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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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König Hugo Capet aus, der ihn nebst Familie in seinen Kerker nach Orléans warf, in dem Karl zu einem unbekannten Zeitpunkt gestorben ist.
    Auch im Norden wurde Otto II. tätig.

Krieg im Norden

    Nach allen Himmelsrichtungen hatten die Franken ihr Reich ausgedehnt, auch gegen Skandinavien hin. Als besonders markanter Punkt spielte dort der bedeutende Fernhandelsplatz Haithabu (Hedeby) im nördlichen Schleswig in der Kriegsgeschichte immer wieder eine Rolle. Er lag auf dänischem Gebiet, wenn auch nicht weit von der Grenze zu den Sachsen, die ja einst auch nicht zu den Franken gehörten! Im Jahr 804 hatte König Gudfred (Gøttrik) von Haithabu aus mit Karl »dem Großen« verhandelt, der jenseits der Elbe stand und 808 und 810 wider jede Gewohnheit zwei Verteidigungskriege gegen den aggressiven Dänen führen mußte (IV 495).
    Allerdings wollte auch dieser sich schützen und arbeitete wohl schon am Danewerk (»Göttrikswall«, 808 in schriftlichen Quellen genannt), an jener mächtigen, auch Haithabu berührenden Befestigung vom Langwalltyp, woran die Dänen vom 8. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts bauten, um den Zugang nach Jütland zwischen Nord- und Ostsee zu sperren; ein Verteidigungssystem vor allem gegen Franken und Deutsche. So versuchte man im 9. Jahrhundert zunächst missionarisch vorzudringen, zumal durch den hl. Ansgar, den ersten Erzbischof von Hamburg-Bremen (S. 470 ff.), der in Dänemark und Südschweden mit Vorliebe an Fernhandelsplätzen wirkte, und so auch eine Kirche in Haithabu errichtete, die »den Handelsplatz zum bevorzugten Ziel christlicher Kaufleute« machte (Riis).
    Im 10. Jahrhundert rückte der Sieg Heinrichs I. über Gnuba 934 bei Haithabu die Grenze wieder ein Stück hinauf. Dann zwang Otto I. die Dänen, bei denen sich Deutschen- und Christenhaß verbanden, mit Gewalt zur Einführung der Frohen Botschaft. Und noch an Ostern 973 ließ Harald Gormsson Blauzahn (S. 472 f.), der erste christliche Dänenkönig, dem deutschen Kaiser einen »Zins« zustellen, hatte aber dazu im nächsten Jahr offenbar keine Lust mehr. Es kam zu einem Aufstand, die Dänen fielen im Frühjahr 974 im Bund mit dem Norweger Jarl Hákon, einem Heiden, in Nordalbingien ein. Otto schlug sie im Herbst zurück, stieß über das Danewerk am Nordrand der Mark bei Haithabu vor und errichtete jene Zwingburg bei Schleswig, welche die Dänen 983 erstürmten und zerstörten. War aber 974 die erste Folge der dänischen Niederlage die weitere Ausbreitung der christlichen Mission im Norden, nebst weiteren Tributleistungen, versteht sich, so lebte nach dem Sieg der Dänen das Heidentum bei ihnen wieder auf. Die deutschen Priester wurden aus dem Land gejagt, alles Deutschtum und Christentum ging jäh zugrunde. 9
    Die gewaltige Slawenrevolte des Jahres 983, bei der die Liutizen mit Hevellern, Redariern, Obodriten sich erhoben, soll bezeichnenderweise von einer Versammlung in der Tempelburg Rethra (Riedegost), wo man den Kriegsgott Svarozic (bzw. Radogost) besonders verehrte, ausgegangen sein, dem Zentralheiligtum (metropolis Sclavorum) aller nordwestslawischen Stämme. Sie siedelten zwischen Elbe/Saale und Oder, wo sie vor den Ottonen die Autonomie genossen, bis Otto I. und sein Markgraf Gero ihre Fürsten beseitigten und sie durch ein Netz von Burgwarden und Kirchen knechteten. In einem wütenden Sturm aber fegten sie nun ihre deutschen und christlichen Unterdrücker östlich der mittleren Elbe hinweg, zerstörten die Bischofssitze, mordeten, versprengten den Klerus und sicherten sich für eineinhalb Jahrhunderte ihre Unabhängigkeit (1068 verheert dann Bischof Burchard von Halberstadt das Liutizenland und raubt das in Rethra verehrte heilige Roß.)
    Markgraf Thiedrich und Herzog Bernhard I. von Sachsen (973–1011), der 973 die Nachfolge seines Vaters Hermann Billung angetreten und durch Jahrzehnte gegen Dänen und Slawen gekämpft, hatten die Menschen im Nordosten unterjocht, ausgeraubt, auch die Missionare sich nicht beliebter gemacht. Selbst Bischof Thietmar, der doch die »Schandtaten« der »Empörer«, der »habgierigen Hunde« geißelt, eröffnet seine Schilderung des großen Slawenaufruhrs: »Völker, die nach Annahme des Christentums unseren Königen und Kaisern zu Tribut und Diensten verpflichtet waren, griffen, bedrückt durch die Überheblichkeit Herzog Dietrichs, in einmütigem Entschluß zu den Waffen.« Und bei seiner Erwähnung des Obodritenüberfalls auf die Burg Calbe an der Milde, wo die Slawen auch das

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