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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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nach Gründung des Frauenstifts St. Servatius in Quedlinburg durch seine Mutter Mathilde, hatte er 937 in Magdeburg das mit »Reformmönchen« besetzte Moritzkloster gestiftet und zugleich mit diesem und ganz in dessen Nähe eine Handelsniederlassung etabliert, in der sich Kaufleute aus Landstrichen östlich der Elbe einfanden.
    Bei der Gründung des Klosters waren die beiden Erzbischöfe Friedrich von Mainz und Adaldag von Hamburg-Bremen, Ottos vormaliger Kanzler, sowie acht Bischöfe (von Augsburg bis Utrecht) vertreten. Der König hat das Kloster, das er erst zu einem Vorposten, dann zu einem Zentrum der Slawenmission machte, das er oft und reich und immer von neuem dotierte, mit vielen Dörfern bedacht, mit Hörigen, Leibeigenen, mit Zollrechten, zum Beispiel sogleich mit dem ganzen in Magdeburg anfallenden Zoll, nachher aber auch mit Bann, Markt, Münze, mit Münzrechten anderwärts, mit Zinsen, Silberzinz, Honigzins, Zehnten etc., mit mehreren Königshöfen, Klöstern, so mit dem Kloster Hagenmünster bei Mainz, dem Nonnenkloster Kesselheim im Maienfeld, selbst noch mit Gütern in Ostfalen (in 60 Orten!), in Thüringen, Hessen, im Harz-, Nahe-, Speyergau, in den Niederlanden – nicht weniger als 57 Urkunden Ottos I. für das Kloster sind erhalten, 32 davon im Original.
    Schließlich aber, nicht sofort, wurde es mit geraubtem Boden, mit Burgen, Zehntrechten (Schartau, Grabow, Buckau) in den rechtselbischen, also slawischen Gebieten ausgestattet, ja, mit dem ganzen Slawengau Neletici, zu dem die bedeutenden Salzquellen von Halle gehörten. In dem Magdeburg benachbarten Gau Moraciani erhielt es 15 Burgen und Höfe. Dort und in anderen Slawengauen kam auch das Recht des Holzschlags, der Schweinemast dazu, ebenfalls in der Lausitz der Zehnte von allen Abgaben und dem Einkommen der Krone, der Grafen. Das Stift bekam Immunität, Königsschutz und bald auch den Schutz des Papstes.
    Mit Recht konnte dieser 962 erklären, Otto habe das Kloster »wegen der neuen Christenheit« gegründet. Zum Patron des Hauses machte der Stifter seinen eigenen specialis patronus, den Kirchenheiligen Mauritius, den Bekämpfer der Heiden, ein Hinweis darauf, »daß die Krieger den Missionaren den Weg bereiten sollten« (Fleckenstein). Um 955 ließ er den Magdeburger Dom beginnen, anstelle der ersten Kirche des Moritzstifts, und füllte ihn – aus Italien herbeigeschleppt – mit Marmor, Gold, mit Edelsteinen. Und, »in gebührender, tiefer Verehrung« (Thietmar), mit jeder Menge echter und vor allem falscher Reliquien.
    Zunächst hatte Otto für Magedeburg bloß die Überbleibsel eines gewissen Innocentius, nur einer von angeblich 6600 oder auch 6666 thebäischen Märtyrern (S. 384 f.). Einer war wohl zu wenig bei so vielen Helden. Doch konnte Otto vom burgundischen König auch Reliquien des Führers der thebäischen Legion, des hl. Mauritius, des Hauptpatrons des Magedeburger Stifts, empfangen, vermutlich wegen der Kostbarkeit nur kleinere Teile. (Aber weitere Knochen desselben Mauritius übergab auch Heinrich II. der Magedeburger Kirche. Ja, noch 1220 erwarb Ortsbischof Albrecht die Hirnschale des Heiligen vom Grafen Otto von Andechs, nachdem lang zuvor schon der hl. Ulrich von Augsburg Mauritius-Teile vom Abt der Reichenau bezog.) Otto bekam seinerzeit weiteres Märtyrergebein für die Stadt, und endlich ließ er alle Säulenkapitäle der neuen Kirche mit Heiligenresten füllen. Keinen Ort hat Otto I. so oft besucht, 22mal hielt er sich in Magdeburg auf, das man geradezu, etwas überspitzt, »Hauptstadt des deutschen Ostens im frühen Mittelalter« nannte (Brackmann).
    Wenige Jahre nach der Gründung des Erzbistums Magdeburg erfolgte die Gründung des Bistums Prag. Und auch dafür hatte Otto bahnbrechend gewirkt, und selbstverständlich ebenfalls mit dem Schwert.
    Gleich nach Herzog Wenzels und König Heinrichs Tod (935/ 936), als Boleslav I. in Böhmen einen (ungenannten) subregulus bekämpfte, schickte Otto diesem alsbald sächsische und thüringische Truppen zu Hilfe, die getrennt marschierten und von Boleslav auch getrennt besiegt worden sind. Seinen böhmischen Rivalen konnte Boleslav ebenfalls erledigen, dessen Burg beim ersten Anlauf »zur Wüste« machen und die eigene Herrschaft durch Burgbezirke sowie Dienstleistungen festigen.
    Der deutsche König aber führte nun einen vierzehnjährigen Krieg gegen Böhmen, der erst 950 mit dessen gänzlicher Unterwerfung endete. Otto hatte damals die nördlichen Slawen überwunden, mit

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