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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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König Frieden zu halten. Ausdrücklich mußte er erklären, die eingegangenen Verpflichtungen auch beim Empfang der Kaiserwürde zu bekräftigen. Das Einverständnis schien perfekt. 26
    Doch so wichtig Innozenz die Entscheidung für den Weifen sein mochte, wichtiger war ihm das angemaßte Entscheidungsrecht bei der deutschen Königswahl an sich, das er denn auch in dem Decretale Venerabilem vom 26. März 1202 statuierte. So selbstverständlich, wie er über Bischöfe und Kardinäle gebot, so selbstverständlich wollte er auch die Fürsten beherrschen, wollte er Königs- und Kaiserkronen vergeben – das von allen zu akzeptierende Privileg des Papsttums auch künftig.
    Einmal mehr wurde so das überkommene Recht ins Gegenteil verkehrt. Denn wie einst die Kaiser ganz selbstverständlich die Päpste einsetzten, setzten jetzt die Päpste die Kaiser ein. Dabei behauptete Innozenz geradezu, befugt zu sein, auch den von einer Minderheit, auch den unrechtmäßig Gewählten auf den Thron zu bringen, halte er ihn für geeignet. Wie er ja auch lehrte, jeden Eidschwur nach Gutdünken aufheben zu können, was zumal Fürsteneide betraf, die den göttlichen Geboten (das heißt papalen Direktiven) nicht entsprechen – und bekundete gelegentlich seinen ganzen Abscheu über das Verbrechen des Meineids!
    Recht und Gesetz spielen eben keine Rolle, laufen sie kurialen Wünschen zuwider. Vielmehr rügte der Papst die hohen Herren, weil sie nicht längst ihn, den zuständigen Richter, beansprucht hatten, dem doch die Entscheidung über den Thronstreit gebühre, vor den die Frage der Königswahl, »principialiter et finaliter, nach Ursprung und Endzweck«, gehöre. Und Innozenz betont die gravierenden Hindernisse, die gegen den Herzog von Schwaben sprechen, wie seine öffentliche Exkommunizierung, sein offenkundiger Meineid »und die weithin bekannte Verfolgung, die seine Vorfahren und er selbst den Apostolischen Stuhl und andere Kirchen unverschämt haben erleiden lassen«. Dagegen ist er fest entschlossen, was er noch bitter bereuen sollte, König Otto »mit des Herren Zustimmung zur Krone des Kaisertums zu berufen ...«. 27

Der Papst, der Klerus und die Fürsten im Fortgang des deutschen Bürgerkriegs

    Innozenz mobilisierte nun die nördliche Welt.
    Nicht nur suchte er für den Weifen englisches Geld, nicht nur für ihn auch Philipp August von Frankreich zu gewinnen, wollte er beide Könige doch schon wiederholt in Frieden vereinen, um sie gemeinsam gegen den Staufer zu treiben. Innozenz sandte auch ganze Geschwader von Schreiben, klug kalkuliert und schwungvoll stilisiert, an Fürsten und Bischöfe. Er zögerte nicht, sich noch an Subalterne, an Ministeriale und Äbte, an Prioren zu wenden, auch an Feinde. Er geizte weder mit Moral- noch Lobergüssen: beglückwünschte, tadelte, schüchterte ein, munterte auf, er versprach Vorteile, er stellte Lehen, Ämter, Güter in Aussicht; »bald sollte das Gewissen von Männern eingeschläfert werden, die sich durch geleistete Eide gebunden fühlten, bald sollten ängstliche Gemüter Beruhigung über ihren Besitz und ihre Stellung erlangen. Und das alles vorgetragen mit jener klangvollen Rhetorik, die in den romanischen Ländern heimisch ist und für die sich die lateinische Sprache so unvergleichlich eignet« (Hauck).
    Zunächst hatte Innozenz, der nie eine diplomatische Aktion ausgeklügelter projektiert haben soll, auch durchaus Erfolg, zumal bei den Prälaten.
    Unter denen, die überliefen – hier nur ein paar Beispiele –, war der wendige Erzbischof Eberhard II. von Salzburg, ein Neffe des Konstanzer Oberhirten Diethelm. Eberhard verdankte seine Karriere den Staufern, pilgerte anno 1200 aber zu Innozenz, versprach diesem, ihn offensichtlich täuschend, doch von ihm begünstigt, die welfische Seite zu fördern, unterstützte indes weiter die Staufer, wofür ihm Philipp 1201 die Reichsabteien Chiemsee und Seon samt allem Grundbesitz und allen Rechten gab. Nach Philipps Ermordung wechselte der Erzbischof zu Otto IV., worauf ihn dieser beschenkte, allerdings in Italien auch gefangensetzte, was ein schriftliches Treueversprechen Eberhards zur Folge hatte, aber auch weitere Kontakte zum Papst, bis er seit Anfang 1213 Friedrich II. anhing.
    Bischof Hermann von Münster stritt zunächst engagiert für den Welfen. Doch als man ihm die Nachfolge des Kanzlers Konrad im Würzburger Bistum versprach, ergriff Hermann die Partei des Staufers, wechselte freilich, als der Papst die Vereinbarung nicht

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