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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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begegnet und gegen dessen Ende 22 weltliche und 92 geistliche Reichsfürsten aufweist; wieder ein Indiz, nebenbei, für die hier schon oft bestaunte Bescheidenheit des hohen Klerus, wobei sich bereits Äbte und Äbtissinnen, in aller Demut selbstverständlich, darum mühten, »principes regni« zu werden, »des riches fürsten«.
    Besorgt um ein gutes Klima für seine Pro-domo-Politik, die den Regenten fünf Jahre lang, von 1276 bis 1281, zum größten Teil in Wien, weitgehend, um nicht zu sagen fast ausschließlich beschäftigt hat, kooperierte er eng mit der katholischen Kirche, bei deren Oberhaupt er ja schon zu Beginn mit einem so tiefen Kotau angetreten war.
    Als sein einflußreichster Berater und Vertrauter wirkte Heinrich II. von Isny, Franziskaner, Oberhirte Basels, Erzbischof von Mainz, der Rudolf bereits bei seiner Heimholung Österreichs ins Reich militärisch und diplomatisch beistand, auch mit Papst Gregor X. über die intendierte Kaiserkrönung verhandelt hat. Die Massen stimulierten für den Habsburger die Bettelmönche, Franziskaner wie Dominikaner, und er revanchierte sich bei ihnen durch Besitzzuweisungen, Steuerbefreiungen, Baugenehmigungen u.a., stiftete und dotierte auch als Dank für seinen blutigen Sieg über Otakar 1278 ein Dominikanerinnenkloster; wie Karl von Anjou nach dem Gemetzel bei Tagliacozzo eine Abtei. Und ungezählte andere christliche Massenmörder hielten es ebenso; wuschen sich derart aber nicht rein von dem Blut – sie wollten verewigt werden damit! 19
    Daß die zeitgenössische Geschichtsschreibung einen so papst- und klerushörigen Großen wie Rudolf von Habsburg als »Friedenskönig« feiert, ist begreiflich. Dabei hatte er (wie sein Sohn) sich einer »rücksichtslosen Territorialpolitik« befleißigt (Hessel), hatte er seinen böhmischen Rivalen blutig niedergerungen, auch einen Schlag nach dem andern gegen sogenannte Raubrittersitze geführt, vom Zürichsee bis Bingen, ja, allein während eines einjährigen Aufenthalts im Erfurter Peterskloster angeblich 66 adlige Raubburgen und sonstige Fortifikationen zerstört, was freilich nur seine Friedfertigkeit beweist. (So etwa wie es die des Papsttums beweist, wenn es Frieden predigt, um Kreuzzüge gegen alle Welt führen zu können, Kriege gegen Heiden, Moslems, »Ketzer«, Katholiken.) Im übrigen hatte der Habsburger, wie wohl alle seine Standesgenossen, ohne diesen zu nahe treten zu wollen, Übung in derlei Nestbereinigungen, hatte er noch als Graf das Kloster der Magdalenerinnen vor Basel bei Nacht ausgeraubt und in Brand gesteckt.
    Rudolf von Habsburg war 1291 dem Alter erlegen und der Gicht. Doch wunderte man sich schon im 14. Jahrhundert darüber, »daß er weder durch Gift noch durch Waffengewalt, sondern eines natürlichen Todes gestorben sei« (Lhotsky).

Adolf von Nassau wird König, von Gott abgesetzt und umgebracht

    Dank erfuhr der Habsburger – der sich in Speyer neben den hochmittelalterlichen Kaisern bestatten und auf dem Epitaph, bis dahin unüblich, naturalistisch abbilden ließ – von den Kurfürsten kaum. Noch sein letzter Versuch, 1290 in Erfurt seinem Sohn Albrecht die Nachfolge zu sichern, mißlang ebenso wie nach seinem Tod das nämliche Unterfangen des Pfalzgrafen Ludwig II. bei Rhein. Dachten die Kurfürsten doch aufgrund einer Initiative des Kölner Oberhirten Siegfried von Westerburg an Adolf von Nassau als Thronfolger. Denn der machtlose, unbemittelte Graf vom Mittelrhein mochte ihnen lieber sein als der inzwischen mächtige Habsburger, dessen Gewalt sie mit Hilfe des neuen Königs ja gerade zerschlagen wollten.
    Und Adolf hatte dem einflußreichen Kölner, seinem Verwandten, Versprechungen über Versprechungen gemacht: »Wenn ... durch diesen unseren Herrn Erzbischof [von Köln] die Wahl feierlich durchgeführt worden ist, werden wir diesem Erzbischof, seinen Nachfolgern und der Kölner Kirche die Burgen und Festen Kochern, Kaiserswerth, Landskron, Sinzig, Duisburg und Dortmund übertragen ...; mit allen ihren Rechten, Einkünften, Zöllen, Abgaben und Zubehör jeder Art sollen sie von diesem Erzbischof ... besessen werden, friedlich und unangefochten, Zeit unseres Lebens ... Wir werden ... ihnen diese Einkünfte, Zölle und Abgaben frei und unbeschränkt ... für die Zeit unserer Königsherrschaft überlassen ... Ferner versprechen wir ...« Versprach Bestätigungen von Zöllen, Erneuerung von Privilegien, versprach dem Prälaten angemessene Wiedergutmachung für die Vergehen der Kölner,

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