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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Religion nimmt ab, die Freiheit ist in Fesseln gelegt, die Gerechtigkeit mit Füssen getreten, die Ketzer vermehren sich, die Schismatiker werden kühn, die Ungläubigen stark, die Sarazenen siegreich!«
    Ebendeshalb aber vermochten die Christen außerhalb der katholischen Kirche in dieser selbst, in ihrem Feudalismus, ihrem Prunken, Protzen nur die Hure Babylon zu erblicken, die irdische Manifestation Satans. Ja, für die katharische Kirche, die »wahre« Kirche Christi und der Armen, konnte die katholische nur die Kirche des Teufels, des Antichrists sein – im Mittelalter freilich, selbst weithin in katholischen Kreisen, »ein Gemeinplatz« (Madaule). Der römischen Kirche sprach man jede Legitimation spätestens seit der Zeit des ersten christlichen Kaisers ab, als aus der Kirche der Verfolgten die Kirche der Verfolger wurde (I 163 ff.!, I 247 ff.!).
    Die Kirche andererseits, die »Ketzer« gern generell als »rusticani«, »rustici«, »idiotae et illiterati« schmähte, ohne zu bedenken, daß einst auch Priester und Schriftgelehrte die Apostel »idiotae et sine literis« genannt, diffamierte im besonderen die Katharer als »Krebsgeschwür« an ihrem mystischen Leib, als »Satansjünger«, »Wahnsinnspest«, und sagte ihnen, eine schon altchristliche Tradition (I 162 f.), perverse Orgien nach; auch die Ansicht, daß jemand, der seine Mutter oder Schwester beschlafe, nicht schlimmer sündige als durch den Beischlaf mit einer anderen; auch die Meinung »vom Nabel abwärts könne niemand sündigen« (Historia Albigensis). So heißt es über die »Ungelaubigen Laut genant dye Ketzer«: »Auch wenn si bichten und zu ein ander kommen, und er (Lutzifer) inen gepredigt und so er aus gepredigt, so nimpt er dye aller schönste dye under in allen ist und hat mit der seinen willen, und mit dem so leschen si ein liecht so vellet je ains auf daz ander, und ain man auf den andern und ain wip auf ain wip wie ez sich dann gefügt, ain jeglicher muz ansehen mit seinen Augen daz im sein wip oder sein Tochter ain ander Ketzer, wann si jehen daz der mensch underhalb des gurtel mit nicttiw sünden müg getun; in dem gelauben sint si.« Der Frühscholastiker und Zisterzienser Alanus ab Insulis (Alain de Lille oder de Ryssel) leitete denn auch den Namen Katharer von catus, Katze, dem Symboltier Satans, ab und weiß, daß sie ihm, kommt er zu ihren Zusammenkünften als schwarze Katze, den After küssen.
    Daß die Päpste (nicht nur) jener Zeit jeden Schwachsinn glaubten oder doch weitergaben und somit ungezählte andere glauben machten, mag ein Ausschnitt aus der Bulle Gregors IX. vom 13. Juni 1233 zeigen. Der hochgelehrte Neffe Innozenz' III., Freund des hl. Dominikus und zumal des hl. Franz von Assisi, führt da nämlich u.a. aus:
    »Wenn ein Neuling aufgenommen wird und zuerst in die Schule der Verworfenen eintritt, so erscheint ihm eine Art Frosch, den manche auch Kröte nennen. Einige geben derselben einen schmachwürdigen Kuß auf den Hintern, andere auf das Maul und ziehen die Zunge und den Speichel des Tieres in ihren Mund. Dieses erscheint zuweilen in natürlicher Größe, manchmal auch so groß als eine Gans oder eine Ente, meistens jedoch nimmt es die Größe eines Backofens an. Wenn nun der Noviz weitergeht, so begegnet ihm ein Mann von wunderbarer Blässe, mit ganz schwarzen Augen, so abgezehrt und mager, daß alles Fleisch geschwunden und nur noch die Haut um die Knochen zu hangen scheint. Diesen küßt der Novize und fühlt, daß er kalt wie Eis ist, und nach dem Kusse verschwindet alle Einrichtung an den katholischen Glauben bis auf die letzte Spur aus seinem Herzen. Hierauf setzt man sich zum Mahle, und wenn man sich nach demselben wieder erhebt, so steigt durch eine Statue, die in solchen Schulen zu sein pflegt, ein schwarzer Kater von der Größe eines mittelmäßigen Hundes rückwärts und mit zurückgebogenem Schwanze herab. Diesen küßt zuerst der Novize auf den Hintern, dann den Meister und sofort alle übrigen der Reihe nach, jedoch nur solche, die würdig und vollkommen sind ...«
    »Nach diesen Verhandlungen werden die Lichter gelöscht, und man schreitet zur abscheulichsten Unzucht ohne Rücksicht auf Verwandtschaft. Findet sich nun, daß mehr Männer als Weiber zugegen sind, so befriedigen auch Männer mit Männern ihre schändliche Lust. Ebenso verwandeln auch Weiber durch solche Begehungen miteinander den natürlichen Geschlechtsverkehr in einen unnatürlichen. Wenn aber diese Ruchlosigkeit vollbracht, die

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