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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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entstandene Schaden wurde auf 100000 Mark veranschlagt. Im Oktober gibt der Kölner, im November der Trierer Seelenhirte klein bei, alle nach achtzehn Monaten Krieg so gedemütigt, »daß sie gegen den König fortan nicht mehr aufzumucken wagten« (Chronik des St. Peterstiftes Wimpfen). 24
    Im Jahr 1303 kommt es zu einem Ausgleich mit Bonifaz VIII., dem nicht nur die Politik Frankreichs, sondern dem auch, wie Albrecht, das Ausgreifen Böhmens nach Polen und Ungarn nicht paßt.
    Der Papst hatte Albrecht bisher nicht anerkannt, ja ihn bei seinem Konflikt mit den Kurfürsten massiv bedroht, hatte überhaupt gegen Albrechts wachsende Macht die Hilfe des französischen Herrschers gesucht. Als der sich aber nicht für den päpstlichen Plan einspannen ließ, taktierte Bonifaz umgekehrt, suchte er die Hilfe des Habsburgers gegen Philipp, der – selbst Weltherrschaftsträume hegend – nicht nur den kaiserlichen, den deutschen Universalismus bekämpfte, sondern mehr noch den päpstlichen, den auf die Spitze getriebenen Absolutismus des Bonifaz (S. 397 ff.).
    Dieser hatte schon im November 1302 die Okkupation der einstigen deutschen Reichsstadt Lyon durch Frankreich verdammt, dann alle deutschen Grenzgebiete gegen französische Übergriffe zu mobilisieren gesucht – vergeblich. Doch sein Winken mit der Kaiserkrone war erfolgreich. Versicherte er ja durch Urkunde vom 30. April 1303, Albrecht zum Kaiser krönen zu wollen, »zum Monarchen aller Könige und Fürsten auf Erden«. Und dies gleichfalls erklärtermaßen gegen den »Hochmut der Franzosen«. Der Habsburger seinerseits bekannte dem Papst in zwei Urkunden seine unbegrenzte Dankbarkeit sowie die Bereitschaft, der Kirche gegen jedermann zu helfen. »Die beiden Dokumente bedeuteten den höchsten Triumph des Papalismus. Sie gingen noch über die einstigen Zugeständnisse König Rudolfs erheblich hinaus. Der deutsche König begab sich eigentlich des Rechtes zum selbständigen Handeln. Was zum Aufgabenkreis seines Herrscheramtes gehörte, wollte er in Zukunft nur noch als Vogt des römischen Oberherrn erfüllen« (Hessel). 25 5
    Doch während Albrecht einerseits sich derart dem Papst unterwarf und andererseits nichts tat, die Besetzung deutschen Bodens im Westen durch Philipp zu verhindern, nichts tat gegen dessen Vordringen besonders auf Lothringen, auf die Gebiete zwischen Maas und Mosel, setzte er in Thüringen und Meißen die Hausmachtpolitik seines Vorgängers fort, das jahrelange Ringen um Mitteldeutschland, um Mittelosteuropa auch, Einfälle, Rückschläge, Vorstöße. Im Königtum sah der Habsburger nur ein erhöhtes Herzogtum, »Ausdehnung der Hausmacht blieb sein Ziel; das Reich mochte die Kosten tragen« (Hessel).
    Seit 1303 hatte Albrecht sein Aktionszentrum in den Osten verlegt, trieb er seine Hausmachtpolitik zumal in Böhmen voran, wo König Wenzel II. regierte. Der in erster Ehe mit Guta, der Tochter Rudolf von Habsburgs, liierte Fürst zählt zu den namhaftesten Königen der Premysliden, den bedeutendsten Persönlichkeiten der Zeit; er war Förderer Ulrichs von Etzenbach und des Minnesangs, sein Hof eines der wichtigsten literarischen Zentren im deutschen Sprachraum. Politisch beherrschte er außer Böhmen auch Oberschlesien, Kleinpolen mit Krakau, wurde nach Ermordung des großpolnischen Königs Przemysl II. (bei einem Entführungsversuch durch die Markgrafen von Brandenburg 1296) Nachfolger auch in dessen Herrschaft, ja, gewann seinem Sohn Wenzel (III.) noch Ungarn.
    Drei ostmitteleuropäische Königskronen im Besitz der Premysliden, das war zuviel für Habsburg, auch für den Papst. Und so geschah es gewiß nicht von ungefähr, daß bereits 1302, als die neue Interessengemeinschaft zwischen der Kurie und Österreich entstand, Kardinalbischof Nikolaus von Ostia, der spätere Papst Benedikt XI., längere Zeit in Wien verweilte.
    Albrechts Forderungen waren nicht gering. Er verlangte von Wenzel nicht weniger als Meißen, Eger, Oster- und Pleißnerland, den Verzicht auf Schlesien, Polen, Ungarn, und wollte auch Wenzels Haupteinnahmequelle, die Zehnten der Kuttenberger Bergwerke für sechs Jahre oder eine Abschlagszahlung von 80000 Mark. (Kuttenberg, Kutná Hora, war das wichtigste Silberbergwerkzentrum Böhmens, wo man die in ganz Mitteleuropa populären Silbermünzen, die grossi Pragenses, prägte.) Albrecht verhandelte und rüstete, konferierte in diesem Zusammenhang mit den Bischöfen von Salzburg, Freising, Bamberg, von Regensburg, Passau und Konstanz, die

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