Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
dann auch am Feldzug teilnahmen. Ja, wie er schon im Westen deutsches Reichsgebiet großzügig preisgegeben, so zögerte er auch nicht, dem Dänenkönig Erich IV. (Erik Menved) für ein antiböhmisches Bündnis deutschen Boden nördlich von Elbe und Eide anzubieten – nur um seiner Hausmacht willen.
Während sich unter dem Druck der Kurie und Habsburgs der hohe Klerus von Wenzel zurückzog, ritten die Bischöfe mit Albrecht reihenweise ins Feld, unternahm man 1304 einen regelrechten, als »Reichskrieg« aufgetakelten Raubzug. Böhmen wurde schwer heimgesucht, das eigentliche Ziel, die Bergwerke von Kuttenberg, aber nicht gewonnen. Veranlaßt auch durch Krankheiten infolge des Trinkwassers, das die Eingeschlossenen verseuchten, trat man den Rückmarsch an, rüstete zwar gleich wieder zu einer zweiten Böhmenfahrt, doch starb König Wenzel am 21. Juni 1305. Und schon im nächsten Jahr, am 4. August 1306, stirbt auch sein einziger, mit Guta, der Habsburgerin, gezeugter siebzehnjähriger Sohn Wenzel III. In Olmütz wird er im Haus des Domdekans beim Mittagsschlaf erstochen – ein Attentat, das nicht aufgeklärt, dessen Anstifter nie ermittelt werden konnte. Aber unter den Hintermännern des Komplotts hat man u.a. auch die Habsburger, besonders König Albrecht vermutet.
Sicher ist nur, daß es im Adel Böhmens eine österreichische Partei gab und daß jetzt die beiden Habsburger in Böhmen einfielen, daß Albrecht mit Erzbischof Konrad von Salzburg und den Bischöfen von Passau, Seckau, Gurk über Eger anrückt, während sein Sohn Rudolf von Österreich über Mähren vorstößt und Albrecht, der Böhmen wieder als heimgefallenes Reichslehen betrachtet, durch Drohung und Bestechung für Rudolf die böhmische Krone gewinnt. Ja, nun wollen die Habsburger ihren schon gewaltigen Besitz noch ausdehnen und abrunden durch Thüringen, unterliegen aber im Mai 1307 in der Schlacht bei Lucka (südlich von Leipzig) den Söhnen des Landgrafen, den Wettiner Landesherren. Und am 3. Juli stirbt Rudolf III. von Böhmen.
Gleichwohl gibt Albrecht den Kampf nicht auf. Er rüstet – und wird am 1. Mai 1308, unweit der Stammburg, von seinem Neffen, dem achtzehnjährigen Herzog Johann von Österreich, ermordet. Denn »mit dem wolt er niht diu lant tailen, diu im zugehorten, swie vil er sie an in gevordert«. Immer wieder nämlich hatte Johann, der Enkel Rudolfs von Habsburg, um Herausgabe seines Erbes gebeten, »daz er ouch ein herre davone mochte gesie«. Aber immer wieder tat das »der konig nicht undes gab ime gute Wort«, womit sich freilich der junge Mann, dann »Parricida« (»Verwandtenmörder«) zubenannt, nicht dauernd abspeisen lassen wollte. Er fühlte sich zurückgesetzt, entrechtet, pochte auf ein selbständiges Fürstentum und verschwor sich schließlich mit vier edlen Schweizer Spießgesellen, mehr oder weniger Opfer habsburgischer Arrondierungspolitik, und überfiel am 1. Mai 1308 den königlichen Onkel nach dem Übersetzen über die Reuß am Ufer zwischen Baden und Brugg – »... unde zouch daz swert uz unde hiew den konik durch den koph und hiwe ime abe ein ouge unde einen bakken. Da stizen die anderen daz swert durch den konik unde totten en jemmerlichen.«
Dabei dachte der Fürsorgliche bei seiner unentwegten, von Steiermark bis Schlesien, bis Polen reichenden Erwerbspolitik doch nur an die Seinen, die große Kinderschar. Denn, so die »Erste Bairische Fortsetzung« der »Sächsischen Weltchronik«: »Er war gierig nach Besitz, den er aber nicht dem Reich hinzufügte, sondern nur seinen Kindern, deren er viele hatte.« 26
11. Kapitel
»... wie der Erlöser verraten«
Papst Coelestin V. (1294) und Papst Bonifaz VIII. (1294–1303)
»Erst nachdem er der Tiara entsagt hatte, begann die eigentliche Tragödie des Expapstes. Nach einer mißlungenen Flucht ließ sein Nachfolger ihn auf der Festung Fumone einkerkern, weil seine eigene Wahl in weiten Kreisen für ungültig erklärt worden war. Der abgedankte Papst mußte in einem Mauerdreieck von wenigen Schritten Durchmesser sterben.«
Hans Kühner über Papst Coelestin V. 1
»Er war klug durch Bildung und natürliche Intelligenz, ein sehr vorsichtiger und erfahrener Mann, von großem Wissen und mit einem guten Gedächtnis ausgestattet. Er war sehr hochmütig, und stolz und grausam gegen seine Feinde; er besaß großen Mut und wurde von allen Menschen gefürchtet ...«
Giovanni Villani über Papst Bonifaz VIII. 2
»Er war von großer Kühnheit und von hohem Verstand;
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