Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
verschiedener »Ketzer« (c. 2 f.), um Exkommunikation (c. 47, 49), Interdikt (c. 58), die Beziehungen zur staatlichen Gewalt (c. 43 ff.) und immer wieder, ganz typisch, um das eine nur, das not tut: um weltliche Güter (c. 33 f., 39 ff., 53 ff., 63 ff.).
Vor allem aber betraf die Kreuzzugskonstitution »Ad liberandam« (c. 71) die Vorbereitung eines neuen monströsen Krieges gegen den Islam, wobei man die Fehler des vorigen, des Vierten Kreuzzuges, vermeiden und der Papst sein peinliches Beiseitespielen wieder wettmachen wollte. Der neue Kreuzzug lag Innozenz, neben der Gesamtverbesserung der Kirche, wie er in der Berufung des Konzils bekannte, besonders am Herzen, man darf sogar sagen, ihm galt sein Hauptinteresse. Er hatte in den letzten Jahren seines Pontifikats beharrlich dazu gedrängt, hatte ihn schon im April 1213 ausgeschrieben, hatte große Gnadenspendungen verheißen und wollte den Zug selbst zu einem Instrument seiner Macht, einem Ausdruck seines hierarchischen Führungsanspruchs machen, zu einem Mittel, die Welt staunen zu lassen. Deshalb wurde auch Friedrichs II. Kreuzzugsgelübde auf dem Konzil von Innozenz gar nicht erwähnt. Es durfte eben nur sein Kreuzzug sein. Seit Urban II. (VI 6. Kap.), schreibt Hans Eberhard Mayer in seiner vielaufgelegten Geschichte der Kreuzzüge, das heißt seit mehr als hundert Jahren, »hatte kein Papst so darum gekämpft, den Kreuzzug zu einem kirchlich-päpstlichen Unternehmen zu machen«.
Schon 1213, als England und Frankreich, zwei christliche Staaten, in einen großen Krieg verstrickt und ihre Herrscher unabkömmlich waren, betrieb Innozenz im April das neue Mordprojekt durch die Bulle »Quia maior«. Er appellierte an die ganze Christenheit, setzte das Abstechen der Albigenser wegen des Fünften Kreuzzuges aus und warb für den Frieden zugunsten eines größeren Krieges. Selbstverständlich schickte er auch Kreuzprediger, darunter seinen Studienkollegen, den englischen Theologen Robert de Courson, den er zum Kardinal und Legaten in Frankreich machte, als welcher Courson das Kreuz noch an Frauen, Kinder, Blinde und Lepröse verteilte, ehe er selber auf der heiligen Heerfahrt umkam.
Innozenz mobilisierte die Christenheit umfassender als sonst. Immer weitere Kreise wurden herangezogen, auch Frauen und Behinderte, auch Ärmere, glaubte der Pontifex doch, laut Kreuzzugsbulle, »daß Personen nicht fehlen werden, wenn das Geld nicht fehlt«. Über Wohlhabendere, besonders über Kaufleute, Schiffseigner etc., wurden strenge Sanktionen verhängt. Den Privathandel mit »Ungläubigen« traf ein vierjähriges Verbot. Und wer mit ihnen kriegsschädliche Geschäfte trieb, ihnen strategische Güter lieferte, wer gar als Pirat in ihre Dienste trat, dem drohte der Kirchenbann, Wegnahme des Besitzes, Sklaverei.
Andrerseits sollten die mitfahrenden Geistlichen ihr bisheriges Salär behalten dürfen. Wer aber freiwillig zu Hause blieb, der mußte einen andern für drei Jahre ausrüsten, was zwar schon früher verkündet, doch nun erstmals konziliar gebilligt wurde, allerdings zu folgenschwerem Mißbrauch führte, nämlich der Ablösung eines Kreuzzugsgelübdes durch Geld samt den sonstigen Ablaßusancen. Auch sammelte man ringsum, bestimmte dafür spezielle Kollektoren, besondere Opferstöcke, und gewann eine enorme Erfahrung zum Vorteil des bald so florierenden papalen Finanzsystems.
Immerhin wurde auch der Klerus zur Kasse gebeten, was keinesfalls stets so war; sind doch die frühesten Finanziers dieser Züge Laien, die königlichen Kreuzfahrer gewesen. Jetzt besteuerte die Konstitution »Ad liberandam« auch die Geistlichen. 30000 Pfund Silber wollte der Heilige Stuhl für die blutige Wallfahrt aufbringen, den Zwanzigsten seines Vermögens auf drei Jahre sollte der Klerus opfern, dieser Kreuzzug somit, schreibt Johannes Haller, »die gewaltigste Anstrengung des ganzen Abendlandes sein«, und am 1. Juli 1217 sollte er beginnen. Der Papst selbst wollte die Einschiffung der »Pilger« nächstes Jahr in Brindisi und Messina leiten, er selbst die Kreuzfahrerflotten mit seinem Segen gegen die »Heiden« senden. Doch auf dem Weg, für solch hehres Ziel die Seemächte Pisa und Genua zu gewinnen, starb Innozenz III. am 16. Juni 1216 in Perugia. 17
»Der sanftmütige Honorius« und der Beginn des Fünften Kreuzzugs
Nur zwei Tage nach Innozenz' Tod wählte man am 18. Juli auf Vorschlag der hierzu delegierten Kardinäle, des Kardinalbischofs Hugo von Ostia, eines Innozenz-Vetters, und
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