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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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reiche Prälatensitze ausraubten, schloß sich der Papst mit seiner Leibwache in der Engelsburg ein, verweigerte dem König, der sie zu beschießen drohte, zwar standhaft die Belehnung mit Neapel, überließ ihm aber Cesare Borgia als Geisel (offiziell Kardinallegat bei der französischen Armee, der er schon bald wieder entfloh).
    Alexander erlaubte dem Feind freien Durchzug durch den Kirchenstaat, ließ Karl, der ihn feierlich als Papst anerkannte und sein Recht zu schützen versprach, Ehren über Ehren erweisen, erfüllte Wunsch auf Wunsch, gewährte Exspektanzen, Reservationen, Gnaden, erhob zwei Franzosen zu Kardinälen, lieferte zuletzt auch noch den unglücklichen Türkenprinzen aus, der bald darauf starb; »an etwas, das er aß und das ihm nicht bekam«, wie ironisch zurückhaltend Majordomus Burkhard formuliert.
    Der Franzose stürmte gleichwohl nahe der neapolitanischen Grenze, doch noch auf kirchenstaatlichem Gebiet, zugunsten der Colonna etliche Burgen der Conti, tötete die Besatzung von Montesortino, ließ fast sämtliche Einwohner von Monte San Giovanni über die Klinge springen und zog am 22. Februar 1495, begeistert empfangen, in Neapel ein, wo Alfonso II., am 22. Januar, wenige Monate bevor er das Zeitliche segnete, mit seinen Schätzen nach Sizilien geflohen, Ferrante II. König geworden war.
    Doch während die Fremdlinge berauscht ihren Sieg genossen, die Liebe, den Wein, auch in großem Umfang die »neapolitanische Krankheit«, die Syphilis bekamen, die sich als »morbus gallicus« (französische Krankheit) in Windeseile pestartig über Europa verbreitet, auch viele Mitglieder der Familie des Papstes und seines Hofes heimgesucht hat, darunter Cesare Borgia, die Kardinäle Ascanio Sforza und Giuliano della Rovere, grämte viele Fürsten das »beispiellose Glück« der Franzosen, ihr Trachten nach dem Kaisertum, der »Weltmonarchie«.
    So schlossen sich am 31. März 1495 in Venedig die Lagunenrepulik, Spanien, der deutsche König Maximilian I., seit 1493 seinem Vater Friedrich II. nachgefolgt, ferner Lodovico il Moro von Mailand sowie der Papst in der »heiligen Liga« zusammen. Alarmiert brach der Franzosenfürst mit einem Teil seines Heeres samt 20000 beutebeladenen Maultieren zum Rückzug auf und schlug sich am 6. Juli in der unentschiedenen Schlacht am Taro bei Fornovo durch die Truppen der Liga, unter beträchtlichen Verlusten, ganz ohne den riesigen Raub, ruhmreich und arm an Gewinn. 14
    Damit aber war auch der Türkenkrieg völlig ins Wasser gefallen. Und nicht sehr viel anders stand es mit diesem Krieg einige Jahre später.
    Nach dem Tod des Prinzen Dschem begannen die Osmanen wieder an vielen Fronten vorzustoßen. Vom Norden bis Süden verheerten sie christliches Gebiet. »Auf Straßen und Feldern lagen die Erschlagenen umher«, meldet man nach einer Invasion in Polen 1498. »Alle Städte im Gebirge und in der Ebene um Lemberg und Przemysl bis Kanczug hin, wurden geplündert, verbrannt, und nachdem die Unholde einige Zeit im Lande gehaust hatten, kehrten sie mit schwerer Beutelast wieder um.«
    Im nächsten Jahr brandschatzten 10000 türkische Reiter von Bosnien aus das venezianische Festland, stachen die Menschen ab oder schleppten sie in die Sklaverei. Gleichzeitig gingen die Seeschlacht bei Navarino verloren und Lepanto am Meerbusen von Korinth, ein Jahr darauf, im Sommer 1500, auch Modon, Navarino und Koron, hochbedeutsame Kolonien Venedigs. Die wenigen Einwohner von Modon, schreibt ein Zeitgenosse, »wurden alle bis auf den letzten Mann auf das grausamste gepfählt. So weit ist es mit den Christen infolge der Unruhen in Italien gekommen! So weit haben uns die inneren Streitigkeiten gebracht!«
    Daran aber waren der Papst und sein Borgia-Klüngel hauptsächlich beteiligt.
    Gewiß erinnerte Alexander VI. hin und wieder an die Türkengefahr, forderte er die Christenheit zu gemeinsamer Abwehr auf, machte er Vorschläge zum Betreiben eines Feldzugs, zur Ausrüstung einer Kriegsflotte. Dem Klerus erlegte er einen Zehnten als Beisteuer auf, die Kardinäle, mehr als vierzig, sollten zusammen 34300 Dukaten zahlen; hatten doch manche Einkünfte von 15000 Dukaten (Zeno), 18000 Dukaten (Sansoni), 20000 Dukaten (Giuliano della Rovere), 30000 Dukaten (Ascanio Sforza). Und natürlich kassierte man Ablaßgelder. Auch allen Kriegern der spanischen Armada verlieh Alexander am 31. August 1500 einen vollkommenen Ablaß, ja er rüstete selbst eine Kreuzzugsflotte aus. 13 Galeeren mit 2500 Mann Besatzung,

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