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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Schätze und Güter der Diözese vergeudet, machte Kaiser Heinrich IV., von Rupert 1089 über »den elenden Zustand des Stiftes mit lebhaften Farben« informiert, »neue Schenkungen«. Oder als im 12. Jahrhundert in Italien reichstreue Bischöfe und Äbte riesige Besitzungen verkauft, verpfändet, vertan hatten, ließ Kaiser Friedrich I. all ihre oft lange zurückliegenden Veräußerungen kurzweg annullieren, und der Heilige Stuhl suchte durch Androhung des Kirchenbanns die Rückgabe der seit Jahren in anderen Händen befindlichen geistlichen Güter zu erzwingen, was ungezählte Prozesse nach sich zog. 37
    Wie auch immer, der Unterschied zwischen arm und reich bestand noch in den Klöstern fort. Mit vornehmen Insassen ging man anders um. Bereits Augustinus, dessen Kirche sich kaum zufällig in unmittelbarer Nachbarschaft der Paläste der Reichen erhob, hatte Statussymbole, die Bedeutung der Kleidung betont, »die man zur Unterscheidung des Ranges braucht«. Und schon zu Beginn des Frühmittelalters gestattet die Ordensregel des hl. Leander, Erzbischofs von Sevilla, die Beibehaltung weltlicher Rangunterschiede im Kloster. Danach durfte auch dort nicht mit einer Prinzessin wie mit einer Sklavin umgegangen werden. Und noch im Spätmittelalter verordnet über die »Behandlung einer reichen Dame im Kloster«, in diesem Fall einer generösen Gräfin, 1289 der Ordensgeneral der Dominikaner, daß sie bei Bedarf aus ihrem Besitz zu unterstützen sei. Sie könne, wolle sie nicht mit der klösterlichen Gemeinde speisen, die Vergünstigungen des Krankenraumes genießen, »Sie soll nicht zu Verrichtung von Diensten aufgeschrieben werden, sie soll auf Polstern schlafen dürfen, werde in den täglichen Kapiteln nicht vorgerufen und mit Arbeiten nicht beschwert. Solches soll ihr und allen, die von einer feineren Lebensführung herkommen, erlaubt werden, ohne als Regelverletzung zu gelten.«
    Wer freilich nicht von einer feineren Lebensführung herkam, wurde schon als flüchtiger Gast anders abgespeist. So gab es in St. Gallen eine einfache Unterkunft für Arme, außerdem aber ein komfortables, heizbares Gästehaus für die bessere Welt, nebst Bedienstetenkammern und Ställen für die Pferde. Selbst Cluny, zeitweise vielen Klöstern in der »Liebestätigkeit« voran, hatte ein Vornehmenhospitz mit der Versorgung für Reisende der höheren Klassen und ein Armenhospitz für die Abfertigung Unbemittelter, Notleidender, ein Geschäft, das dem Eleemosynarius zufiel, dem Almosenverteiler. 38

Das Kirchengut war heilig

    Der Klerus klebt am Besitz (possessio, ahd. bisez, eigan, lehan); an seinem lebenden wie an seinem toten. Es verhielt sich wie beim weltlichen Adel. Und die mittelalterliche Kirche wurde nicht müde, das gar schreckliche Geschick jener, die sich an ihrer Habe vergriffen, die sich der »Beraubung« schuldig gemacht, auszumalen. Karl Martell, Verteiler großer kirchlicher Ländereien (IV 366), wurde im Mittelalter ebenso zum Inbegriff eines gottverdammten Fürsten wie Herzog Arnulf von Bayern, dem die Klerisei wegen seiner Säkularisationen ihrer bayerischen Güter geradezu den Beinamen »der Böse« anhing – vordem: »von Gottes Gnaden« (V Register).
    Die Pfaffen erfanden die greulichsten Schauermären. Selbst der hl. Bonifatius, ein doch nüchterner Angelsachse und »gewandter Börsenmann«, einer der »ersten Repräsentanten des Kolonialtalentes« der späteren Briten (Sommerlad), berichtet, daß die Seele König Ceolreds von Mercien (709–716) im Jenseits von bösen Geistern gepeinigt werde, von jubelnden, frohlockenden Teufeln, »die sich aus allen Teilen der Welt versammelt hatten, in einer größeren Menge, als ... die aller Lebewesen auf Erden sein konnte, und zerfleischten ihn mit verschiedenen Marterwerkzeugen in unvorstellbarer Weise bis zur Erschöpfung« (inaestimabiliter fatigantes lacerabant). Und der hl. Eucherius hatte den mächtigen Hausmeier Karl Martell, man sollte es nicht glauben, just bei seiner Einfahrt in die Hölle erspäht. Um der Authentie dieser Vision sicher zu sein, untersuchte der skeptische Bischof sogar das Grab des Fürsten, woraus aber nur ein Drache fuhr.
    Die Mönche wußten sich zu helfen, entwand man ihnen Besitz. Da raubte einer im 11. Jahrhundert der Abtei Fleury Grund und Boden. Prompt wurde er vom »Teufel« erwürgt. Doch selbst des Mannes Leiche in einem Klosterfriedhof fand nicht Ruhe. Die Erde warf sie wieder aus. Da gab die entsetzte Witwe das Klostergut zurück, und nun

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