Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
versprach ihm 25000 Mark Silber und versprach überdies beim Verstoß dagegen seinen Rücktritt. Er erklärte es für recht und billig, daß dann die Kurfürsten »zur Wahl eines anderen Königs schreiten, wenn es dem Erzbischof (von Köln) nützlich erscheint«. 20
All diese Offerten verfehlten ihre Wirkung nicht; zumal der Nassauer auch den anderen kurfürstlichen Wählern goldene Berge verheißen und Albrechts Angebote deutlich überboten, sich Erzbischof Siegfried mit dem gewaltigen Betrag von 25000 Mark Silber verschrieben und Gerhard von Mainz versichert hatte, seine Schulden in Rom zu begleichen, war dieser doch nur durch Bestechung von Papst Nikolaus IV. Erzbischof geworden – »ein uneigennütziger Mann«, so ein Katholik. Das Geld für den Papst freilich fehlte dem Erzbischof noch; wie es dem künftigen König noch für den Erzbischof fehlte ...
Wie auch immer, am 5. Mai 1292 wurde Adolf von Nassau in der Frankfurter Dominikanerkirche gewählt und am 24. Juni von dem Kölner in Aachen gekrönt. Der seit der Schlacht bei Worringen (1288) in seiner Vormachtstellung stark angeschlagene Bischof hoffte, durch den neuen kleinen König, geradezu seine »Kreatur« (Boockmann), die eigene Territorialpolitik sanieren zu können.
Aber Graf Adolf hatte auch seine territorialen Vorstellungen und suchte seine Position zu verbessern, sich eine Hausmacht zu bilden, vor allem in Thüringen und Meißen. Jahrelang folgten erbitterte Fehden, mehrere Feldzüge, schreckliche Verwüstungen, so die Erfurter Peterschronik, Brandschatzungen, Kirchenzerstörungen, Raub und Mord.
Natürlich gab es Interessenkollisionen, besonders mit dem Mainzer Erzbischof Gerhard II. von Eppstein und dem König von Böhmen, die doch bei der Wahl ihre Stimme für Adolf eingelegt. Natürlich hatte der König längst nicht alles erfüllt, was der Graf versprochen, längst nicht alles gezahlt, was er schuldete. Und natürlich dachte er gar nicht daran, all seine Absprachen zu halten. Zudem wurde der unbedeutende Nassauer von einst den Fürsten zu selbständig, eigenmächtig. Es kam zu einer Verschwörung, und jetzt versprach Herzog Albrecht von Österreich im Falle seiner Wahl allein König Wenzel II. die Riesensummen von 50000 Mark Silber für das Gebiet von Eger und Pleißen sowie 40000 Mark für die Markgrafschaft Meißen; Beträge, die er bar gar nicht hatte, weshalb er dem Böhmen Länder verpfändete, Burgen und Städte, Altenburg, Chemnitz, Zwickau, Weiden.
Am 23. Juni 1298 erklärten die Herren in Mainz ihr unbequem gewordenes Geschöpf als seiner »Herrschaft und Macht nicht gewachsen und nicht tauglich«, erklärten »mit einhelliger Zustimmung der Anwesenden«, denn ein paar Kurfürsten fehlten, »daß dem Herrn Adolf, der sich des Königtums so unwürdig erwiesen hat und der wegen seiner Ungerechtigkeiten und der zuvor genannten Gründe von Gott vertrieben wurde, damit er nicht weiter regiert, vom Herrgott das Königtum, das er bisher innehatte, entzogen wurde; wir entziehen es ihm und verbieten, daß ihm etwa jemand künftig als König gehorcht«. 21
Albrecht I. von Habsburg wird König und ermordet
Gott hatte gesprochen – und seine Büttel im Prälatentalar. Denn wie ihnen einst der Nassauer goldene Berge avisiert, so geizte jetzt der Habsburger, besonders gegenüber dem Kölner und Mainzer Oberhirten, insgeheim nicht mit Verheißungen. Ergo warfen die Königsmacher dem Davongejagten um so lauter, pathetischer »ach!, die offensichtlichen Tatsachen« vor »und das allgemeine Schreien des Volkes, das unter Seufzen und Tränen zum Himmel kommt, von Tag zu Tag ...«; klagten sie zum Gotterbarmen über den gestohlenen, geraubten Kirchenschmuck; jammerten: noch die Priester würden »während des Gottesdienstes bis aufs Hemd ausgeplündert, geschlagen und mitunter getötet ... Jungfrauen werden im Angesicht ihrer Eltern vergewaltigt, züchtige Witwen, Gattinnen und ehrbare Frauen, die mit lautem Geschrei und Abwehr Widerstand leisten, werden sogar im Beisein ihrer Ehegatten und Verwandten äußerst schamlos geschändet ...«
Alles, selbstverständlich, Schuld des Königs, des unter Führung des Mainzer Metropoliten Gerhard inkorrekt, ohne Erzbischof Boemund von Trier und Pfalzgraf Rudolf, abgesetzten Adolf, worauf das Kolleg, nicht ohne Rang-, das heißt Platzstreitereien, zwischen den Prälaten, sofort den Habsburger zum König wählte, dessen Wahl man, ihrer Problematik wegen, am 27. Juli wiederholte. (Im betreffenden Bericht des
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