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Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 04 - Fruehmittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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er im nächsten Jahr an Pippin und dessen Söhne, »durch meine Wenigkeit unter Vermittlung des h. Petrus zu Königen gesalbt, damit durch euch seine h. Kirche erhöht werde und der Apostelfürst zu seinem Recht komme.«
    Die Salbung demonstrierte zwar einerseits die Legalität des Herrschers, andererseits jedoch machte sie ihn zum »Diener der Kirche« (Funkenstein), bedeutete sie »Weihe zum Dienst für die römische Kirche« (Sickel). »Größer und würdiger als der Gesalbte ist der Salbende«, sagt später Innozenz III. Unter Androhung der Exkommunikation verbot der Papst den Franken, jemals Könige anderer Abkunft zu wählen, verpflichtete er sie, nie einen König zu küren, der nicht dem Geschlecht angehöre, das zur höchsten Würde bestimmt, »das durch die Vermittlung der Apostel bestätigt und durch die Mittlerschaft ihres Stellvertreters, des Papstes, geweiht sei«.
    Pippin seinerseits schwor nach dieser »göttlichen Bestätigung« seines Regiments, die Gesetze zu achten, Raub und Unrecht zu verhindern, das Kirchengut zu schützen, zu mehren. Was freilich gerade auf Raub und Unrecht hinauslief; zumal Pippin die Zehntzahlung an die Kirche als Staatsgesetz durchführte, für kirchliches Leihgut sogar den Doppelzehnten (nona et decima) verlangte. Jeder soll geben, schrieb Pippin dem Mainzer Bischof, ob er will oder nicht (aut vellet aut nollet).
    Wahrlich, wieder ein »gewinnbringendes Geschäft« (S. 316).
    Im übrigen bedeuteten diese ganzen Absprachen, Schwüre, Versprechungen, wohleingebettet in päpstliches Himmelsgeflüster, nichts anderes als Krieg gegen die Langobarden. Seit weit über hundert Jahren aber, seit dem Merowinger Childebert II. (S. 133 ff.), hatte kein Frankenkönig die Langobarden bekriegt. Man konnte ihnen, als einzigen Nachbarn, keinerlei feindselige Handlung vorwerfen. Auch waren die Franken seit langem ihre Freunde. Sie sahen in ihnen Stammesverwandte. Sie schätzten sie als Waffengefährten aus dem Kampf gegen die Araber. Darum widerstrebten die fränkischen Großen den Forderungen des Papstes fast bis zur Rebellion, und ein Teil der Vornehmen drohte, den König zu verlassen.
    Sogar Pippins Bruder, der abgedankte Hausmeier Karlmann, eilte auf Drängen Aistulphs und im Interesse seiner eigenen Söhne aus Monte Cassino herbei zur Verhinderung des Krieges oder, wie der Papstbiograph dies ausdrückt, »um die Sache der h. Kirche Gottes zu untergraben«. Karlmann beeindruckte die Franken mächtig, wurde jedoch vom Papst disziplinarisch gemaßregelt und in ein Kloster zu Vienne an der Rhône gesperrt. Er sei, meldet der Reichsannalist elegant, in Vienne »zurückgeblieben«. Und hier im Klosterkerker starb Karlmann auch kurz darauf (als Pippin bereits auf dem Weg nach Italien war); während man seine Begleiter, Mönche aus Monte Cassino, noch jahrelang eingesperrt hielt, auch seine Söhne (namentlich bekannt ist nur Drogo) geschoren in Klosterhaft steckte – und Karlmanns Leiche nicht einmal in heimatlicher Erde bestatten, sondern, auf Pippins Befehl, nach Monte Cassino bringen ließ. Nur wenige Jahre früher hatte der hl. Papst Zacharias dem Usurpator die fromme Hand zur Beseitigung der rechtmäßigen Merowinger geboten, und nun der hl. Papst Stephan II. die seine zur definitiven Ausschaltung von Pippins eigener Verwandtschaft! Jeden geistlichen Beistand leistete er dabei. 27
    Die grundsätzliche und Weltgeschichte machende Zusage Pippins zum Krieg erhielt der Papst bereits im Sommer 753. »Besonders umstürzend war an dem Plan, daß auf Wunsch des heiligen Vaters Christen gegen Christen ins Feld geführt werden sollten, wobei der irdische Stellvertreter des Apostelfürsten den fränkischen Großen als gewiß zusicherte, daß Petrus und Gott selbst ihnen Vergebung der Sünden, hundertfältige irdische Vergeltung und das ewige Leben verheißen« (K. Hauck). 28
    Pippin rückte also im Sommer 754, nur um der Liebe zum hl. Petrus und um Gotteslohn willen, wie er ausdrücklich erklärte, mit seinem Heer, in dessen Mitte sich der Papst befand, über den Mont Cenis, nicht ohne daß man unmittelbar zuvor noch in Saint-Jean-de-Maurienne, der letzten Stadt auf fränkischem Boden, ein feierliches Hochamt zelebriert hatte. Auch übergab Pippin nun das Aistulph als Entschädigung angebotene Geld dem Papst. Das langobardische Heer aber nahm er von vorn und im Rücken alsbald in die Zange und schlug es schwer. So haben die Franken, schrieb Stephan II. unmittelbar nach dem Krieg, »alle übrigen

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