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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Der Kreuzzugseifer war nicht gerade mäßig, doch die Organisation mangelhaft, weder die Führung fest geregelt noch das Kriegsziel. Die Geldsammlungen erweckten Kritik, Mißtrauen, obwohl oder weil ungewöhnliche Summen eingingen – eine Liquidation vom Sommer 1220 ergab eine runde halbe Million Mark Silber –; hie und da wurden die Opferstöcke umgestürzt.
    Eine einheitliche Aktion kam nicht zustande. Auch der Aufbruch verzögerte, die Gruppen zersplitterten sich.
    Besonders die Franzosen, mit denen man zuerst gerechnet, ließen sich Zeit, waren noch immer mit den Albigensern befaßt, mit denen auch der sanftmütige und friedliebende Honorius kaum minder grausam umging als sein Vorgänger (ein vom Papst zusammengetrommeltes Kreuzheer brachte auf Anraten von Bischöfen bei der Erstürmung von Marmande fünftausend Männer, Frauen und Kinder um. Haufen fanatischer Pfaffen hetzten die Mordbuben auf, und in den Predigten des Kardinals Bertrand wiederholte es sich wie ein Kehrreim: »daß Tod und Schwert die ständigen Begleiter des Kreuzheeres sein müßten; daß alles Leben müßte vertilgt werden«).
    Doch auch mit den Deutschen klappte es nicht gleich, obwohl ihnen u.a. zwei angesehene Kleriker und künftige Kardinäle jahrelang das Kreuz predigten, der Mainzer Konrad, ein Theologe aus Paris, und der Kölner Domscholaster Oliver, selbst Kreuzzugsteilnehmer und Verfasser einer Kreuzzugschronik, der »Historia Damiatina« (S. 220 ff.). Endlich aber hatte man die meisten Ritter durch zusätzliche Geldzahlungen gewonnen. Und mit einzelnen Großen sollen sogar regelrechte Teilnahmeverträge geschlossen worden sein. 21
    Lebte und reiste man ja auch als Kreuzkrieger (der gehobenen Klasse, versteht sich) oder als Kreuzzugspropagandist nicht so schlecht, wie schon das Beispiel des Bischofs Konrad von Hildesheim und Würzburg lehrte (S. 33), und wie nun, eine knappe Generation später, auch Jakob von Vitry, der berühmte Kreuzprediger und Geschichtsschreiber, bestätigt.
    Berichtet Jakob doch, ein Jahr vor Beginn des Fünften Kreuzzuges von Damiette (1217–1221) zum Bischof von Akkon gewählt, von seiner Überfahrt zum Schauplatz des Geschehens, wo er vor Damiette auch den hl. Franziskus traf, für dessen einfaches Leben er so voller Sympathie war, er habe sich auf einem nagelneuen teuren Schiff eingemietet, das noch nie in See ging. Und zwar habe er, »herausragender Zeuge für innerkirchlich religiösen Aufbruch« der Zeit »in Ost und West« (Lexikon für Theologie und Kirche), für sich und die Seinen »ein Viertel des oberen Kastells« reserviert, um da in sturmfreien Zeiten zu speisen, zu lesen und das »Freie«, augenscheinlich die Weite und die Seeluft, zu genießen. »Ich habe ein Zimmer gemietet, um dort des Nachts mit meinen Begleitern zu schlafen, ein anderes, um meine Kleider unterzubringen und dort die für die Woche nötigen Lebensmittel aufzubewahren: ich habe ein weiteres Zimmer gemietet, wo meine Diener schlafen und mir meine Speisen zubereiten; einen anderen Platz für meine Pferde, die ich mitführe. Im Kielraum des Schiffes endlich habe ich mein Brot, Zwieback, Fleisch und andere Dinge stapeln lassen, die für drei Monate als Lebensmittel genügen.« Und während zumal der europäische Hochadel oft mit einem Luxus ohnegleichen ins Heilige Land segelte, wie etwa der steinreiche Graf Odo von Nevers, der dort auch noch »im Geruch der Heiligkeit« starb, geschah die Überfahrt der meisten unter jämmerlichen Umständen. 22
    Als einer der ersten stach Herzog Leopold VI. von Österreich, der Glorreiche, von Split aus in See, ein in Rom wegen seiner Kirchenpolitik geschätzter Magnat, »durch und durch katholisch« (vir per omnia catholicus: Marbacher Annalen), Bekämpfer der Albigenser, der Mauren in Spanien sowie der »Ketzer« und Ungläubigen im eigenen Land; ein Christenfürst, von dem Thomasin von Zerklaere, Autor und Kleriker an der Residenz des Patriarchen von Aquileja, schreibt:

    »Die Lombardei wär' Eden gleich,
    hätt' sie den Herrn von Österreich,
    der alle Ketzer sieden läßt.«

    So daß man demgegenüber das übliche Hängen, Blenden, Vierteilen noch relativ »gelinde« fand. Allerdings war der Herzog auch Förderer des Reinmar von Hagenau, Walther von der Vogelweide, Neithart von Reuental, wie ebenfalls in enger Beziehung zu seinem Hof die Aufzeichnung des Nibelungenliedes erfolgte.
    Auch König Andreas II. von Ungarn (1205–1235) machte die Reise auf eigene Faust und fand sich mit

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