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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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fiel, scheint die Aktivität der Ritter Christi besonders beflügelt zu haben – kulminierte doch auch bei der Einnahme Jerusalems 1099 an einem »Freitag« und zur Stunde, »als Unser Herr Jesus Christus es zuließ, daß er für uns den Kreuztod erlitt«, die katholische Schwertmission (VI 380 ff.!). In Konstantinopel aber wüteten damals Christen gegen Christen weit schlimmer als ein Vierteljahrtausend später, 1451, die Türken.
    Nun, 1204, gingen sogenannte Gotteshäuser, christliche Kirchen, durch Christen in Flammen auf oder wurden zu Ställen gemacht (wie noch im 20. Jahrhundert in Weißrußland, in Serbien unter den kroatischen Ustasamördern, da allerdings in kolossalem Ausmaß – der Fortschritt). Die christlichen Einwohner wurden ausgeraubt und abgeschlachtet, allein die Kolonisten haben etwa »2000 Menschen jeden Alters und Geschlechtes« (Kretschmayr) aus Rache erschlagen. Mädchen und Nonnen wurden geschändet, Knaben in die Sklaverei verkauft. Fast der gesamte katholische Westen war an diesen, wie es bald hieß, »herrlichen Taten« beteiligt: »Venetianer, Pisaner, Genuesen und auch viele aus ganz Italien, aus Ungarn, Deutschland, Gallien und Spanien kamen ihnen wiederum zu Hilfe« (Otto von St. Blasien).
    Das vielbändige Handbuch der Kirchengeschichte hat für all die »herrlichen Taten«, für »Plünderung und Blutvergießen« des Vierten Kreuzzuges, gerade vier Zeilen übrig! Und das gleichfalls vielbändige Lexikon für Theologie und Kirche (1997) verrät uns in seinem Report über Kreuzzugsbewegung und Kreuzzüge, über die »Eroberung Konstantinopels« und den Vierten Kreuzzug, gar nur eineinhalb Zeilen, lediglich mitteilend, man sei dabei »von dem erklärten Ziel abgeleitet« worden.
    Welch dezente Geschichtsschreibung!

Reliquien- und Kunstschätze wechseln die Besitzer

    Die wohl größte und reichste Stadt der Welt, seit Jahrhunderten das Zentrum christlicher Zivilisation, war übervoll von Kunstwerken der klassischen Antike, der byzantinischen Ära, übervoll auch von Reliquien aus alt- und neutestamentlicher Zeit.
    Nein, was gab es da für Raritäten! Wahrhaft weltbewegende Exponate der Heilsgeschichte: den Stab Mose, zum Beispiel, den Tisch Salomos, das Tintenfaß des Pilatus. Es gab, überliefert Chronist Robert de Clari, Ritter und 1205 vermutlich reliquienbeladen in die Heimat zurückkehrender Augenzeuge aus der Picardie, in einer »äußerst wertvolle(n) Quelle von starkem ›human interest‹« (Schein): »Stücke vom Wahren Kreuz, so dick wie das Bein eines Mannes und so lang wie ein halber Klafter; und man fand dort das Eisen der Lanze, mit dem Unserm Herrn die Seite durchstochen wurde, und die beiden Nägel, die Ihm durch die Hände und Füße getrieben waren ...« Graf Balduin von Flandern vermochte gar einige Blutstropfen Christi in die Nähe seiner Genter Burg zu bringen. Es gab auch Bildnisse Christi und Marias, »nicht von Menschenhand gemacht« (Acheiropoieta), das nicht von Händen geschaffene Konterfei Jesu (Mandýlion), den Gürtel der Muttergottes oder ihr Gewand, die bedeutendste Reliquie Konstantinopels, mit seinen zahlreichen Marienkirchen überhaupt die »Stadt der Gottesmutter«.
    Die »Chronik von Nowgorod«, die Schrift eines damals durch Konstantinopel reisenden Russen, gibt eine Vorstellung vom ebenso frommen wie kunstverständigen Vorgehen der Franken in der Hagia Sophia, Justinians großer Basilika, wofür der Kaiser einst angeblich 320000 Pfund Gold bezahlt hatte (II 371). Sie zertrümmerten da und stahlen alles, was ihnen begehrenswert schien: zwölf silberne Säulen des Chors, zwölf Altarkreuze, raubten vierzig Kelche, einen kostbaren Tisch mit Edelsteinen, dazu unzählige silberne Kandelaber, mit Ikonen geschmückte Altarblätter, eine Altardecke, ein Meßbuch, »vierzig Weihrauchgefäße aus reinem Gold und alles, was sie an Gold und Silber finden konnten, auch an Gefäßen von unschätzbarem Wert, in den Schränken, an den Wänden und an den Orten, wo man sie verwahrte, so daß es unmöglich wäre, sie zu zählen. Alles das allein in der Sankt-Sophien-Kirche; aber sie plünderten auch die Kirche Sainte-Marie von Blachernes ... und viele andere Gebäude außerhalb wie innerhalb der Mauern, und Klöster, deren Zahl wir nicht angeben und deren Schönheit wir nicht beschreiben können.«
    Der Chronist Gunther von Pairis, ein Zisterzienser, von Papst Innozenz um 1202 mit der Predigt zum Vierten Kreuzzug beauftragt, berichtet in seiner »Historia

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