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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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waren, daß sie Wagen voller Fracht »wie auf einer Brücke« überqueren konnten, gefolgt im Frühjahr von verheerendem Eisgang. Ungewöhnlich dürre, heiße Sommer kamen, Hungersnöte, zeigt doch die landwirtschaftliche Produktion des Frühmittelalters überhaupt »alles andere als einen hohen Grad der Naturbeherrschung«, vielmehr »ein niedriges Kulturniveau« (Bentzien). Die Sterblichkeit ging um. Das Elend wuchs fortwährend in diesen frühen zwanziger Jahren. 28
    Dazu, wie stets, die Außenpolitik.

Außenpolitik oder »des Sommers liebliche Reize ...«

    Ludwig der Fromme führte, wie sich das für einen christgläubigen Herrscher ziemte, fast Jahr für Jahr Krieg, vor allem dynastischer Konflikte, innenpolitischer Probleme wegen. Immer wieder aber überschritt er auch die Grenzen oder ließ sie überschreiten, nahm er als Gesamtherrscher doch beinah nie persönlich an Feldzügen teil, sondern ließ andere für sich kämpfen – ja nun längst Methode aller Herrschenden in inzwischen freilich viel größeren Gemetzeln.
    Um Verträge kümmerte man sich kaum.
    Kurz nach Regierungsantritt des Kaisers suchte zum Beispiel der Sarazenenkönig Abulaz, der Vater des 'Abdarrahman, Emir von Cordoba (796–822), um einen dreijährigen Frieden nach. »Dieser wurde auch zuerst gewährt«, berichtet Ludwigs anonymer Biograph, »später aber als unvorteilhaft wieder verworfen und den Sarazenen Krieg angekündigt.« »Nach Aufhebung des Scheinfriedens«, wie er ein anderes Mal notiert, wurde »der Krieg erklärt.« Frieden konnten weder die Merowinger noch die Karolinger brauchen. So geschah das Schlachten unter diesen christlichen Fürsten fast so regelmäßig wie das Beten, jedenfalls sobald die Pferde Futter fanden, sobald, so sagt dieselbe Quelle kurz darauf, »des Sommers liebliche Reize folgten ...« Ja, dann ließ man kaum einen dieser Reize vergehn, ohne in irgendeiner Himmelsrichtung, in mehreren, mitunter auch in allen zuzuschlagen, natürlich – »mit Christi Hilfe ...« 29
    Schließlich war Krieg gegen Heiden und Feinde der heiligen Kirche heilige Pflicht. Und wie schon die erste christliche Majestät Feldpfaffen begleiteten (I 247 ff.), so auch die karolingischen Regenten. »Jeder Bischof soll drei Messen mit drei Psalmen feiern, eine für den König, eine für das Heer der Franken, die dritte für die augenblickliche Bedrängnis.« Dabei plünderten die fränkischen Haudegen im Feindesland hemmungslos; vorher zu plündern war verboten. Dann aber wandte man »eine Politik der verbrannten Erde an ...; und wer immer dem Aufgebot in die Hände fiel, wurde umgebracht. Aquitanien, die Bretagne, Sachsen, Septimanien und viele andere Gegenden wurden derart verwüstet, daß die Folgen jahrhundertelang spürbar blieben« (Riché). 30

Krieg gegen Dänen, Sorben und Basken

    Die neueste Forschung attestiert Ludwig dem Frommen zwar den »Versuch einer durchgängigen ethischen Fundierung seiner Politik« (R. Schneider). Beiseite aber, daß der Versuch noch keine Realität ist, die Politik wird nicht nur vom Kaiser und vom Kaiserhof gemacht. Und als Ludwig zu Beginn seiner Regierung in allen Teilen seines Reiches nachforschen ließ, wie Chorbischof Thegan geradezu rührend unschuldig schreibt, »ob irgend jemand ein Unrecht zugefügt wäre«, da fanden seine Männer »eine unzählige Menge von Unterdrückten, sei's daß ihnen das väterliche Erbe entzogen oder die Freiheit geraubt war: was ungerechte Beamte, Grafen und Stellvertreter arglistiger Weise zu tun pflegten ...« Doch sprang man schon mit den eigenen Untertanen so um, wie dann erst mit Feinden!
    815 suchte ein sächsisch-abodritisches Heer die Dänen heim, kehrte aber, nach Verwüstungen »rings umher«, mit vierzig Geiseln ohne Erfolg zurück. 816 schickte Ludwig sein Kriegsvolk gegen die Sorben. Es kam diesmal dem kaiserlichen Befehl »kräftig nach« (strenue compleverunt: Reichsannalen), und attackierte sie, so die Quellen, »ebenso schnell als leicht mit Christi Hilfe« und trug »mit Gottes Hilfe den Sieg davon«; der Kaiser aber »begab sich zur Jagd nach dem Wasgenwald«. Ferner wurden damals am anderen Ende des Reiches, an den Nordhängen der Pyrenäen, die gleichfalls aufsässigen Basken überwältigt, wenn auch erst nach zwei Feldzügen, dafür aber »vollständig« (Annales regni Francorum), worauf sie, so der Anonymus, »sehr nach der Unterwerfung verlangten«, die sie doch gerade abzuschütteln suchten. 31

Krieg gegen die Bretonen

    Wiederholt

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