Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Analoges attestierten, die rechte Hand verlieren. »Ich, H(einrich), von Gottes Gnaden Imperator Augustus, habe dieses ewige Gesetz auf den Rat des Herrn Papstes B(enedictus) und zahlreicher Bischöfe auf Gottes Geheiß (!) erlassen, bestätigt und seine ewige Dauer beschlossen und erfleht und erbeten, daß die Großen meines Reiches es bestätigen.«
Dagegen sprach ein sizilisches Gesetz Friedrichs II., des großen Freigeistes und Papstgegners, den Priesterkindern ausdrücklich die Erbberechtigung zu. Und als sich in Spanien, etwa vom 9. Jahrhundert an, während der blühenden maurischen Kultur (S. 479 f.), das Konkubinat, die Barragania, beim Klerus sehr verbreitete, waren die Söhne aus solch eheähnlichen Verbindungen vielfach bis zum 13. Jahrhundert frei. 96
2. Kapitel
Kaiser Konrad II. (1024–1039)
Auftakt des salischen Jahrhunderts
»Du bist der Stellvertreter Christi (vicarius es Christi) in dieser Welt.«
Erzbischof Aribo während der Krönungsmesse für Konrad im Mainzer Dom 1
»In der äußeren Politik hatte er die größten Erfolge ... Überall befand sich Deutschland im Vordringen.«
Albert Hauck 2
»Dieser König war energisch im Krieg ..., dem christlichen Glauben ganz ergeben.«
Bischof Otto von Freising 3
»Wie sein Vorgänger stützte auch Konrad seine Herrschaft auf die Reichskirche.«
Tilman Struve 4
Die Salier
Mit dem Tod des kinderlosen Heinrichs II. am 13. Juli 1024 in der Pfalz Grone bei Göttingen war die ottonische Dynastie im Mannesstamm erloschen. Denn Heinrichs leiblicher Bruder Brun, der bischöfliche »Teufel von Augsburg«, schied als Geistlicher für die Nachfolge aus. Aufgrund ihrer Abstammung empfahlen sich aber vor allen anderen Thronprätendenten die gleichnamigen Vettern Konrad der Ältere und der Jüngere; beide Verwandte der Ottonen, Abkömmlinge eines Geschlechts, das besonders um Worms und Speyer reich begütert war und das salische hieß.
Der Name »Salier« erscheint als Beiname (rex Salicus, reges Salici) erstmals Anfang des 12. Jahrhunderts. Vermutlich von dem Geschichtsschreiber Otto von Freising in Erinnerung an den Merowinger Chlodwig (IV 52 ff!) auf die vornehmsten Familien der deutschsprachigen Franken rechts des Rheins bezogen, wurde er später auf Konrad II. und seine Nachkommen beschränkt. Ihr historisch sicherer Ahnherr ist aber erst Konrads II. Urgroßvater, der 955 in der Lechfeldschlacht gefallene lotharingische Herzog Konrad der Rote (V 426 f., 438), der mit Liutgard, einer Tochter Kaiser Ottos »des Großen«, verheiratet war.
Die in vier Generationen vier deutsche Könige und Kaiser stellende salische Dynastie (1024–1125) führt von Konrad II. in ununterbrochener Sohnesfolge über Heinrich III., Heinrich IV. zu Heinrich V. und, entsprechend der notorischen Härte und Zielstrebigkeit des Geschlechts, zu mancherlei machtpolitischen Höhepunkten. Doch beginnt auch in dieser fast alle Lebensverhältnisse verändernden Zeit der das ganze Abendland aufwühlende und noch die kommenden Jahrhunderte beeinflussende Kampf zwischen Kaisern und Päpsten.
Als Heinrich V. 1125 kinderlos stirbt, setzen das Jahrhundert der Salier – über Herzog Friedrich I. von Schwaben, den Schwiegersohn Heinrichs IV. – ihre Erben, die Staufer, fort. 5
Herr seiner Kirche und »Simonist«
Konrad II. war ein die Möglichkeiten seiner Macht gut abschätzender, Risiken vermeidender, am liebsten der Linie des geringsten Widerstands folgender »Realpolitiker«. Besonders durch die Angliederung Burgunds baute er die Hegemonie des Reiches weiter aus und machte es endgültig zum Imperium Romanum. Er war großzügig, wo es ihm förderlich, jovial, wo es ihm nützlich, skrupellos, wo es ihm nötig erschien.
Ganz und gar kein bequemer Herr, gestattete er doch freie Meinungsäußerung in religiösen Fragen. Er hatte einen jüdischen Leibarzt, lebte in verbotener Ehe und war vielleicht auch persönlich wenig fromm, gar »im Glauben nicht fest«, ein »souverain sans foi« (Fliche).
Heute beurteilt man das allerdings anders. Denn hatte Konrad II. auch kaum viel Sinn für monastische Erneuerung, stand er ihr doch nicht unzugänglich gegenüber, was freilich auch politisch begründet war. Er ließ sich samt Gattin Gisela, einer Förderin des Klerus, in die Gebetsverbrüderung des Eichstätter Domstiftes, in die Bruderschaften anderer Stifte und Klöster aufnehmen. Regelmäßig besuchte er die Messe und zog an hohen Kirchenfesten mit Bischöfen und Äbten in Christentempel
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