Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter
großer Soldat, der keinen einzigen Feldzug seines Lebens gegen Alemannen, Sachsen, Langobarden, Aquitanien verloren hat« (Braunfels). Nur in vier Jahren seiner Regierung (749, 750, 759, 764) führte er nicht Krieg!
742 zog er, mit Karlmann gemeinsam, gegen den Alemannenherzog Theudobald, 743 gegen die Bayern, 744 wieder gegen Theudobald. 752 gewann er Septimanien, den Küstenstrich nebst Hinterland zwischen Ostpyrenäen und Nîmes. Gegen Ende des Jahrzehnts eroberte er Narbonne, stach die sarazenische Besatzung ab, vertrieb die Sarazenen, wobei seine Truppen »wahrscheinlich nicht weniger dazu beigetragen, dieses einst reiche Gebiet zu plündern, als die eingedrungenen Ungläubigen« (Bullough). Im Kampf gegen die Sachsen kam er 753 bis zur Weser, ein Kriegszug, auf dem der Kölner Bischof Hildegar am 8. August fiel. 758 drang er ins Münsterland vor und ließ sich von den schwer geschlagenen Westfalen Treue, 300 Pferde jährlich und die Zulassung christlicher Missionare versprechen.
In acht Feldzügen zwischen 760 und 768 ringt er Aquitanien nieder, wo er, noch zusammen mit Karlmann, einst die Vorstädte von Bourges in Brand gesteckt und Loches zerstört hatte. Nun bricht Pippin die Burgen, ruiniert das Land. Er brennt Bourbon-l'Archambault nieder, brennt Clermont nieder, ungezählte Dörfer stehen in Flammen. Pippins Ältester, Karl (»der Große«), begleitet ihn: eine Schule fürs Leben! Systematisch beraubt und verwüstet der Franke Jahr für Jahr weit und breit die Gegend – noch durch Generationen waren die Verheerungen dieser Kriege spürbar.
Erst mit der heimtückischen Ermordung des unentwegt, schlimmer als jedes Tier, zunächst von Ort zu Ort, dann von Wald zu Wald gejagten Waifar, des letzten Herzogs von Aquitanien, Anfang Juni 768 im Wald von la Double (bei Périgueux) verliert Aquitanien vorläufig seine Selbständigkeit. Dabei kam der Verdacht auf, Waifar, nach dem ganze Scharen Pippins gefahndet, sei auf dessen Anstiften umgebracht worden, was man heute »übereinstimmend« annimmt (de Bayac). Auch Waifars Onkel Romistan wurde gehängt, standrechtlich, Waifars Mutter und Schwestern nahm man gefangen. Derart hatte Pippin das ganze Gebiet von der Loire bis zu den Pyrenäen gewonnen und die Grundlage für das spätere Frankenreich gelegt. »Die Nachwelt hat die Erwerbung Aquitaniens als die größte Tat Pippins verzeichnet« (Mühlbacher). Verzeichnet! 11 Und das vielbändige »Handbuch für Europäische Geschichte« bescheinigt ihm gar ein schon »seit 749 nach innen und außen befriedetes Reich«!
Weithin hatte man erwartet, daß Grifo gut abgefunden werde, weshalb der hl. Bonifatius Ende 741 nicht versäumte, ihn, »Eure Gottseligkeit bei Gott dem allmächtigen Vater und bei Jesus Christus seinem Sohn und beim heiligen Geist, bei der heiligen Dreifaltigkeit« etc. zu beschwören, »den Geistlichen und Priestern in Thüringen zu helfen ... gegen die Bosheit der Heiden« (paganorum malitiam), »wenn Dir Gott die Gewalt gibt«. Aber das wollte Gott nicht. Der später da und dort als Heiliger verehrte Karlmann hatte Halbbruder Grifo in Neufchâteau, nahe den Ardennen, für sechs Jahre hinter Schloß und Riegel gebracht, ihn dann aber, in bewährter Nächstenliebe, laufenlassen. Der edle Pippin speiste ihn mit einigen Grafschaften ab. Grifo eilte zunächst zu den Sachsen – die Pippin 748 unterlagen, wobei es wieder zu Massentaufen kam. Dann trommelte Grifo Bayern, die Heimat seiner Mutter Swanahilt, zum Aufstand, den Pippin 749 niederschlug. Und nachdem auch ein Kontakt mit Waifar von Aquitanien zu nichts führte, wurde Grifo 753 auf der Flucht zu den Langobarden in den Alpen bei Maurienne von fränkischen Grenzposten erschlagen, wobei auch zwei fränkische Grafen fielen. 12
Der vom Papst gesalbte Thronräuber und König »von Gottes Gnaden« führt zwei Kriege für den Papst
Am 28. Juli 754 salbte Stephan II. in der Kirche von Saint-Denis im Namen der Dreieinigkeit noch einmal feierlich den Majordomus Pippin, den er seitdem immer »Gevatter« nannte, und seine beiden Söhne Karl und Karlmann zu Königen der Franken »von Gottes Gnaden« (Dei gratia), um derart die Legitimität des Thronräubers zu festigen.
Möglicherweise nicht gesalbt hatte der Papst Pippins Gattin, sie vielleicht nur »gesegnet« (benedixit), während später auch die Gattinen gesalbt worden sind. Pippin aber, betonte Stephan, sei durch Gott selbst (oder den hl. Petrus) gesalbt worden. »Darum hat euch der Herr«, schrieb
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