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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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Festung Silistra. Damit hätten die Russen einen dominierenden Stützpunkt im Donaugebiet, der ihnen erlauben würde, den Fluss zu einer Nachschublinie vom Schwarzen Meer bis ins Innere des Balkans zu machen; außerdem hätten sie dann eine Basis, um die Bulgaren zum Kampf gegen die Türken anzuwerben. Dies war der Plan, den der Zar auf Paskewitschs Zureden akzeptiert hatte, um die Österreicher nicht zu beunruhigen, die gegen eine russische Offensive durch die überwiegend von Serben bewohnten Donaugebiete weiter im Westen einschreiten könnten, da serbische Aufstände zugunsten der Russen von dort womöglich auf Habsburger Terrain übergreifen würden. »Die Engländer und Franzosen können ihre Männer mindestens weitere vierzehn Tage nicht landen lassen«, schrieb Nikolaus am 26. März an Gortschakow, »und ich nehme an, dass sie in Warna an Land gehen werden, um nach Silistra zu eilen … Wir müssen die Feste erobern, bevor sie dort eintreffen … Wenn Silistra in unserer Hand ist, werden Freiwillige Zeit haben, mehr Soldaten unter den Bulgaren auszuheben, aber wir dürfen die Serben nicht anrühren, um die Österreicher nicht zu alarmieren.« 3
    Der Zar hoffte, nicht nur bei den Bulgaren, sondern auch bei anderen Slawen neue Kämpfer mobilisieren zu können. Obwohl er zögerte, serbische Leidenschaften gegen die Österreicher zu entfachen, erwartete er, dass seine Offensive christliche Rebellionen auslösen und zum Zusammenbruch des Osmanischen Reiches führen würde, wonach das siegreiche Russland dem Balkan eine neue religiöse Ordnung auferlegen konnte. »Sämtliche christlichen Teile der Türkei«, ließ er im Frühjahr 1854 verlauten, »müssen notwendigerweise unabhängig und damit das werden, was sie früher waren, Fürstentümer, christliche Staaten, und als solche in die Familie der christlichen Staaten Europas zurückkehren.« Nikolaus engagierte sich derart für seine religiöse Sache, dass er sogar bereit war, Revolutionen gegen Österreich auszunutzen, sollte dies durch die Opposition der Österreicher gegen eine russische Lösung der Orientalischen Frage erforderlich werden. »Es ist sehr wahrscheinlich, dass unsere Siege zu slawischen Revolten in Ungarn führen werden«, teilte er dem russischen Botschafter in Wien mit. »Wir werden sie nutzen, um das Herz des Österreichischen Reiches zu bedrohen und seine Regierung zur Annahme unserer Bedingungen zu zwingen.« Mittlerweile schickte sich der Zar an, fast alle legitimistischen Prinzipien im Interesse seines heiligen Krieges aufzugeben. Erbost über die antirussische Haltung der europäischen Mächte, sprach er davon, die revolutionären Unruhen in Spanien anzuheizen, damit französische Einheiten aus dem Orient umgeleitet wurden, und dachte sogar daran, ein Bündnis mit Mazzinis Befreiungsbewegung in der Lombardei und in Venedig zu schließen, um den Österreichern zu schaden. Doch in beiden Fällen brachte man den Zaren davon ab, revolutionäre Demokraten zu unterstützen. 4
    Der Beginn der Frühjahrsoffensive wurde von Slawophilen freudig als Anbruch einer neuen religiösen Ära in der Weltgeschichte begrüßt, als erster Schritt zur Auferstehung des ostchristlichen Reiches mit Zargrad, wie sie Konstantinopel nannten, als Hauptstadt. In »An Russland« (1854) feierte der Dichter Chomjakow die Offensive mit einem »Aufruf zum heiligen Krieg«:
    Steh auf, mein Vaterland!
    Für unsere Brüder! Gott befiehlt euch
    Die Wellen der stürmischen Donau zu überqueren …
    In einem früheren Gedicht mit demselben Titel hatte Chomjakow 1839 von der russischen Mission gesprochen, den Völkern der Welt die wahre orthodoxe Religion zu überbringen, doch hatte er die Russen vor Hochmut gewarnt. Nun, in seinen Versen von 1854, forderte er sie auf, »blutige Kämpfe« zu führen und »mit dem Schwert – dem Schwert Gottes – zuzuschlagen«. 5
    Die Russen rückten langsam vor, ehe sie an mehreren Stellen am Nordufer der Donau auf hartnäckigen türkischen Widerstand stießen und praktisch zum Stehen kamen. Bei Ibrail waren 20 000 russische Grenadiere, unterstützt von Flusskanonenbooten und Dampfern, nicht in der Lage, die gut verschanzten türkischen Festungen zu überwinden. Bei Maçin lagerten 60 000 Russen außerhalb der Festungsstadt, konnten sie jedoch nicht einnehmen. Während sie von den Türken aufgehalten wurden, bauten die Russen Flöße und Pontonbrücken aus Kiefernstämmen, um die Donau überraschend bei Galati zu überqueren. Dies gelang ihnen

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