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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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von der Ratsobrigkeit organisiert. Von etwa 350 jüdischen Gemeinden in Deutschland wurden dabei 60 größere und 150 kleinere völlig ausgerottet.«
    Handbuch der Europäischen Geschichte 5

    »Die grauenhaftesten Metzeleien, das Zerhacken und Verstümmeln und Aufschlitzen und Lebendig-Verbrennen von ungezählten Tausenden geschah unter der Parole des Glaubens.«
    F.W. Foerster 6

Die mittelalterlichen Judenverfolgungen in England

    Nach der Eroberung Englands durch Wilhelm von der Normandie 1066 genossen die Juden auf der Insel eine gewisse Toleranz, Bewegungsfreiheit, Zollfreiheit, sie besorgten des Königs Geschäfte, aber waren damit auch »des Königs Juden«. Das hatte Folgen, zunächst geschäftliche. Ein Jahrhundert später war Aaron von Lincoln der reichste Mann Englands, und als er 1186 starb, strich der Monarch nicht nur seinen gesamten Besitz ein – noch jahrzehntelang mühte sich das königliche Schatzamt um die Eintreibung von Aarons Außenständen bei 430 Gläubigern.
    Der Reichtum erweckte den Neid und die Wut der Christen. Es kam zur ersten Ritualmordbeschuldigung der Juden in Europa. Zur Verhöhnung von Christi Kreuzigung sollen sie an Ostern 1144 den Gerberlehrling William von Norwich ans Kreuz genagelt haben (S. 418). Weitere ritualmordähnliche Bezichtigungen folgten, ohne daß es zu einer wirklichen Verfolgung kam, von einer kolossalen Ausbeutung abgesehen. Mußten etwa die englischen Christen 1186 ein Zehntel ihres Eigentums entrichten, so die Juden ein Viertel, und man schraubte ihre Steuern immer höher.
    Die eigentlichen Pogrome begannen mit dem Dritten Kreuzzug. Denn die frommen »Pilger« wollten erst die Juden erschlagen, ehe sie die Sarazenen killten, das war ja auch bewährte Praxis auf dem Kontinent.
    Am 3. September 1189 brach bei der Krönung Richards I. Löwenherz in Westminster ein Aufruhr aus, und noch während der Nacht, beim Feuerschein brennender Häuser, ja bis in den nächsten Tag hinein wurden in London viele Juden ermordet. Und sobald der König im nächsten Frühjahr England verlassen hatte, gab es weitere Judengemetzel, obwohl er zuvor durch eine Proklamation die Belästigung der Juden ausdrücklich verboten hatte. Doch machten die »Wallfahrer« im Januar in Lynn alle Juden nieder und ihre Häuser dem Erdboden gleich; kein Stein soll auf dem andren geblieben sein. Im Februar vernichteten sie alle Juden Norwichs, die sie antrafen. Im März tötete man viele zur Marktzeit in Stanford. Ähnlich verfuhr man in Bury, in Dunstable. In York verteidigten sich die Verfolgten einige Tage in einem Turm, dann verbrannten sie ihre mitgebrachten Güter und brachten einander selber um. »Da trat Rabbi Jomtov auf und schlachtete an sechzig Personen. Auch andere schlachteten. Mancher, der sonst vor Weichherzigkeit und Ängstlichkeit nicht wagte, den Fuß auf die Erde zu setzen, befahl jetzt, seinen einzigen Sohn hinzuschlachten; manche verbrannten sich in Anerkennung der Einheit ihres Schöpfers. Die Zahl der Erschlagenen und Verbrannten betrug einhundertfünfzig heilige Personen« (Ephraim ben Jakob). Zuletzt schlachtete sich Rabbi Jomtov selbst. Die Belagerer fanden am andern Morgen, am 17. März 1190, nur noch Leichen.
    Anführer des Christenmobs waren bei den Juden verschuldete Ritter, wie überhaupt die bei ihnen schwer in der Kreide stehenden Yorker Christen zuerst ihre Schuldzettel verbrannt hatten – neben etlichen Juden. Und zuletzt verbrannten sie weitere in der Kathedrale gelagerte Schuldscheine vor dem Hauptaltar. Und den Juden gestohlene Schätze, Gold, Silber, kostbare Bücher, brachten sie nach Köln und andren Orten – »und verkauften sie dort den Juden ...«
    Die jüdischen Gemeinden Englands sollen sich von dem Schlag durch die Massaker von 1189/1190 nie mehr ganz erholt haben. 38
    Nachdem König Johann Ohneland (1199–1216) den Thron gegen seinen Neffen Arthur I., Grafen der Bretagne – den er angeblich töten ließ –, hatte behaupten können, brauchte er für seine zahlreichen Kriege, für weitere Feldzüge gegen Schottland, Irland, Wales nichts nötiger als Geld. Also schröpft er u.a. schwer die Juden, sperrt sie ein, erpreßt sie, hängt manche auf, vertreibt andere. Und als 1215 die baroniale Erhebung die Anerkennung der Magna Charta erzwingt, wenden sich auch die aufsässigen Adligen in London zuerst gegen die Juden und legen ihre Häuser in Schutt und Asche.
    Und zu dem antijüdischen König, dem antijüdischen Adel tritt noch die antijüdische Kirche,

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