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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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vielleicht schon tot bist.« So wie ich auch, dachte sie verbittert. Der Mann wirkte verwirrt!
    »Ich habe dir geschrieben«, sagte er zögernd, und sie rümpfte die Nase.
    »Zwei Mal. Weil Asha'man deine Briefe abliefern konnten, hast du zwei Mal geschrieben, Rand al'Thor. Wenn du es Briefe nennst!«
    Er taumelte, als hätte sie ihn geschlagen - nein, als hätte sie ihm in den Bauch getreten! -, und blinzelte. Sie riß sich zusammen und sank gegen die Rückenlehne des Stuhls. Wenn man einem Mann im falschen Moment Mitleid gewährte, gewann man verlorenen Boden niemals zurück. Ein Teil von ihr wollte ihn umarmen, ihn trösten, allen Schmerz von ihm nehmen, all seinen Kummer lindern. Er hatte so viel davon und weigerte sich, auch nur einen zuzugeben. Sie würde nicht aufspringen, zu ihm eilen und überstürzt erklären, was falsch war oder ... Licht, es mußte ihm gutgehen.
    Etwas nahm sie sanft unter den Ellbogen und hob sie vom Stuhl. Ihre blauen Stiefel baumelten in der Luft, und sie schwebte auf ihn zu, während das Drachenszepter von ihm fort schwebte. Also meinte er, lächeln zu können? Er meinte, sein hübsches Lächeln könnte sie umstimmen? Sie öffnete den Mund, um ihm heftig die Meinung zu sagen! Er legte die Arme um sie und küßte sie.
    Als sie wieder atmen konnte, spähte sie durch gesenkte Wimpern zu ihm hoch. »Zuerst...« Sie schluckte, da ihre Stimme zitterte. »Zuerst stolzierte Jahar Narishma herein, versuchte auf seine übliche Art jedermanns Gedanken zu ergründen und verschwand, nachdem er mir ein Stück Pergament gegeben hatte. Warte. Es besagte: ›Ich habe Anspruch auf die Krone Illians erhoben. Vertraue niemandem, bis ich zurückkehre. Rand.‹ Ich würde sagen, da fehlte noch einiges, um es einen Liebesbrief zu nennen.«
    Er küßte sie erneut.
    Dieses Mal dauerte es länger, bis sie wieder zu Atem kam. Nichts verlief so, wie sie es erwartet hatte. Andererseits verlief es gar nicht so schlecht. »Beim zweiten Mal gab Jonan Adley ein Stück Papier ab, das besagte: ›Ich werde zurückkehren, wenn ich hier fertig bin. Vertraue niemandem. Rand.‹ Adley suchte mich im Bad auf«, fügte sie hinzu, »und er hatte keine Hemmungen zu schauen.« Rand versuchte stets vorzugeben, er sei nicht eifersüchtig - als gäbe es einen Mann auf der Welt, der nicht eifersüchtig war -, aber sie hatte seine finsteren Blicke bemerkt, wenn andere Männer sie ansahen. Und seine erhebliche Leidenschaft war danach stets noch heftiger. Vielleicht sollte sie vorschlagen, daß sie sich ins Schlafzimmer zurückzögen? Nein, sie würde keinesfalls so forsch vorgehen ...
    Rand setzte sie mit ausdrucksloser Miene ab. »Adley ist tot«, sagte er. Plötzlich flog die Krone von seinem Kopf und wirbelte durch den ganzen Raum, als sei sie geschleudert worden. Als Min bereits dachte, sie würde gegen die Rückseite des Drachenthrons krachen, hielt der breite Goldring jäh inne und sank langsam auf den Sitz des Throns.
    Min stockte der Atem, als sie zu Rand aufsah. Blut glänzte in den dunkelroten Locken über seinem linken Ohr. Sie zog ein spitzenbesetztes Taschentuch aus ihrem Ärmel und wollte es zu seiner Schläfe führen, aber er ergriff ihr Handgelenk.
    »Ich habe ihn getötet«, sagte er ruhig.
    Sie erschauderte beim Klang seiner Stimme. Ruhig, so wie das Grab ruhig war. Vielleicht war das Schlafzimmer eine ausgezeichnete Idee. Gleichgültig, wie forsch es war. Sie zwang sich zu lächeln - errötete, als sie erkannte, wie leicht es war, zu lächeln, wenn man an das große Bett dachte - und ergriff seine Hemdbrust, bereit, ihm Jacke und Hemd jetzt und hier vom Leib zu reißen.
    Jemand klopfte an die Türen.
    Mins Hände lösten sich jäh von Rands Hemd, und sie wich einen Schritt zurück. Wer konnte das sein? fragte sie sich verärgert. Die Töchter des Speers kündeten Besucher entweder an, wenn Rand da war, oder schickten sie einfach herein.
    »Komm«, sagte er laut und lächelte sie wehmütig an. Min errötete dabei erneut.
    Dobraine streckte den Kopf durch die Tür, trat dann ein und schloß die Tür hinter sich, als er sie zusammenstehen sah. Der cairhienische Lord war ein kleiner Mann, kaum größer als Min, der die Vorderseite seines Kopfes rasiert hatte, während das übrige, überwiegend graue Haar bis auf seine Schultern fiel. Blaue und weiße Streifen schmückten die Vorderseite seiner fast schwarzen Jacke bis unter die Taille. Schon bevor er Rands Gunst erworben hatte, war er ein mächtiger Adliger im Land

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