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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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»in der üblichen Weise« sich »der Jagd in den Ardennen« zuwandte. – Mit den Mauren freilich gab es in den zwanziger Jahren stets erneute Zusammenstöße. 33

Krieg gegen die Kroaten

    Einen dreijährigen Krieg mit großem Aufgebot führte der Kaiser gegen die Kroaten.
    Die Kroaten waren Slawen, die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten als Nomaden oder Halbnomaden durch das Schwarzmeergebiet in den Karpatenraum, im 7. Jahrundert nach Dalmatien und Pannonien zogen. Doch ist über ihre Geschichte in dieser und der nächstfolgenden Zeit fast nichts bekannt. Um 800 wurden sie während der Awarengemetzel (IV 485 ff.), wenn auch noch nicht endgültig, unterworfen, auch Christen, und Pannonisch- wie Dalmatinisch-Kroatien dem Patriarchen von Aquileja kirchlich unterstellt.
    819 erhob sich der zwischen Drau und Save regierende Herzog von Niederpannonien, Ljudevit Posavski (gest. 823), gegen das Reich, aufgestachelt übrigens von dem Patriarchen Fortunatus von Grado, der Ljudevit sogar die zum Festungsbau benötigten Handwerker, die Baumeister und Maurer, stellte.
    Einst hatte der Patriarch es zwar sehr mit dem mächtigen Karl gehalten, war wiederholt im Norden erschienen, das erstemal mit reichen Geschenken bereits im Sommer 803 in der Pfalz Salz (heute Bad Neustadt) an der Saale, vom Herrscher selbst auch mit umfassenden Privilegien beglückt, u.a. mit einem Benefizium im Frankenreich. Jetzt aber glaubte der wendige, seiner Hab- und Machtsucht frönende Kirchenfürst an die stärkere Potenz der slawischen Stämme, an die Zukunft des Slawenreiches in seiner Nachbarschaft, witterte dort seinen Vorteil und kollaborierte entsprechend. (Solche Wendungen nach Osten gibt es im Lauf der Jahrhunderte unter erfolgsgierigen Prälaten immer wieder, natürlich auch und gerade in Rom – bis hin, beispielsweise, zu Leo XIII., der vor dem Ersten Weltkrieg vollen Kurs nicht nur auf Frankreich, sondern mehr noch auf Rußland nahm.)
    Hatte aber Patriarch Fortunat einst aus Furcht vor der Rache der Byzantiner Karls Schutz gesucht, so floh er nun, an den Hof Kaiser Ludwigs befohlen, nach Byzanz. (Es gibt – auch gelehrte – Schwachköpfe, Opportunisten, die aller Welt stets von neuem den superdummen Satz unterjubeln, mit dem man gar ergiebig im Trüben fischt: die Geschichte wiederholt sich nicht. Doch alles Geschichtstypische, -notorische, Verrat, Unterdrücken, Verdummen, Ausbeuten, Wirtschaftskrisen, Währungsschwindel, staatlich verordneter Mord und Totschlag, all das wiederholt sich unablässig (vgl. I 30 ff.). Was tut's, wer jeweils den Tanz ums Goldene Kalb an- und die Tanzenden an der Nase herumführt – in der Hauptsache: semper idem.
    Bei seiner Erhebung gegen die fränkische Zentralgewalt 819 behauptete sich Ljudevit zwar zunächst gegen den Markgrafen Cadolah von Friaul, wurde dann aber an der Drau von dem Nachfolger Cadolahs (der selbst seinen glanzlosen Rückzug nicht überlebte), dem Markgrafen Balderich von Friaul, geschlagen und aus dem Land gejagt. Doch konnte Ljudevit noch Borna, den Herrscher über Küstenkroatien, mit dem er 818 zum Hoftag in Aachen anreiste, an der Kulpa besiegen; wobei Ljudevits eigener Schwiegervater, Dragamosus, als Mitstreiter Bornas umkam, dieser aber dank seiner Leibwache zu fliehen vermochte. Der Kroatenfürst suchte auch weiter seinen Vorteil bei den Franken und leistete dem in Dalmatien eingedrungenen Rivalen von den festen Küstenplätzen aus erfolgreich Widerstand; griff ihn bald im Rücken, bald von der Seite an, angeblich Tag und Nacht, und zwang ihn zuletzt zu einem verlustreichen Abzug, »denn dreitausend seiner Leute waren gefallen, über dreihundert Rosse gefangen«, behauptet der Reichsannalist, während sich der Herrscher wieder einmal im königlichen Jagdrevier in der Eifel von den Regierungsstrapazen erholte. 820 erschien Borna erneut in Aachen, um dort einen gemeinsamen Krieg gegen Ljudevit vorzuschlagen, starb freilich bereits im folgenden Jahr, wahrscheinlich eines gewaltsamen Todes.
    820, sobald die Pferde draußen Futter fanden, brachen drei Heere Ludwigs von drei Seiten zugleich, aus Italien, Kärnten sowie aus Bayern und Oberpannonien, in Ljudevits, »des Tyrannen« (Anonymi vita Hludowici), Gebiet ein und brandschatzten »fast das ganze Land« (Annales regni Francorum), blieben im übrigen aber erfolglos. Ja, ein beträchtlicher Teil der (durch Pannonien gezogenen) Truppe ging an einer Seuche zugrunde, während sich Ludwig der Fromme jetzt »in der üblichen

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