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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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fehlte es somit auch unter dem ersten Salier, dem »Stellvertreter Christi«, nicht: 1026 zieht er nach Italien, 1029 gegen Polen, 1030 gegen die Ungarn, 1031 gegen Polen, 1033 in die Champagne, 1034 nach Burgund, 1035 gegen die Liutizen, 1036 gegen die Liutizen, noch Ende 1036 nach Italien, 1038 nach Burgund. 1039 stirbt er. Ein Leben voller Kriege und Fehden.
    Konrad II. versäumte keine Gelegenheit, den Reichsbesitz zu mehren, häufig übrigens auch durch Konfiskationen aufgrund politischer Prozesse. »Unermüdlich wirkt er zum möglichst großen Nutzen des Reiches«, rühmt der bald nach 1046 gestorbene Kaplan und Geschichtsschreiber Wipo, wahrscheinlich ein Burgunder, der in seiner »Gesta Chuonradi imperatoris« das Regiment des Herrschers schildert und selbst an mehreren seiner Heerfahrten, wie am Feldzug gegen die Liutizen, teilgenommen hat, von denen er meldet, der Kaiser habe sie nach dem Sieg wegen ihres verruchten Heidentums als »Rächer des Glaubens« (ultor fidei) niedermetzeln lassen. 10

Massaker unter südlicher Sonne – Pomp und Komik einer Kaiserkrönung

    Was Italien betrifft, hatten es einst die Ottonen recht unterschiedlich beachtet: Otto II. besonders den Süden (gegen Araber und Byzantiner), Otto III. hauptsächlich Rom, Heinrich II. nur wenig.
    Der erste Salier engagierte sich vor allem in Oberitalien, jenseits der Alpen die eigentliche deutsche Machtbasis, und er bestand auf allen Rechten oder Rechtsansprüchen seiner Vorgänger. Von den insgesamt 5386 Tagen seiner Regierungszeit verbrachte er, wie man errechnete, mindestens 1035 Tage in Italien; ein reines »Nebenland« war es also für ihn kaum.
    Generell wurde, ähnlich wie unter Otto III., der »römische« Charakter des Kaisertums wieder betont, bekam die Kaiserbulle die neue Legende: »Roma caput mundi regit orbis frena rotundi« (Rom, das Haupt der Welt, führt die Zügel des Erdkreises). Auch die Wendung »Imperium Romanum« wird jetzt für das abendländische Reich endgültig üblich.
    Zunächst freilich war nach dem Tod Heinrichs II. das deutsche Regiment in Italien da und dort zusammengebrochen. Zog doch hier überhaupt eine härtere Zeit herauf, eine Epoche sozialer Wandlungen, wobei allmählich die Unter- und Mittelschichten der Gesellschaft mehr Beachtung verlangten. Und wie nach Ottos III. Tod ersehnte man auch jetzt wieder Autonomie, ein italienisches Königtum, wurde in Pavia, der alten Hauptstadt, einmal mehr die Königspfalz zerstört – angeblich, wie sich die Pavesen später rechtfertigten, weil der König tot war; worauf Konrad freilich ein neues transpersonales Staatsverständnis vertrat: »Ist der König tot, bleibt doch das Reich bestehen, ebenso wie ein Schiff bleibt, dessen Steuermann gefallen ist.«
    Erst am 6. Juni 1025 hatte der Mailänder Erzbischof Aribert in Konstanz mit einer Delegation zumeist geistlicher Fürsten aus dem Reichsgebiet südlich der Alpen Konrad zu einer Heerfahrt nach Italien eingeladen und eidlich unter Geiselstellung gelobt, dort seinen Herrschaftsantritt zu unterstützen. Waren doch gleich nach dem Machtwechsel mehrere italienische Magnaten an die Spitze eines Aufstands getreten, hatten sich besonders weltliche Große gegen die reichstreuen Bischöfe gewandt, auf deren Stärke die deutsche Führung im Süden vor allem beruhte.
    So zog Konrad, der für seinen Todesfall den achtjährigen Heinrich zum Nachfolger designiert und den Augsburger Bischof Brun mit der Vormundschaft sowie der Regentschaft über das Reich während seiner Abwesenheit betraut hatte, im Februar 1026 von Augsburg zum Brenner. Im Heer stark präsent die Geistlichkeit: u.a. die Erzbischöfe Aribo von Mainz, Pilgrim von Köln, Poppo von Trier, Thietmar von Salzburg, Hunfried von Magdeburg, die Bischöfe von Utrecht, Straßburg, Augsburg, Paderborn, Konstanz und, für den kranken Bischof Hermann von Toul, der junge Kleriker Bruno von Egisheim, der spätere Papst.
    In Italien, wo sich zahlreiche weitere Prälaten anschlossen, brach Konrad allmählich den Widerstand des oppositionellen Adels und so mancher Städte, wie den der »elenden Ravennaten«. Die Deutschen, schreibt Wipo, umringten sie schließlich »von vorn und hinten, schlugen sich mit fressendem Schwert freie Bahn und ließen eine Spur von Toten, Verwundteten und Fliehenden hinter sich«. Und am nächsten Morgen kam es zu einer demütigenden Szene, die sich in »Reichsitalien« freilich noch oft wiederholen wird, erschienen Ravennas Bürger »in härenen

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