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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Ostfranken.
    Seit 876 zunächst nur über das kleine schwäbische Teilreich gesetzt, regierte er nach dem Tod seiner Brüder, des kranken Bayernkönigs Karlmann, der 879 in seiner letzten Urkunde zugunsten Karls verzichtet hatte, und König Ludwigs III. des Jüngeren, der am 20. Januar 882 in Frankfurt am Main ohne Erben starb, auch über deren regna. Und nach dem Tod der beiden westfränkischen Könige, Ludwigs III., des Siegers von Saucourt, am 5. August 882, und seines Bruders Karlmann im Dezember 884 – jener Herr über den Norden, dieser über den Süden des Westreiches –, wurde Karl III. auch dort als Kaiser anerkannt. 885 unterwarfen sich ihm in der Pfalz zu Ponthion alle weltlichen und geistlichen Großen, womit das Frankenreich in seinem ganzen Umfang wieder erstanden war. 7
    Karl der Dicke bekriegte nun allerdings nicht, wie vom Papst erwartet, die Sarazenen, sondern die Normannen, wozu man ihn nördlich der Alpen auch ständig aufgefordert hatte. Und natürlich kämpfte er auf seine Weise; ließ er sich, aus Italien zurück, erst in Bayern, dann in Worms huldigen, ehe er im Juli 882 mit einem gewaltigen Heer, darunter sogar langobardische Truppen, das Normannenlager in Asselt (Elsloo) am Unterlauf der Maas einschloß. Doch selbst als ihm ein glücklicher Zufall zu Hilfe kam, als ein entsetzliches Gewitter eine Bresche in die ummauerte Verschanzung brach, blies er nicht zum Sturm, sondern begann nach 12 Tagen mit. den Normannen zu verhandeln und erkaufte durch große Zugeständnisse ihren Abzug.
    Für einen Lehenseid und das Versprechen ihres Führers Gottfried, Christ zu werden, trat ihm Karl die Provinz Friesland ab. Gottfried, wohl mit dem dänischen Königsgeschlecht verwandt und auch in den Quellen oft König genannt, wurde vom Kaiser persönlich »aus dem heiligen Quell gehoben« und durfte Gisla heiraten, Lothars II. und der Waldrada illegitime Tochter. Der Versuch freilich, den Fürsten in die Karolingerdynastie zu integrieren, scheiterte blutig (S. 283 f.). Und König Siegfried samt den übrigen Normannen, berichtet Abt Regino wieder, bekam »eine unermeßliche Menge Gold und Silber« – »mehrere tausend Pfund Silber und Gold«, meldeten die »Annales Bertiniani« und bekennen, daß sie der fromme Kaiser »aus dem Schatz des hl. Stephanus zu Metz und von anderen Heiligen mitgenommen hatte, und ließ zu, daß sie wie seither blieben, um seinen und seines Vetters Reichsteil zu verwüsten«.
    Ganz offen wurde damals der Erzkanzler des Kaisers, Bischof Liutward von Vercelli, bezichtigt, vom Feind bestochen worden zu sein und zusammen mit einem Grafen Wikbert den Vergleich vermittelt zu haben. (887 verlor derselbe Kirchenfürst, wegen Ehebruchs mit der Kaiserin verklagt, seine Hofämter, worauf er zu Karls Gegner Arnulf von Kärnten überwechselte; 899 erschlugen ihn die Ungarn: S. 287 f.) 8
    Das Normannenelend war mit all dem freilich nicht beendet, zum wenigsten im Westreich.

Die göttliche Vorsehung operiert meuchlings: Ende der Normannenherrschaft in Friesland

    Zuweilen nämlich gab es Triumphe.
    Zum Beispiel gegenüber Gottfried. Er war durch seinen Vergleich 882 mit Karl Christ, Ehemann von König Lothars II. (mit Waldrada gezeugter) Tochter Gisla, sowie Herr über das Gebiet etwa des heutigen Holland geworden. Als man ihn beschuldigte, mit seinem Schwager Hugo, König Lothars II. illegitimem Sohn, Gislas Bruder, sich wider das Reich verschworen zu haben, da »war Gott dagegen«, »verlieh ihm der Herr den verdienten Lohn« (Annales Fuldenses).
    Nicht offen operierte die göttliche Vorsehung.
    Der Kaiser – Gottfrieds Taufpate – ließ ihn durch einen von dessen Anklägern, den ostfränkischen Grafen Heinrich, den Bruder Poppos (S. 354), ermorden. Heinrich, »ein sehr kluger Mann«, der die Sache offenbar ausgeheckt, und Willibert, »der ehrwürdige Bischof von Köln« (Regino von Prüm), treffen den arglosen Gottfried »im Jahr der göttlichen Menschwerdung 885« auf der Insel Betuwe (zwischen Niederrhein und Waal). Am zweiten Tag der »Verhandlungen« ruft Bischof Willibert Gottfrieds Gemahlin Gisla von der Insel, um anderwärts »ihren Eifer für den Frieden rege zu machen«, indes Heinrichs Begleiter, just während der anderwärtigen pazifistischen Bischofsbemühungen, den König heimlich abstechen. Nicht genug: auch »alle seine Begleiter«, »alle Normannen, welche sich auf der Betuwe vorfanden, werden niedergemetzelt.«
    Und nur wenige Tage darauf lockt man auch Hugo, »der sich

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