Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
Vom Netzwerk:
Soldaten«. 49
    Es wurde Zeit, die Männer in den Krieg zu schicken, bevor sie Krankheiten erlagen oder gegen ihre Offiziere rebellierten. Am 24. August begann die Einschiffung. Zuerst ging die Infanterie an Bord, gefolgt von der Kavallerie und ihren Pferden, Munitions- und Vorratswagen, Zugtieren und schließlich den schweren Geschützen. Viele der Männer, die zu den Kais marschierten, waren zu krank und zu schwach, um ihre eigenen Rucksäcke und Gewehre zu tragen, die daraufhin von kräftigeren Kameraden geschultert wurden. Die Franzosen hatten nicht genug Truppentransporter für ihre 30 000 Mann, und so packten sie diese auf Kriegsschiffe, die sich folglich nicht verteidigen konnten, sollten sie von der russischen Schwarzmeerflotte angegriffen werden. Damit war für den Schutz des Konvois ausschließlich die Royal Navy verantwortlich, deren Kriegsschiffe die 29 Dampfer und 56 Linienschiffe flankierten, welche die britischen Einheiten an Bord hatten. An den Anlegestellen spielten sich erschütternde Szenen ab, als bekannt gegeben wurde, dass nicht alle Soldatenfrauen, die aus Großbritannien angereist waren, zur Krim mitgenommen werden könnten. ******* Die untröstlichen Frauen, die von ihren Männern getrennt werden sollten, versuchten, sich auf die Schiffe vorzuarbeiten. Einige wurden an Bord geschmuggelt. Im letzten Moment erbarmten sich die Befehlshaber der Frauen, nachdem sie erfahren hatten, dass in Warna keine Vorsorge für sie getroffen worden war, und ließen viele doch noch an Bord.
    Am 2. September war die Einschiffung abgeschlossen, doch durch schlechtes Wetter verzögerte sich die Abfahrt bis zum 7. September. Die Flottille aus 400 Schiffen – Dampfer, Kriegsschiffe, Truppentransporter, Segelschiffe, Schlepper und andere kleinere Gefährte – wurde von Konteradmiral Sir Edmund Lyons auf der HMS Agamemnon befehligt, dem ersten Dampfschiff der Royal Navy mit Schraubenantrieb, das 11 Knoten erreichen konnte und mit 91 Geschützen bewaffnet war. »Die Männer erinnern sich an den wunderschönen Morgen des 7. September«, schrieb Kinglake:
    Das Mondlicht schwebte noch auf dem Wasser, als die Männer, die von zahllosen Decks nach Osten blickten, den Tagesanbruch begrüßen konnten. Eine Sommerbrise wehte sanft vom Land herüber. Um Viertel vor fünf gab eine Kanone der Britannia das Signal zum Lichten der Anker. Die Luft wurde durch den emsigen Rauch der Maschinen verdunkelt, und es war schwer zu erkennen, wie und woher die Anordnungen ergehen würden. Doch bald schob sich die Agamemnon mit Signalflaggen an allen Masten vor, denn Lyons war an Bord und leitete und kommandierte den Konvoi. Die Kriegsdampfer der Franzosen fuhren mit ihren Transportern im Schlepptau hinaus, und ihre großen Schiffe formierten sich. Die Franzosen bewegten sich rascher und in besserer Schlachtordnung aus dem Hafen als die Engländer. Viele ihrer Transportschiffe waren sehr klein und bildeten notgedrungen einen Schwarm. Unsere Transporter fuhren in fünf Kolonnen mit jeweils nur dreißig Schiffen hinaus. Dann schob sich die englische Kriegsflotte, die alles überwachte, in einer einzigen Kolonne langsam aus der Bucht. 50
    * Eines von ihnen steht heute vor dem städtischen Dumagebäude am Primorski-Boulevard.
    ** Ihre religiöse Entschlossenheit steigerte sich noch, als Musa Pascha später von einer Granate getötet wurde, die direkt auf ihm landete, während er ein Abendgebet um Gottes Eingreifen zur Rettung von Silistra abhielt.
    *** Nach der Amputation (ohne Narkose) hatte Raglan sich den Arm erbeten, um einen Ring, ein Geschenk seiner Frau, von den Fingern zu entfernen. Der Vorfall hatte seinen Ruf persönlicher Tapferkeit gefestigt.
    **** Das erste Zuaven-Bataillon wurde von einem Berber-Gebirgsstamm namens Zuaoua rekrutiert. Spätere Zuaven-Bataillone, die aus Franzosen bestanden, übernahmen ihre Maurentracht und ihre grünen Turbane.
    ***** Ein hoher Tschako, benannt nach Prinz Albert, der ihn angeblich entworfen hatte.
    ****** Die Ereignisse sollten ihm recht geben. Am 8. August griff Napier die russische Festung Bomarsund auf den Åland-Inseln zwischen Schweden und Finnland an, hauptsächlich um Schweden in den Krieg einzubeziehen. Die Unterstützung durch schwedische Soldaten war für jegliche Aktion gegen die russische Hauptstadt erforderlich. Nach einem schweren Bombardement, das die Festung in Schutt und Asche legte, kapitulierten der russische Kommandeur und seine 2000 Mann vor den Alliierten. Doch Bomarsund

Weitere Kostenlose Bücher