Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
zeitgenössischen Chronisten Ottokar von Steiermark erscheint zum erstenmal das Wort »kurfürsten«.) Am 24. August vollzog Erzbischof Wikbold von Köln die Krönung und berechnete für seine diesbezüglichen Bemühungen 8000 Mark. Erzbischof Boemund von Trier, der ihm assistierte, soll für seine Dienste 5000 Mark bekommen haben. Auch die anderen Kurfürsten präsentierten jetzt ihre Rechnungen, falls sie nicht schon während der Wahl ihre »Handsalben« erhielten. 22
Mittlerweile hatte Albrecht seinem Vorgänger ganz und gar den Garaus gemacht.
Am 2. Juli 1298 waren die beiden Heere am Hasenbühl bei Göllheim (westlich von Worms) aufeinandergeprallt; möglicherweise 14000 Krieger Adolfs und 24000 Albrechts, doch ist das Kräfteverhältnis ungewiß, ebenso der genaue Schlachtverlauf. Gewiß ist nur: »Da wart ein groz strit unde wart uz der achte vil volkes irslagen ... unde konig Adolf wart da irslain.« Und weil Albrecht Befehl gegeben, die gegnerischen Pferde zu erstechen, um die Reiter selber leichter töten zu können, lagen zwischen all den abgemurksten Menschen schließlich auch 3000 weißderhimmel wie gestorbene Pferde, weit mehr tote Pferde als erschlagene Krieger. Auch dem Reittier Adolfs soll man die Vorderbeine abgesäbelt, dann vielleicht Albrecht selbst den Gegner im Handgemenge getötet haben – »unde slug an konig Adolfis halz«, meldet wieder die »Sächsische Weltchronik« vom »herzoge Albrecht«, den Papst Bonifaz damals einen »Majestätsverbrecher« und »Königsmörder« nannte. »Daz was ein grozzer jamer, daz der, der ein Romischer chunich was des morgens, daz der des nahtes so nachent und so armer auf dem wasen lach.«
Fest steht der eifrige Beistand der Feldpfaffen, im Lager des Königs angeführt vom Trierer Erzbischof, im Lager des Gegenkönigs vom Oberhirten Straßburgs. Jeder verteufelte die andere Seite samt ihrem Klerus als gottlos, meineidig. Jeder stimmte das traditionelle Schlachtlied »Sant Marey Mutter und Maid« an, denn Maria darf bei keinem großen Blutvergießen fehlen (S. 159, 181). Und jede Seite kämpfte natürlich einen gerechten Kampf – wie noch heute die Christenheit im Krieg. 23
Und gerecht kämpfte der unbeliebte, finstere Habsburger, »monoculus«, der »Einäugige«, auch weiter, offiziell für das Reich, tatsächlich, das hehre väterliche Vorbild vor Augen, für seine Hausmacht. Er löste sich von Adolfs Anlehnung an England und verband sich mit Frankreich, auch durch eine Ehe anno 1300 seines Sohnes Rudolf mit Blanche, einer Schwester des französischen Königs Philipp IV. des Schönen, und ermöglichte ohne jeden Widerstand, jedes Bedenken, Frankreichs Ausdehnung nach Osten auf Kosten des Reichs. Doch als der Habsburger nach dem Aussterben der Grafen von Holland, Zeeland, Friesland auch die heimgefallenen, wirtschaftlich bedeutenden Territorien im Rheinmündungsraum für sein Haus beanspruchte, war es den rheinischen Königsmachern zuviel, und sie gedachten das Spielchen mit seinem beseitigten Vorgänger zu wiederholen, gedachten, »den Herzog von Österreich, der sich jetzt deutscher König nennt«, wieder von dem Thron zu bringen, auf den sie ihn doch erst gebracht.
Der schlaue Habsburger allerdings – von dem man nicht weiß, ob er lesen und schreiben konnte (eine angeblich eigenhändige Unterschrift ist eine plumpe Fälschung aus dem 16. Jahrhundert) – manövrierte seine Widersacher Schlag auf Schlag aus. Er führte, vor allem mit Einbeziehung der Städte, einen klug organisierten Wirtschafts-, zumal Zollkrieg und schließlich auch einen regulären Krieg.
Zuerst im Mai 1301 gegen den Pfalzgrafen Rudolf, der sich nach Plünderungszügen und Verwüstungen, der Eroberung von Wiesloch, Weinheim, Hofheim schon im Juli beugt. Dann – mit den Bischöfen von Straßburg, Eichstätt, Seckau sowie dem Abt von Fulda im Gefolge – gegen die restliche Pfaffenriege mehr oder weniger längs der »Pfaffengasse«, wie der durch den Besitz fast lauter geistlicher Feudalherren ziehende gesamte Rheinlauf hieß. Nach notorischen Stürmen auf Städte und Kastelle, Verheerungen des Rheingaus, wobei Rüdesheim, Östrich, Winkel in Flammen aufgehen, werden im nächsten Jahr alle gegnerischen Erzbischöfe bezwungen. Im März 1302 unterwirft sich Gerhard von Mainz, der als Anführer der neuen alten Kurfürstenfronde alle kirchlichen Strafsentenzen zurücknehmen, beträchtliche Entschädigungen zahlen, Burgen und Zölle an Rhein und Main ausliefern muß. Der ihm
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