Kriegswirren
gewesen. Jetzt regierte er hier, zumindest bis Elayne den Sonnenthron beanspruchen konnte. »Mein Lord Drache«, murmelte er und verbeugte sich. »Meine Lady Ta'veren.«
»Ein Scherz«, murrte Min, als Rand sie mit gewölbter Augenbraue ansah.
»Vielleicht«, sagte Dobraine und zuckte leichthin die Achseln, »und doch trägt die Hälfte der adligen Frauen in der Stadt jetzt in Nachahmung der Lady Min bunte Farben. Außerdem Hosen, die ihre Beine zeigen, und viele Jacken, die nicht einmal über ihre...« Er hustete diskret, als er erkannte, daß Mins Jacke auch ihre Hüften nicht vollständig verbarg.
Sie erwog, ihm zu sagen, er hätte sehr hübsche Beine, auch wenn sie entschieden wulstig waren, überlegte es sich dann aber rasch anders. Rands Eifersucht war vielleicht eine wärmende Flamme, wenn sie allein waren, aber sie wollte nicht, daß er Dobraine angriff. Sie befürchtete, daß er dazu fähig wäre. Außerdem glaubte sie, daß es ein Ausrutscher gewesen war. Lord Dobraine Taborwin war nicht der Mann, der auch nur annähernd rauhe Scherze machte.
»Also veränderst auch du die Welt, Min.« Rand tippte ihr grinsend mit einem Finger auf die Nasenspitze. Er tippte ihr auf die Nasenspitze! Wie einem Kind, über das er sich lustig machte! Schlimmer noch - sie spürte, daß sie sein Grinsen wie eine Närrin erwiderte. »Anscheinend auf bessere Art als ich«, fuhr er fort, doch sein kurzzeitiges, jungenhaftes Grinsen schwand wie Nebel.
»Ist in Tear und Illian alles in Ordnung, mein Lord?« fragte Dobraine.
»In Tear und Illian ist alles in Ordnung«, erwiderte Rand grimmig. »Was habt Ihr für mich, Dobraine? Setzt Euch, Mann. Setzt Euch.« Er deutete auf die Stuhlreihen und ließ sich auch selbst nieder.
»Ich habe allen Euren Briefen gemäß gehandelt«, sagte Dobraine und setzte sich Rand gegenüber, »aber ich furchte, es gibt nur wenig Gutes zu berichten.«
»Ich werde uns etwas zu trinken holen«, sagte Min mit angespannter Stimme. Briefe? Es war nicht leicht, in Stiefeln mit Absätzen zu stolzieren - sie hatte sich an sie gewöhnt, aber man schwankte darin bei allem, was man tat -, doch ausreichender Zorn machte alles möglich. Sie trat zu dem kleinen vergoldeten Tisch unter einem der großen Spiegel, auf dem ein Silberkrug und Becher standen. Sie beschäftigte sich damit, voller Wut gewürzten Wein einzugießen. Die Diener brachten stets zusätzliche Becher, falls sie Besucher hatte, obwohl außer Sorilea oder einigen törichten adligen Frauen selten jemand kam. Der Wein war kaum noch warm, aber er war heiß genug für die beiden. Sie hatte zwei Briefe erhalten, aber sie könnte wetten, daß Dobraine zehn bekommen hatte! Zwanzig! Sie knallte den Krug und die Becher auf den Tisch und hörte aufmerksam zu. Worum ging es hinter ihrem Rücken bei den Dutzenden von Briefen?
»Toram Riatin scheint verschwunden zu sein«, sagte Dobraine, »obwohl es zumindest gerüchteweise heißt, er lebe noch. Gerüchte besagen auch, daß Daved Hanion und Jeraal Mordeth - Padan Fain, wie Ihr den Mann nennt - ihn im Stich gelassen haben. Ich habe übrigens Torams Schwester, die Lady Ailil, in großzügigen Räumen untergebracht, mit Dienern, die ... zuverlässig sind.« Seinem Tonfall nach zu urteilen, meinte er eindeutig, daß sie ihm gegenüber zuverlässig waren. Die Frau würde nicht einmal ein Gewand wechseln können, ohne daß er davon erfuhr. »Ich kann durchaus begreifen, warum sie und Lord Bertome und die übrigen hierher gebracht wurden, aber warum Hochlord Weiramon oder Hochlady Anaiyella? Ihre Diener sind selbstverständlich auch zuverlässig.«
»Woran erkennt Ihr, daß eine Frau Euch töten will?« sann Rand.
»Wenn sie Euren Namen kennt?« Es klang nicht nach einem Scherz. Rand neigte nachdenklich den Kopf und nickte dann. Nickte! Min hoffte, daß er nicht noch immer Stimmen hörte.
Rand machte eine Handbewegung, als wollte er die Frau hinwegfegen, die ihn töten wollte. Es war gefährlich, sie in der Nähe zu haben. Min wollte ihn gewiß nicht töten, aber sie hätte nichts dagegen, wenn Sorilea mit dieser Gerte auf ihn losginge! Hosen boten nicht viel Schutz.
»Weiramon ist ein Narr, der zu viele Fehler macht«, belehrte Rand Dobraine, der gelassen zustimmte. »Mein Fehler war, zu glauben, ich könnte ihn benutzen. Anscheinend ist er es zufrieden, in der Nähe des Wiedergeborenen Drachen bleiben zu können. Was noch?« Min reichte ihm einen Becher, und er lächelte sie trotz des über sein Handgelenk
Weitere Kostenlose Bücher