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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hören! Sie ist eine gute Damanel Eine gute Damanel«
    Varek versuchte, die Frau durch Gesten zu beruhigen. Er hatte erlebt, wie Sul'dam ihre Schützlinge für Missetaten hatten leiden lassen, wie auch einige wenige, welche die Widerspenstigen zu Krüppeln gemacht hatten, aber die meisten würden sogar einem Adligen gegenüber, der ihre Damane verleumdete, eine drohende Haltung einnehmen. Dieser Taraboner war kein Adliger, und dem Blick der bebenden Sul'dam nach zu urteilen, war sie bereit, einen Mord zu begehen. Hätte der Mann seine lächerliche Beschuldigung tatsächlich laut ausgesprochen, hätte sie ihn vielleicht auf der Stelle getötet.
    »Die Gebete für die Toten müssen warten«, sagte Varek barsch. Was er vorhatte, brächte ihn in die Hände der Sucher, wenn er scheiterte, aber außer der Sul'dam war hier kein Seanchaner übriggeblieben. »Ich übernehme das Kommando. Wir werden uns nach Süden absetzen.«
    »Absetzen!« bellte der breitschultrige Taraboner. »Wir werden Tage brauchen, um uns abzusetzen*. Die Illianer kämpfen wie in die Enge getriebene Dachse und die Cairhiener wie eingesperrte Frettchen. Die Tairener sind nicht so schwer zu bekämpfen, wie ich gehört habe, aber da sind auch noch vielleicht ein Dutzend dieser Asha'man. In diesem Tollhaus weiß ich nicht einmal, wo sich drei Viertel meiner Männer befinden!« Durch sein Beispiel ermutigt, begannen auch die übrigen zu protestieren.
    Varek ignorierte sie und versagte sich die Frage, was ein ›Tollhaus‹ sei. Er konnte es sich angesichts des dichten Waldes rundum, des Kampflärms und der donnernden Explosionen und Blitze gut vorstellen. »Ihr werdet Eure Männer sammeln und Euch zurückziehen«, sagte er laut und unterbrach somit das Geplapper. »Aber nicht zu rasch. Ihr werdet für Disziplin sorgen.« Mirajs Befehl für Chianmai lautete ›mit größtmöglicher Eile‹ - er hatte ihn sich gemerkt, falls mit der Abschrift in seinen Satteltaschen etwas geschähe -, aber wenn sie hierbei übereilt handelten, bliebe die Hälfte der Männer zurück und würde vom Feind mit Muße in kleine Stücke zerfetzt. »Nun bewegt Euch! Ihr kämpft für die Herrscherin, möge sie ewig leben!«
    Letzteres war die Art Ermutigung, wie man sie frisch ausgehobenen Rekruten mit auf den Weg gab, aber aus einem unbestimmten Grund zuckten die Männer wie geschlagen zusammen. Dann verbeugten sie sich rasch und tief, die Hände auf den Knien, und flogen fast zu ihren Pferden. Seltsam. Jetzt war es an ihm, die seanchanischen Einheiten zu finden. Eine dieser Einheiten würde von jemandem befehligt werden, der über ihm stand, dann könnte er seine Verantwortung abgeben.
    Die Sul'dam lag auf den Knien, strich ihrer noch immer schluchzenden Damane übers Haar und sang leise. »Beruhigt sie«, befahl er ihr. Mit größtmöglicher Eile. Er glaubte, eine Spur Angst in Miraj s Blick gesehen zu haben. Was könnte Kennar Miraj Angst einjagen? »Ich denke, wir werden uns im Süden auf Euch Sul'dam verlassen müssen.« Aber warum ließ sie das erbleichen?
    Bashere stand am Waldrand und betrachtete durch das Visier seines Helms stirnrunzelnd, was sich ihm darbot. Sein Kastanienbrauner stupste ihn an der Schulter an. Bashere hielt seinen Umhang gegen den Wind fest geschlossen - eher um jede Bewegung zu vermeiden, die Aufmerksamkeit erregen könnte, als wegen der Kälte, obwohl sie ihm eine Gänsehaut verursachte. Damals in Saldaea hätte er es noch als Frühlingsbrise empfunden, aber Monate in den Südlanden hatten ihn verweichlicht. Kurz vor der Mittagszeit schimmerte die Sonne hell zwischen grauen Wolken hindurch, die rasch über den Himmel zogen. Nur weil man eine Schlacht mit der Sonne im Rücken begann, bedeutete das noch nicht, daß man sie auch in Richtung Westen beendete. Vor ihm lag eine weite Wiese, auf der Herden schwarzweißer Ziegen das braune Gras abfraßen, ganz so, als tobe keine Schlacht um sie herum. Nicht daß hier im Moment Anzeichen davon zu bemerken gewesen wären. Dennoch konnte man zerfetzt werden, wenn man diese Wiese überquerte. Und zwischen den Bäumen, gleichgültig, ob Wald oder Olivenhaine oder Unterholz, sah man den Feind nicht immer zwangsläufig, bevor man auf ihn stieß.
    »Wenn wir sie überqueren wollen«, murrte Gueyam, während er sich mit einer Hand über seinen kahlen Schädel rieb, »dann sollten wir es jetzt tun. Bei der Wahrheit des Lichts - wir verschwenden Zeit.« Amondrid schloß geräuschvoll den Mund. Wahrscheinlich hatte der

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