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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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nächsten Jahr verschwanden sie alle drei vom Schauplatz der Geschichte: Karl I. von Anjou am 7. Januar zu Foggia, Papst Martin IV. am 28. März in Perugia, Peter III. »el Gran« am 11. November in Vilafranca del Penedès. 15

Pro domo – oder aus Reichsgut mach Hausgut

    In Deutschland war inzwischen Rudolf von Habsburg mit dem Böhmenkönig Otakar II. Premysl (1253–1278) und (seit 1251) Herzog von Österreich aneinandergeraten, der schließlich über ein Reich gebot, das vom Erzgebirge über Kärnten bis zur Adria reichte, zuviel wohl, um für den Habsburger erträglich zu sein, obwohl Otakars Herrschaft sonst kaum jemand sonderlich drückte. Man hatte ihn als Beschützer vor den Ungarn in Österreich begrüßt, er begünstigte besonders Wien, regierte aber auch Steiermark und dann Kärnten nicht von Prag aus und zwang ihnen schon gar nicht eine fremde Sprache auf, pflegte er doch selbst an seinem Hof deutsche Dichtung.
    Otakar, durch seine Mutter ein Enkel des Stauferkönigs Philipp von Schwaben (S. 59), hatte einst auch zur Unterstützung des Deutschen Ordens zwei Kreuzzüge gegen die heidnischen Prußen geführt (S. 186 ff.) und wurde 1255, als die damals gegründete Stadt Königsberg zu seinen Ehren ihren Namen bekam, von dem Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden als Thronanwärter genannt.
    Doch lag der Schwerpunkt seiner Politik nicht im Osten, sondern im Alpenraum, in den einstigen Territorien der Babenberger, auf die sein Anspruch durch die Heirat mit Margarete von Babenberg – nach Festigung seines Regiments verstoßen – noch verstärkt worden ist. Denn Margarete, vordem mit Friedrichs II. Sohn Heinrich VII. vermählt, war die Tochter Herzog Leopolds von Österreich und spielte im Kampf um das Babenberger Erbe eine beträchtliche Rolle.
    Zunächst begünstigten auch sowohl die Gegenkönige Richard von Cornwall und Alfons von Kastilien wie die päpstliche Kurie, der bayerische Episkopat, die Erzbischöfe von Salzburg die aggressive Politik des Böhmen, gingen aber früher oder später zumeist zu seinem Gegner über. Bei der Königswahl Rudolfs 1273 verweigerte Otakar, selbst ambitioniert, aber nicht anwesend, durch den Bischof Berthold von Bamberg, dem Habsburger seine Stimme, verweigerte ihm die Huldigung und erkannte dessen Krönung, die auch andere, Friedrich von Thüringen, Pfalzgraf Ludwig, den Grafen Siegfried von Anhalt, schwer enttäuschte, nicht an, worauf Rudolf nichts unterließ, um den abgeschlagenen, doch mächtigen, durch Bergbau und Handel reichen Rivalen, den »goldenen« König, zu entmachten. 16
    Rudolf erhob »im Namen des Reiches« sogenannte Revindikationsansprüche auf alle außer böhmischen Besitzungen Otakars. (Das Lexikon des Mittelalters, mehr als zwanzigtausend Seiten Kleindruck, enthält unter dem Stichwort »Revindikationen« nichts als den Hinweis: » Rudolf von Habsburg«.) Dieser wollte von dem Böhmen, dem man ausreichende Rechtstitel für seine Landerwerbungen absprach, nicht wenig zurückhaben, sondern alles, natürlich: für das »Reich«. Er schuf dafür 1274/1275 auf diversen Hoftagen in Nürnberg, Würzburg, Augsburg die »rechtlichen Voraussetzungen«, kreiste Otakar durch Bündnisse mit Ungarn und Niederbayern ein, verhängte am 24. Juni 1275 über seinen Gegner die Reichsacht und begann, obwohl, so die Kolmarer Chronik, bloß »fünf minderwertige Schillinge« in der Kasse, im nächsten Jahr den Krieg.
    Nach einer Adelsrevolte in Kärnten und der Steiermark im September 1276 stieß der Habsburger im Herbst, auch militärisch wohlvorbereitet, mit einem Reichsheer überraschend auf die strittigen Herzogtümer des Böhmen im Südosten vor. Im Frieden von Wien, Otakar am 26. November 1276 im habsburgischen Heerlager vor der Stadt aufgezwungen, verlor dieser fast seinen gesamten Besitz, die »Reichslehen« Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, die Windische Mark, Pordenone und das Egerland, und behielt selbst nur noch Böhmen und Mähren, seine angestammten Länder, als »Reichslehen«, wofür er Rudolf Lehenshuldigungen leisten mußte.
    Da sich Otakar mit dem Riesenverlust nicht abfinden konnte, kam es am 26. August 1278 auf dem Marchfeld, rund 40 Kilometer nordöstlich von Wien, zur Schlacht bei Dürnkrut, die der vom Pferd gestürzte Habsburger wohl nur durch eine kleine Reserve unter Konrad von Sumerau und die gerade noch eintreffenden Reiterverbände Ladislaus' IV. von Ungarn (Kun Lászlo, 1272–1290) gewann; später zweimal exkommuniziert und

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