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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Westfaliae et Angariae) bestätigt, nicht nur, mit anderen Bischöfen, auch das Spolienrecht, das königliche Recht somit auf den Nachlaß, das persönliche Eigentum eines Prälaten bei dessen Tod. Er erhielt auch die Münz- und Zollprivilegien, ferner die Burg Kaiserswerth sowie Burg Bernstein zur Zerstörung – und trat 1204 zur Stauferpartei über.
    Nun war Otto zwar am rechten Ort und durch den rechten Koronator gekrönt worden, aber mit den imitierten Reichsinsignien; Philipp am 8. September zwar mit den echten, doch am falschen Ort, in Mainz, und von dem bloß zufällig anwesenden Erzbischof Aimon von Tarentaise aus Burgund, wenn auch mit Erlaubnis des Mainzer Kapitels. Also, schreibt Otto von St. Blasien, »kämpften beide Könige hinreichend um den ersten Platz und brachten beinahe 12 Jahre unablässig im Bürgerkrieg zu«. Wobei die häufigsten Kriegsschauplätze Sachsen, Thüringen und das Rheinland waren. 21

Der Thronkrieg beginnt

    Es folgte Feldzug auf Feldzug, Vorstoß auf Rückzug, Verwüstung auf Verwüstung und ein Frontwechsel der Fürsten nach dem andern. Nicht die Ehre, das Geld gab den Ausschlag, das vor allem aus dem Ausland floß. Im Prinzip war das schon vordem so, erwartete der Adel schon immer Geschenke und Belohnung für seinen blutigen Dienst. Aber erst jetzt, im Thronstreit zwischen Philipp und Otto, wird die Heeresfolge »geradezu von Geldzahlungen, Versprechungen, Privilegien u.a. abhängig gemacht« (Gattermann).
    Der Krieg begann noch im Sommer 1198, nachdem die Ärmsten – das ist, immer wieder einzuschärfen: die große Masse, das sogenannte Volk, das sind fast alle – gerade ein Jahr lang oft von Wurzeln gelebt und die Leiber Verhungerter die Wege gesäumt hatten. Das Elend grassierte zwar auch in Frankreich, England, Dänemark, am meisten aber in Deutschland – »bis an's Meer war das Land ein einziges großes Leichenfeld« (Winkelmann).
    Besonders im Elsaß herrschte »eine schwere Hungersnot ..., so daß man zum Teil reihenweise auf Feldern und in Dörfern an Hunger Gestorbene fand« (Marbacher Annalen). Und da fiel dort König Philipp ein, der »junge süeze man« (Walther von der Vogelweide), um zwei in den Thronstreit und die staufische Territorialpolitik verwickelten Herren, dem Bischof von Straßburg und dem Grafen von Dagsburg (frz. Dabo), Besitzer von elf Burgen und mindestens neun Klöstern, ihre Frühjahrsattacke heimzuzahlen – »er verdarb alles Getreide während der Ernte, eroberte und verbrannte Molsheim und nahm nur die Übergabe des Gottesackers an; er nahm die Besatzung der Haldenburg gefangen, machte den Gottesacker von Epfach zunichte und verheerte alle Lehnsleute des Bischofs von Straßburg und des Grafen von Dagsburg, die ihre Zustimmung König Otto gegeben hatten, und das ganze untere Elsaß durch Feuer und Plünderung« (Marbacher Annalen).
    Dies war sozusagen des Staufers Debüt im Kampf um die Krone, Und schon im nächsten Jahr, melden dieselben Annalen, suchte Philipp mehrmals das Elsaß heim, wieder zur Erntezeit, »zerstörte zahlreiche Burgen des Bischofs von Straßburg und des Grafen Albert« (von Dagsburg) »und belagerte selbst die Stadt Straßburg ...«. Weltlicher wie geistlicher Adel stritten mit, darunter Bischof Diethelm von Konstanz und der Regensburger Oberhirte. Als die Vorstädte schon brannten und die Bürger Ortsbischof Konrad zum Nachgeben drängten, wurden die Kämpfe, bei denen Philipps Bruder, Pfalzgraf Otto von Burgund, einen Bruder Bischof Konrads gefangengenommen und getötet hatte, beendet, und der Bischof huldigte dem Staufer. 22
    Es kam auch bereits zu einem Zusammenstoß der Könige an der Mosel, worauf der siegreiche Philipp, der junge süße Mann, mit einer langen Reihe wohl meist süddeutscher Prälaten, alles verwüstend, gegen Köln, wohin Otto sich zurückgezogen, vordrang, Remagen verbrannte, Bonn verbrannte, später auch noch Andernach, und seine Soldateska vor keinen Greueln zurückgeschreckt ist. Zögerte sie etwa, eine Kirche zu plündern, pflegte der seiner Truppe vorausreitende Bischof Lupold von Worms zu sagen, es genüge schon, die Knochen der Toten in Ruhe zu lassen. Selbst das Federn einer Nonne wird überliefert, von Philipp allerdings schwerstens bestraft. Hätte dieser seinen Angriff vor Köln, dem noch mauerlosen Zentrum der Welfenmacht, nicht gestoppt, wäre der Bürgerkrieg vielleicht beendet gewesen, was man schon seinerzeit mitunter glaubte – »Si tunc processisset, finem malis forsitan

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