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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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des Kardinalbischofs Guido von Palestrina, den römischen Aristokraten Kardinal Cencio Savelli, der sich darauf Honorius III. (1216–1227) nannte. Der Jurist und kuriale Finanzexperte war bereits betagt, gebrechlich und hatte seine bedeutendste Leistung schon als päpstlicher Kämmerer vollbracht, den »Liber censuum Ecclesiae Romanae«, das berühmte Zinsbuch der Kirche, u.a. eine systematische Aufstellung aller der römischen Kurie zinspflichtigen Kirchen, Städte und Einzelpersonen; eine nicht unwesentliche Voraussetzung dafür, daß das Papstturn dann als »eine erste Finanzmacht den Kampf mit dem Kaisertum aufnehmen konnte« (Kantorowicz). 18
    Honorius III. gilt, wie so viele, die meisten Päpste, als friedliches Kirchenhaupt. »Der sanftmütige Honorius ...«, lobt Gregorovius und enthüllt uns im nächsten Satz: »Eine einzige Leidenschaft erfüllte ihn, die Ausführung ... des Kreuzzuges.« »Der sanftmütige und friedliebende Kirchenmann«, applaudiert mehr als hundert Jahre später der Oxforder Papsthistoriker John Kelly, ein hoher Geistlicher der anglikanischen Kirche, und fährt gleichfalls im nächsten Satz fort: »Seine Hauptsorge galt dem Kreuzzug ...« Kelly rühmt Honorius als Förderer der »Kreuzzugsbewegung«. »Honorius unterstützte tatkräftig die Missionsbewegung im Baltikum und führte 1218 einen Kreuzzug gegen die Mauren in Spanien durch. Er verstärkte den Kreuzzug, den Innozenz III. gegen die Albigenser begonnen hatte«. Nicht genug: »Mit seiner Billigung erließen Friedrich (1220) und Ludwig (1226) Verordnungen, die für die Entwicklung der Inquisition von großer Bedeutung waren und Ketzern schwere Strafen auferlegten.« 19
    Aber sanftmütig und friedliebend!
    Und gleich dem Anglikaner Kelly hebt auch der katholische Papsthistoriker Seppelt den großen Kreuzzug als »Hauptanliegen« des Papstes hervor; ferner dessen »Eifer für die Befreiung der heiligen Stätten«, seine »Aufrufe zur Kreuzfahrt«, »die andauernden päpstlichen Kreuzzugsbemühungen«, »seine eifrigen Kreuzzugsbemühungen«, seinen »Kreuzzugseifer«.
    Doch geht es nicht nur um den Kreuzzug zur »Befreiung der heiligen Stätten«, der Honorius, so Seppelt wiederholt gleichlautend, »sehr am Herzen lag«. Nein, der friedliebende Heilige Vater förderte »gleichzeitig auch andere Kreuzzugsunternehmungen« derart, daß manche »dadurch erheblich beeinträchtigt« worden sind. Beispielsweise rief er »zum Kampf und zur Unterwerfung der heidnischen Preußen« auf. »Weitere Kreuzzüge bezweckten die Eroberung und Christianisierung von Livland und Estland.« (S. 173 ff.) Auch dem »bedrohten lateinischen Kaiserreich von Konstantinopel« wandte er »seinen Schutz und seine Hilfe« zu. Und natürlich mühte er sich auch sehr darum, den französischen König samt Thronfolger »zur Führung des Kampfes gegen die Ketzer zu gewinnen« – und neigte doch, laut Seppelt, »in seiner Friedensliebe eher zur Milde und Nachgiebigkeit ...«. 20
    Hatte Honorius auch nicht entfernt das kriminelle Format und die Spannkraft seines Vorgängers, gab es doch keinen Kurswechsel, setzte er dessen Politik nur gemäßigter und ohne das stete Insistieren auf die »plenitudo potestatis« fort.
    Das galt vor allem für einen neuen Krieg.
    Honorius III. übernahm voller Eifer Innozenz' Planung, ja »lebte« geradezu für diesen Kreuzzug. Und wie wenig er dem Verstorbenen auch glich, hierin wollte er ihm gleichen. Bereits sein erstes Regierungsschreiben versichert dies dem Titularkönig von Jerusalem, Johann von Brienne, in den dreißiger Jahren lateinischer Kaiser von Konstantinopel.
    Doch mobilisierte Honorius alle Fürsten, alle großen Seestädte Italiens. Er warb in Deutschland, Ungarn und Burgund, in England und Frankreich, wo Philipp II. gerade seinerzeit starb, für den Kreuzzug aber 150000 Mark Silber hinterließ. Honorius schickte ganze Wolken von Werbern in den Norden, darunter Kardinal Konrad von Porto, Graf von Upach, der es später ausschlug, Honorius' Nachfolger zu werden, darunter auch König Johann von Jerusalem. Und nicht nur die Großen, die Reichen forderte Honorius zur Beisteuer auf. Noch der mittellose Laie sollte blechen, ein jedes Haus drei Jahre lang monatlich einen Pfennig berappen und der ach so arme, schon im letzten Kreuzzug so geschröpfte Klerus wenigstens ebensoviel. Schließlich: »The question of finance was crucial to the succes of the Crusade« (Powell).
    Aber die große Sache lief weniger großartig als erhofft.

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