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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Inselherr, Mitte September 1202 einer Dysenterie erlag und der Papst, zu dem der Bischof jetzt überging, in Jubelrufe ausbrach. Endlich bekam er Sizilien wieder mehr in den Griff, von dessen Bewohnern, Apuliern, Sarazenen, Deutschen, Franzosen, Pisanern, Genuesen, er freilich nichts hielt. Denn da sie, schrieb er, »durch Faulheit verweibischt, durch allzu langen Frieden (!) zuchtlos und mit ihrem Reichtum sich brüstend den Freuden des Leibes allzu entfesselt frönten, stieg ihr Gestank gen Himmel und die Menge ihrer Sünden lieferte sie den Händen der Verfolger aus«.
    Im Inselinnern randalierten die Sarazenen und raubten alles bis an die Stadtmauern aus. Die sizilischen Barone plünderten den reichen Besitz des wehrlosen, mitunter hochgefährdeten jungen Königs. Genua und Pisa, gerade besonders verfeindet, setzten sich fest, bekriegten einander, Schiff gegen Schiff ebenso wie auf dem Land, in Syrakus, Messina, in Palermo.
    Auch im festländischen Teil des Königreichs entspannen sich Kämpfe.
    Vor allem der Führer der Päpstlichen, der französische Graf Walter (Gautier) von Brienne, operierte hier, von Innozenz eidlich verpflichtet, gegen die deutschen Kapitane, zumal gegen Diepold von Schweinspeunt. Als Schwiegersohn Tankreds, des illegitimen letzten Normannenkönigs, beanspruchte der Franzose, mit Billigung des Papstes, die Grafschaften Lecce und Tarent, und dieser bestätigte ihm die Rechte darauf. Das zeigt übrigens, daß es Innozenz ziemlich gleichgültig war, ob ein Agnat der Normannendynastie Sizilien beherrschte oder ein Staufer, sein Mündel Friedrich II., auch wenn er ihm durch seine Regentschaft das Königreich rettete. Im Sommer freilich geriet der päpstliche Parteigänger Walter von Brienne in die Gefangenschaft Diepolds und erlag darin seinen Wunden.
    Diepold von Schweinspeunt, aus einer Ministerialenfamilie zum Nachfolger des Grafen von Acerra, Tankreds Schwager, aufgestiegen, war zur Zeit der Minorennität Friedrichs in der so oft krisenund kriegsgeschüttelten Campagna trotz aller Rückschläge der kühnste Bekämpfer der kurialen Kräfte, auch wenn er, ein Haudegen, dem es zuletzt fast gleich war, für wen er zuschlug, dann zum Papst überging, bis ihn 1210 Otto IV. zum Herzog von Spoleto ernannte und er wieder den Papst bekriegte.
    Und während all dessen soll der damals sieben-, acht-, neunjährige künftige deutsche Kaiser Friedrich II. gelegentlich vor Häschern sich in der Königsburg versteckt oder, gänzlich unbeaufsichtigt, gassenjungenhaft durch Palermos halbafrikanische Viertel gestrichen sein, beköstigt von mitleidigen Bürgern, mal acht Tage, mal einen Monat lang – das ganze regnum, eben noch das reichste Europas, war ruiniert. Der Heilige Vater aber zögerte nicht, sich seine Regentschaft von dem jungen Friedrich teuer bezahlen zu lassen durch die nunmehr endgültige Zession der Grafschaft Sora an den Kirchenstaat (S. 51). 19

Der Thronstreit zwischen Staufern und Welfen bricht aus und wird vom Papst geschürt

    In Deutschland gab es indessen große, blutige Auseinandersetzungen »infolge der Sündenschuld«, wie Innozenz wußte, Thronkämpfe, in die er gleichfalls eng verstrickt war, ja die er, angeblich darüber »zutiefst betroffen« (vehementius doleamus), in Wirklichkeit »zu höchster Leidenschaftlichkeit entfachte« (Demandt). »Sein erstes Ziel bestand darin, die Fehden in Deutschland zu schüren ...« (Kominski/Skaskin).
    Hier war nun vor allem Herzog Philipp von Schwaben – blondgelockt, liebenswürdig, wie es heißt, zart und sehr unähnlich in vielem seinem harten Bruder Heinrich – als Platzhalter für den unmündigen Neffen bemüht, dessen Thronfolge zu sichern. Manche Fürsten weilten im Orient, bekannten sich aber erneut eidlich zu dem gewählten Kaisersohn und teilten dies dem Kölner Erzbischof Adolf I. von Altena auch mit. Doch dieser, der einen staufischen Herrscher um jeden Preis verhindern wollte, erklärte Friedrichs II. Erhebung wegen fehlender Taufe und Unmündigkeit sofort für nichtig und versuchte, gestützt auf den gekauften Episkopat vom Niederrhein, auf eine kleine Fürstengruppe und den englischen König Richard Löwenherz, die Staufer um die Krone zu bringen.
    Angesichts solcher Obstruktion und des im fernen Süden unerreichbaren Kaisertums, des »Knaben von Apulien«, gab der Kaiserbruder, der junge Philipp von Schwaben (1198–1208), einer der Mächtigsten und Reichsten im Land (der seinen Töchtern, außer vielen Gütern und Schätzen,

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