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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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der germanischen Bevölkerung?«
    Diese Menschen aber wurden von ihren christlichen Führern ja schon im Rahmen des Üblichen geschröpft. Nun jedoch hatten sie auch an die Normannen enorme Zahlungen zu erbringen; 845 zum Beispiel 7000 Pfund, 8615000 Pfund, im nächsten Jahr 6000 Pfund, 8664000 Pfund. Dabei forderten die Herrschenden, um sich »Reserven« zu schaffen, manchmal mehr als die Normannen verlangten. Überhaupt darf man vermuten, daß auch von diesen Geldern nicht wenig in christliche Taschen floß.
    Und folgendes ist hier bemerkenswert.
    Nicht nur riefen Heerführer und Fürsten Normannen gegen lästige Rivalen selbst ins Land. Nicht nur hetzten sie natürlich auch Normannen gegen Normannen. Nein, als diese Landplage allmählich immer schlimmer wurde und, besonders auf westfränkischer Seite, zuwenig dagegen geschah, da organisierte das Volk den Widerstand, ergriff es wider die stets tiefer vorpreschenden Piraten selbst die Waffen. Und die entwand ihm nicht der Landesfeind, sondern die eigene Aristokratie! Sie nämlich befürchtete, ihre Bauern, die fränkischen »Verschwörer«, könnten sich auch gegen sie erheben »als nicht minder arge Bedränger« (Mühlbacher), könnten Gelegenheit finden, »sich von ihren Herrn zu befreien« (Riché).
    Der Klerus allerdings verstand auch hier, das wilde Wasser noch auf seine Mühlen zu lenken. So verkündeten die 845 in Meaux versammelten Prälaten: »Die Angreifer sind zwar grausam, aber dies ist nur gerecht, denn die Christen waren ungehorsam gegen die Anweisungen Gottes und der Kirche.« 80
    Auch im Süden wuchs die Not durch auswärtige Feinde. Stürmten dort doch die Araber heran – »sarazenische Seeräuberflotten« (Saracenorum pyraticae). Nur die Christen raubten nicht! Und töteten nicht! Die ungläubigen Sarazenenhunde aber griffen die Balearen, Korsika, Sardinien an. Sie begannen seit 827 sich auf Sizilien festzusetzen. Sie überfielen 838 Marseille und »führten alle Nonnen, deren sich eine nicht geringe Zahl daselbst befand, so wie alle Geistlichen und Laien männlichen Geschlechts gefangen mit sich fort, verwüsteten die Stadt und nahmen auch die Schätze der christlichen Kirchen insgesamt mit« (Annales Bertiniani). Die Slawen aber bedrohten die Ostgrenze. Und die Not fraß die eigenen Leute auf. »Zu dieser Zeit wurde das Reich der Franken in sich selber gar sehr verödet und das Elend der Menschen wuchs vielfach mit jedem Tag« (Annales Xantenses). 81
    Und wuchs weiter nach Ludwigs Tod.

2. Kapitel

Die Söhne und Enkel
    Über Ludwig II. den Deutschen: »Er war ein sehr christlicher Fürst, von Glauben katholisch ... der eifrigste Vollstrecker dessen, was die Religion, der Frieden, die Gerechtigkeit erforderte. Von Geist war er sehr verschlagen (callidissimus) ... in den Schlachten war er überaus siegreich und eifriger in der Zurüstung der Waffen als der Gastmähler, da die Werkzeuge des Krieges sein größter Schatz waren.«
    Reginonis chronica 1

    Zu Karl II. dem Kahlen: »Karl machte seinen Zug nach Aquitanien in der Fastenzeit und blieb dort bis nach dem Osterfest; sein Heer aber tat nichts als plündern, brennen und Menschen gefangen wegführen, und selbst die Kirchen und Altäre Gottes blieben von ihrer Gier und Frechheit nicht verschont.«
    Annales Bertiniani 2

    Zu Karl III. dem Dicken (Ludwigs II. jüngstem Sohn): »Und als man schon aufbrechen mußte, erkrankte er und sah sich daher gezwungen, den jüngsten seiner Söhne Karl über dieses Heer zu setzen, den Ausgang der Sache dem Herrn empfehlend ... ... brannte er auf Gottes Hilfe vertrauend alle Häuser jener Gegend nieder; was in den Wäldern versteckt oder auf den Feldern vergraben war, fand er mit den Seinigen und raubte es, und verjagte oder tötete alle, die mit ihm zusammenstießen. Ebenso verwüstete Karlmann mit Feuer und Schwert das Reich des Zwentibald.«
    Annales Fuldenses 3

    Über Karlmann (Ludwigs II. ältesten Sohn): »Es war aber dieser sehr vortreffliche König in den Wissenschaften wohlunterrichtet, der christlichen Religion ergeben, gerecht, friedliebend und mit aller Ehrbarkeit der Sitten geziert ... sehr viele Kriege führte er zusammen mit seinem Vater und noch mehr ohne ihn in den Reichen der Slaven und stets trug er den Triumph des Sieges davon; die Grenzen seines Reiches mehrte und erweiterte er mit dem Schwert.«
    Reginonis chronica 4

Man war christlich geworden – und vornehm
    Kaum war Ludwig der Fromme 840 verschieden, beanspruchte sein ältester Sohn

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