Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
ein, anscheinend häufiger noch als die meisten deutschen Monarchen. Er gründete das Kloster Limburg und legte auch den Grundstein für eine Kirche monumentaler als St. Peter in Rom, die größte aller Kathedralen damals, den Speyerer Dom, seine Grabstätte schließlich, sein Denkmal.
Doch ob Konrad nun der »vollsaftige Laie«, »der ungeistlichste aller deutschen Kaiser« war, wie nationalliberale Historiker des 19. Jahrhunderts glaubten, oder nicht, wie viele jetzt ideologisch anders orientierte meinen, auf seiner Kirchenhoheit bestand er unvermindert, ja, benutzte den Klerus unbedenklicher für seine Zwecke als die Ottonen, selbst als Heinrich II.
Noch mehr als sie sah er in der Kirche einen administrativen, den Reichsinteressen dienenden Apparat, den er beherrschte, kommandierte geradezu. Er traf dabei Bestimmungen über das Fasten wie über kirchliche Feiertage. Er ließ den Erzbischof Burchard von Lyon 1036 in Ketten legen, und dieser kam zu Lebzeiten des Kaisers nicht mehr frei. Auch andere Prälaten lochte er ein oder verwies sie des Landes. Bischöfe waren für ihn, wie für seine Vorgänger, zuerst eben Staatsdiener, und er bestrafte sie wie weltliche Vasallen, widersetzten sie sich. So nahm er auch Aribert, den mächtigen Mailänder Erzbischof, als Hochverräter in Haft, ebenso – durch den Beschluß eines Fürstentags, nicht eines geistlichen Gerichts – drei weitere Prälaten, die dem Grafen Odo von der Champagne die Krone Italiens angeboten.
Diesseits wie jenseits der Alpen griff der Regent auch energisch in die Besetzung der Bistümer ein, worauf gelegentlich sogar Gattin Gisela Einfluß nahm. Ähnlich wie Heinrich II. setzte Konrad die Bischöfe, Männer des Hochadels, zum Teil aus seiner nächsten Umgebung, nach Gutdünken ein, wobei die kanonische Wahl durch die Beipflichtung von Klerus und Laien als erfüllt galt. So machte er eigenmächtig Azecho zum Bischof von Worms, so investierte er in Aquileja, Ravenna und Tuszien deutsche Kleriker. Dabei entschieden für ihn weltliche Kriterien, nicht kirchliche. Die »geistliche« Eignung der Herren kümmerte ihn kaum, um so mehr die politischen Belange, wobei er, das Haupt der Reichskirche, durchaus im legalen Rahmen blieb.
Konrad verfügte selbstverständlich über das Gut der Reichskirchen und Reichsklöster, kaum viel mehr für ihn als eine imperiale Vermögensreserve. Aber er begünstigte sie auch. Immerhin bestand, wie erst kürzlich exakt belegt, der weitaus größte Teil von Urkundenempfängern in seiner Ära aus kirchlichen Instanzen, aus 144 deutschen und (zahlenmäßig geringfügig bevorzugten) italienischen Bistümern, Klöstern, Stiften, die zusammen 260 überlieferte Diplome erhielten.
Ohne Umschweife verlangte Konrad bei der Besetzung reicher Bischofsstühle Geld, wie schon sein hl. Vorgänger, weshalb er auch bald in den Ruf eines Simonisten kam.
»Simonie«, ein Kernproblem des Investiturstreites, war bereits seit der Antike bekannt und in der Kirche des frühen Mittelalters weithin üblich, wenn auch verboten. Bedeutete sie aber ursprünglich – nach einem Vorgang in der Apostelgeschichte – nur die Erkaufung der Ordination, so wurde diese Beschränkung dann aufgegeben. Im Norden wie im Süden handelte man mit sogenannten geistlichen Gütern, beglich man den Erwerb kirchlicher Ämter mit materiellen Leistungen. So verkaufte sie auch Konrad ganz selbstverständlich. Schließlich, fragt Aulo Engler (für den dieser König »ein reiner Weltmensch« war), »wovon sollte der Staat existieren, wenn der größte Landbesitzer, der Reichste nach dem Kaiser, steuerfrei sein sollte?«
Eine Reihe von Bischöfen spielte an seinem Hof eine große Rolle: Aribo von Mainz etwa, Bruno von Augsburg, der als vornehmster Ratgeber des Regenten galt, Werner von Straßburg, Egilbert von Freising, Meinwerk von Paderborn, Pilgrim und Hermann von Köln, Bruno von Toul u.a. 9
Der Regierungswechsel geschah auch sonst ohne Bruch mit dem bisherigen Herrschaftssystem, wobei Konrad die unter seinem Vorgänger gewonnene Macht des Reiches festigen und ausbauen konnte. Zwar überließ er den Ungarn das Gebiet zwischen Fischa und Leitha, was ihm aber die langen, verlustreichen Ungarnfeldzüge seines Sohnes Heinrich III. ersparte. Zwar trat er Knud »dem Großen« die Schleswigsche Mark ab, was ihm jedoch die Freundschaft des mächtigen Nachbarn sicherte. Doch unterwarf er auch Italien, gewann Burgund, eroberte die Lausitz, er zerschlug Polen völlig.
An Kriegen
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