Kriegswirren
Lord Drache«, sagte sie respektvoll. »Uns wurde gerade erst mitgeteilt, daß Ihr zurückgekehrt seid, und wir dachten, Ihr wolltet vielleicht rasch erfahren, wie die Verhandlungen mit den Atha'an Miere stehen.« Sie sah Dobraine nur an, und er erhob sich sofort. Cairhiener waren es gewohnt, daß Menschen unter vier Augen miteinander sprechen wollten.
»Dobraine kann bleiben«, sagte Rand kurz angebunden. Hatte er gezögert? Er erhob sich nicht. Die Augen eisblau, war er ganz der Wiedergeborene Drache. Min hatte ihm gesagt, daß diese Frauen wahrhaftig zu ihm gehörten, daß alle fünf, die ihn zu den MeervolkSchiffen begleitet hatten, ihrem Eid äußerst treu ergeben und daher seinem Willen unterworfen waren, und doch schien es ihm schwerzufallen, einer Aes Sedai zu trauen. Sie verstand, aber er würde es lernen müssen.
»Wie Ihr wünscht«, erwiderte Merana und neigte kurz den Kopf. »Rafela und ich haben eine Übereinkunft mit dem Meervolk erreicht. Der Vertrag, wie sie es nennen.« Der Unterschied war klar erkennbar. Die Hände auf mit grauen Schlitzen versehenen grünen Röcken ruhend, atmete sie tief durch. Es mußte sein. »Harine din Togara Zwei Winde, Herrin der Wogen des Shodein-Clans, die für Nesta din Reas Zwei Monde, Herrin der Schiffe der Atha'an Miere, und somit für alle Atha'an Miere verbindlich spricht, hat zugesagt, alle Schiffe zur Verfügung zu stellen, die der Wiedergeborene Drache benötigt, damit er welches Ziel auch immer für welchen Zweck auch immer erreichen kann.« Merana wurde gerne etwas belehrend, wenn keine Weisen Frauen in der Nähe waren, denn die Weisen Frauen ließen es nicht zu. »Im Gegenzug haben Rafela und ich in Eurem Namen zugesagt, daß der Wiedergeborene Drache keine Gesetze der Atha'an Miere ändern wird, wie er es bei den ...« Sie zögerte einen Moment. »Verzeiht. Ich bin es gewohnt, Übereinkünfte genauso wiederzugeben, wie sie geschlossen wurden. Das Wort, das sie benutzten, lautete ›Landgebundene‹, aber sie meinten damit das, was Ihr in Tear und Cairhien getan habt.« Sie wirkte einen flüchtigen Moment nachdenklich. Vielleicht fragte sie sich, ob er das gleiche in Illian getan hatte. Sie hatte sich erleichtert gezeigt, daß er in ihrer Heimat Andor nichts verändert hatte.
»Damit kann ich vermutlich leben«, murrte er.
»Zweitens«, fuhr Rafela fort, die dicklichen Hände an der Taille gefaltet, »müßt Ihr den Atha'an Miere Land geben, eine Quadratmeile - für jede Stadt an schiffbarem Wasser, die Ihr jetzt kontrolliert oder in Zukunft kontrollieren werdet.« Sie klang kaum weniger schwülstig als ihre Begleiterin. Sie klang auch nicht sehr erfreut über ihre Worte. Sie war immerhin Tairenerin, und nur wenige Häfen kontrollierten ihren Handel genauer als Tear. »Innerhalb dieses Gebietes sollen die Gesetze der Atha'an Miere jegliche anderen Gesetze überwiegen. Dieses Abkommen muß auch von den Herrschern besagter Häfen bestätigt werden, so daß ...« Sie zögerte jetzt ebenfalls, und ihre dunklen Wangen wurden ein wenig grau.
»So daß dieses Abkommen mich überleben wird?« fragte Rand trocken. Er lachte bellend. »Auch damit kann ich leben.«
»Jede Stadt mit einem Hafen?« rief Dobraine aus. »Meinen sie damit... auch hier?« Er sprang auf und begann auf und ab zu gehen, wobei er noch mehr Wein verschüttete, als Min es bereits getan hatte. Er schien es nicht zu bemerken. »Eine Quadratmeile? Nur das Licht allein weiß, welch eigenartige Gesetze das sind! Ich bin auf einem Meervolk-Schiff gereist, und es ist eigenartig! Bloße Beine gehören nicht dazu! Und was die Zoll- und Liegegebühren betrifft und ...« Er wandte sich abrupt zu Rand um. Er bedachte die Aes Sedai, die ihn nicht beachteten, mit einem finsteren Blick, aber er sprach fast grob zu Rand. »Sie werden Cairhien in einem Jahr ruinieren, mein Lord Drache. Sie werden jeden Hafen ruinieren, in dem Ihr ihnen dies gewährt.«
Min stimmte ihm schweigend zu, aber Rand winkte nur ab und lachte erneut. »Das beabsichtigen sie vielleicht, aber ich verstehe einiges davon, Dobraine. Sie haben nicht gesagt, wer das Land auswählen soll, so daß es sich überhaupt nicht am Wasser befinden muß. Sie werden ihre Nahrung von Euch beziehen und daher nach Euren Gesetzen leben müssen, so daß sie nicht zu überheblich sein dürfen. Schlimmstenfalls könnt Ihr Eure Zollgebühren eintreiben, wenn die Güter aus ihren ... Freihäfen kommen. Und was das übrige betrifft - wenn ich es akzeptieren
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