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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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ihm »keinerlei Amtsgewalt außerhalb seines Hauses mehr zu«.
    Auch die Rebellion von Mailand galt vor allem einem Kirchenfürsten, Erzbischof Aribert, sowie einigen weltlichen Großen. Doch während der Kaiser, sagt Hermann von Reichenau, »Burgen, Dörfer und alles ringsum verwüstete«, auch gerade Kastelle und Güter der Kirche, vermochte er die von dreihundert Türmen geschützte Stadt nicht einzunehmen. So trug er dem gesellschaftlichen Umwandlungsprozeß, dem Innovationsschub oder, mit Kaplan Wipo zu sprechen, den »unerhörten Wirren durch die Verschwörung des Volkes gegen seine Fürsten«, auf andere Weise Rechnung. Noch während der Belagerung Mailands erließ er am 28. Mai 1037 die berühmte »Constitutio de feudis« und verbürgte darin den kleineren Valvassoren den uneingeschränkten Besitz sowie die Erblichkeit ihrer Lehen.
    Freilich war diese nur durch die Lehnsgenossen selbst entziehbare Statusgarantie von Konrad nicht ganz freiwillig gewährt, sie war ihm abgenötigt worden, als die oberitalienischen Valvassoren eben »gegen den stärkeren herrschaftlichen Zugriff der fürstlichen (vor allem reichskirchlichen) Lehnsherren« (Hagen Keller) revoltierten und in einem blutigen Treffen auf dem Campo Malo bei Mailand sogar siegen konnten, wobei auf beiden Seiten viele fielen, darunter der einst von Heinrich dem Heiligen zum Bischof ernannte Adelrich von Asti (1008–1034). Aber der Kaiser brauchte die Treue auch der unteren Schichten, nicht zuletzt deren militantes Potential.
    Dadurch jedoch geriet er in Gegensatz zu Erzbischof Aribert II. von Mailand (1018–1045), der seine Karriere gleichfalls Heinrich II. verdankte und zunächst auch zu Konrad gute Beziehungen pflegte. Noch 1034 nahm er teil an der Eroberung Burgunds. Danach verfeindeten er und andere Feudalprälaten sich allerdings mit dem Herrscher, der mehrere Bischöfe belangte: Peter von Piacenza, Hubald von Cremona, Ardericus von Vercelli (an dessen Hand er einst zum Empfang der Kaiserkrone schritt: S. 134). Ohne Prozeß wurden sie von ihm verhaftet und verbannt. Seinen Hauptgegner, den die Capitane anführenden Mailänder Metropoliten, der sich »wider das Recht gegen den Kaiser, seinen Herrn, empört hatte« (Bischof Otto von Freising), ließ er im Frühjahr 1037 auf einem Gerichtstag in Pavia ebenfalls festnehmen und einsperren, ohne Synodalurteil absetzen und schließlich vom Papst exkommunizieren – ein Procedere, das in Italien riesiges Aufsehen und eine große Erbitterung gegen Konrad erregt hat. Aribert aber bot noch 1037 dem Grafen Odo II. von der Champagne die italienische Königskrone an – dem gleichen Odo, den er erst drei Jahre zuvor Seite an Seite mit Konrad bekriegt hatte! Und drei Jahre später, 1040, als er sich mit Konrads Sohn und Nachfolger Heinrich III. ausgesöhnt, führte er gegen den Grafen Odo, den er drei Jahre früher zum König von Italien machen wollte, wieder ein Heer an. Bei einer neuen Bürgererhebung wurde Aribert samt dem Adel aus Mailand vertrieben und starb bald nach seiner Rückkehr.
    Auch gegenüber »Ketzern« kannte der Metropolit kein Pardon. So unterdrückte er in der Diözese Asti »Häretiker«, die er (wahrscheinlich 1028) auf dem Kastell Monteforte aufgestöbert hatte, darunter die Gräfin. Der ganze Kreis, dessen Prominentere, nach Mailand zitiert, dort rasch eine größere Gefolgschaft gewannen, lehnte die immer gefährlichere Macht der Kirche, ihre Hierarchie, ihre Sakramente ab. Auch waren die »Ketzer« stark asketisch orientiert, betrieben selbst in der Ehe sexuelle Abstinenz und wurden, da sie nicht abschwören wollten, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 12

    Konrad II. aber errang seinen wohl größten Erfolg durch den Erwerb Burgunds, der freilich von langer Hand vorbereitet war.

Kaiser Konrads »mutiger Angriff« wirft die Franzosen aus Burgund

    Die Bedeutung Burgunds für die künftige Geschichte wird manchmal unterschätzt. Zusammen mit dem Königreich Deutschland und Italien bildet diese Trias jedenfalls den eigentlichen Herrschaftsbereich des Kaisers im Hochmittelalter, das »Römische Reich«. Zwar war Burgunds Krongut großenteils verschleudert worden, war überhaupt die Stellung des Königs durch die starke Position der Hocharistokratie sehr eingeschränkt, seine Hoheit über manche Gebiete nur nominell, auch nennenswerte militärische Hilfe von dort kaum zu erwarten. Immerhin aber gehörten zu Burgund, das die Rhoneländer mit der Provence samt einem engen Netz von

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