Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert
dem späteren Bilderstreit (IV 349 ff.) und in der ganzen mittelalterlichen Geschichte. Ja, das Mönchtum hatte eine größere Bedeutung im öffentlichen Leben als der Weltklerus, mit dem es oft zu blutigen Tumulten kam (S. 125 f.).
Nach der altfranzösischen Dichtung resultierte der Reichtum der Klöster aus vielen Quellen: aus der Bewirtschaftung der Güter durch Leibeigene, aus kirchlichen Benefizien, aus Einkünften durch den Gottesdienst. Jeder opferte, goldene Gefäße darunter, Kelche, Waffen und Geld, kostbare Tücher; nicht zu opfern fiel unbedingt au f. Weitere Einnahmequellen waren u.a. Begräbnisse, Absolutionshonorare, Testamentsvollstreckungen. Am meisten aber profitierte man ohne Zweifel aus den Schenkungen der Laien. Und seit dem Aufblühen der Städte stieg der Einfluß der Kuttenträger noch, traten sie überall mehr hervor, nicht zuletzt bei Festen, bei Taufen, Hochzeitsfeiern, Totenschmäusen, aber auch bei Beratungen auf dem Schlachtfeld, kurz, die Religiösen spielten im Leben der damaligen Kirche »auf allen Gebieten eine beherrschende Rolle« (Parisse).
Als im 6. Jahrhundert die irischen Mönche in West- und Mitteleuropa erschienen, entstand rasch ein Kloster nach dem anderen, besonders in Austrasien, im Elsaß, in Lothringen und Mittelfrankreich. Und bereits nach Mitte des 6. Jahrhunderts gab es im Merowingerreich rund 200 Mönchshäuser.
Im 13. Jahrhundert indes soll allein Florenz 156 Klöster, Mailand (anno 1287) 10000 Mönche – doch nur 200 Ärzte und nur 80 Schulmeister – gehabt, der Benediktinerorden im frühen 15. Jahrhundert mehr als 30000, zur Zeit seiner größten Blüte etwa 37000 Klöster besessen haben.
Wie aber dem Bischof, so ging es auch dem Abt meist weniger um »Seelsorge« als um Politik, um Einfluß, Besitz, Vermögen, Macht. Und wie jede Kirche, so brachte auch jedes Kloster, selbst das kleinste, Geld, war es immer auch und vor allem von ökonomischer Bedeutung, war es mehr Gutshof als Kirche, »Wirtschaftskörper« (Haller). Und zumindest in Italien wurde seit dem Hochmittelalter die Bezeichnung »abbas et yconomus« immer häufiger. Petrus von La Celle nannte Klöster »Schatzhäuser, Geheimkammern Gottes«.
Gewöhnlich gehörten zu einem Kloster Ochsen-, Pferde-, Ziegen-, Schweineställe, aber auch Dreschdielen, Kornspeicher, Bäckereien, Brauereien, Gesindestuben etc. Und da manche Herrscher die Klöster mit Marktprivilegien reich bedachten, besonders Otto I. etwa, Otto III., Heinrich II. der Heilige, hielt man Märkte auch im Kloster- oder Kirchhof ab.
Später expandierte man. Das 1146 gegründete Kloster Raitenhaslach hatte in mehreren bayerischen und österreichischen Städten seine eigenen Verkaufshäuser, auch seine speziellen Reibereien und Streitigkeiten deshalb mit den Bürgern. In München besaß das Kloster eine Fleischbank, in Krems eine Weinschenke, den Klosterherren gehörten Waldungen, zahlreiche Mühlen, Dorfschmieden, ein Salinenbetrieb, sie handelten mit Salz, Bauholz, Bausteinen, Ziegeln.
Askese, Kontemplation, rigorose Weltentsagung waren längst und immer mehr ökonomischer Aktivität gewichen, überhaupt aufsehenheischender Agitation in der Öffentlichkeit. Und die Geschäfte florierten desto besser, als den Mönchen, wie dem Klerus, bald zum Ärger weltlicher Großer, ungeheure Ländereien stets von neuem zugekommen und durch Gewährung der Immunität zahlreiche staatliche Lasten teilweise oder ganz erlassen worden sind. 31
Die Arbeitswut der alten Mönche von Wales, gemäß der Parole »Jeder muß sein eigener Ochse sein«, war wie weggeblasen, von Handarbeit – »mit eigener Hand«, »ohne Unterstützung von Sklaven« – bei Mönchen längst nicht mehr die Rede, weder auf dem Feld noch im Garten.
Alle Klöster hatten Grundbesitz, dazu ihre Sklaven, ihre abhängigen Bauern, und jede Leistung war oft bis ins einzelne festgelegt.
So mußten im 10. Jahrhundert die Unfreien des Klosters Weißenburg aus vielen Dörfern je »einen Ochsen gegen den Feind stellen«, aus manchen Dörfern aber auch »fünf Ochsen mit zwei Leuten«, andere einen bestimmten Fahrdienst zwischen den Ortschaften gewährleisten. Die Bauern dieser weißenburgischen Mönche hielten Wache auf dem Herrenhof, sie hatten Pflug- und Erntedienst, hatten Weinbau zu treiben, Linnen und Wolltücher, Bier und Brot herzustellen, sie hatten Abgaben von Dinkel und Roggen zu liefern, von Pferden, Frischlingen, Hühnern, Eiern, auch Geld. Und im 11. Jahrhundert brauchte man wohl
Weitere Kostenlose Bücher