ausgesehen, aber sie traten niemals ins Freie, sondern verbargen sich in Bodensenken und hinter Bäumen. Sie waren jedoch nicht das schlimmste. Er war sich nach dem panischen Rückzug zu den Schiffen in Falme sicher gewesen, daß er das Schlimmste gesehen hatte, was ihm jemals begegnen könnte: das Ewig Siegreiche Heer in die Flucht geschlagen. Vor weniger als einer halben Stunde hatte er jedoch hundert Taraboner einem einzelnen Mann in einer schwarzen Jacke gegenüberstehen sehen. Einhundert Lanzenträger gegen einen, und die Taraboner waren in Stücke gerissen worden. Sprichwörtlich in Stücke gerissen. Männer und Pferde waren einfach so rasch explodiert, wie er nur zählen konnte. Das Gemetzel war noch weitergegangen, nachdem sich die Taraboner zur Flucht wandten, bis niemand mehr in Sichtweite war. Vielleicht war es wirklich nicht furchtbarer, als wenn der Boden unter den Füßen aufbrach, aber zumindest ließen Damme üblicherweise genug von einem Menschen übrig, was man begraben konnte.
    Der letzte Mann, mit dem er in diesen Wäldern sprechen konnte, ein ergrauter Veteran aus der Heimat, der einhundert amadicianische Langspießträger anführte, sagte ihm, daß sich Chianmai in dieser Richtung befände. Vor sich erblickte er an Bäume gebundene, reiterlose Pferde und Männer zu Fuß. Vielleicht wußten sie, wo Chianmai zu finden war. Und er würde sie zurechtweisen, weil sie herumstanden, während ein Kampf tobte.
    Als er zwischen sie ritt, vergaß er seine Strafpredigt jedoch. Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte, aber absolut nicht das, was er hatte finden wollen. Ein Dutzend schwer verbrannte Leichen lagen in einer Reihe. Eine, das honigbraune Gesicht unberührt, war erkennbar Chianmai. Die Fußsoldaten waren alle Taraboner, Amadicianer und Altaraner. Einige von ihnen waren ebenfalls verletzt. Die einzigen Seanchaner waren eine Sul'dam mit starrer Miene und eine weinende Damane.
    »Was ist geschehen?« fragte Varek. Er glaubte nicht, daß es den Asha'man ähnlich sah, Überlebende zurückzulassen. Vielleicht hatte die Sul'dam ihn abgewehrt.
    »Wahnsinn, mein Lord.« Ein hoch aufragender Taraboner bedachte den Mann mit einem Achselzucken, über dessen versengten linken Arm Salbe verteilt war. Der Ärmel war bis zum Brustpanzer des Burschen fortgebrannt, aber trotz seiner Verbrennungen verzog er keine Miene. Sein Visier hing nur noch an einer Ecke des mit roten Federn versehenen konischen Helms und gab auf diese Weise ein hartes Gesicht mit dichtem grauem Schnurrbart, der fast seinen Mund verdeckte, frei. Sein Blick war unverschämt direkt. »Eine Gruppe Illianer hat uns ohne Vorwarnung überfallen. Zunächst verlief alles gut, denn sie hatten keine Schwarzjacken bei sich. Lord Chianmai, der uns tapfer anführte, und die ... die Frauen ... lenkten die Macht und ließen Blitze zucken. Dann, gerade als die Illianer aufgeben wollten, fielen auch Blitze zwischen uns.« Er brach mit einem vielsagenden Blick zur Sul'dam ab.
    Sie sprang sofort auf, schüttelte ihre freie Faust und kam so weit auf den Taraboner zu, wie es die an ihrem anderen Handgelenk befestigte Koppel zuließ. Ihre Damane lag weinend und zusammengesunken da. »Ich will die Worte dieses Hundes gegen meine Zakai nicht

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