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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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Gründung einer Polnischen Legion unter dem Kommando von Zamoyski. Sie bestand aus 1500 polnischen Exilanten, Kriegsgefangenen und Deserteuren aus der Armee des Zaren, wurde von den Westmächten ausgerüstet und tarnte sich mit der Bezeichnung »Kosaken des Sultans«, um auf der Krim und im Kaukasus gegen die Russen zu kämpfen. **** Laut einem russischen Offizier, den die Alliierten bei Kinburn gefangen genommen hatten, wurden die meisten der 500 Polen, die man in seinem Gefängnis rekrutierte, dafür bezahlt, sich der Polnischen Legion anzuschließen, und wer sich geweigert habe, sei geschlagen worden. 9 Die Legion trat erst im Herbst 1855 in den aktiven Dienst ein, doch man hatte das Projekt bereits seit dem Frühjahr endlos diskutiert. Man verknüpfte es mit der heiklen Frage, ob die Westmächte die Legion als nationale Streitmacht anerkennen würden, was bedeutet hätte, dass sie die polnische Sache als eines ihrer Kriegsziele unterstützten.
    In seinem Bestreben, mehr Soldaten für einen größeren Krieg gegen Russland zu gewinnen, forderte Palmerston die Rekrutierung von Söldnern aus allen Teilen der Welt. Er sprach davon, 40 000 Mann auszuheben. »Lasst uns so viele Deutsche und Schweizer wie möglich heranholen«, erklärte er im Frühling. »Lasst uns Männer aus Halifax holen, lasst uns Italiener anwerben, und lasst uns unser Kopfgeld erhöhen, ohne das Niveau anzuheben. Es muss getan werden. Wir brauchen Soldaten.« Da die britische Armee über kein Wehrpflichtsystem verfügte, durch das sie ausgebildete Reservisten hätte ansammeln können, war sie von jeher auf ausländische Söldner angewiesen, doch die schweren Verluste der Wintermonate machten sie noch stärker als sonst von der Rekrutierung einer Fremdenlegion abhängig. Da die Franzosen mindestens doppelt so viele Soldaten stellten wie die Briten, hatten sie den Vorrang, wenn es darum ging, die Ziele und die Strategie der Alliierten festzulegen. Im Dezember verabschiedete das britische Parlament in aller Eile ein Ausländeranwerbungsgesetz. Erheblicher öffentlicher Widerstand, hauptsächlich aus Gründen des Misstrauens gegenüber Ausländern, machte eine Gesetzesänderung erforderlich, wonach nicht mehr als 10 000 Soldaten aus dem Ausland rekrutiert werden sollten. Die größte Gruppe von Söldnern, rund 9300 Mann, kam aus Deutschland; in der Mehrzahl handelte es sich um Handwerker und Landarbeiter, von denen etwa die Hälfte eine militärische Ausbildung oder entsprechende Erfahrung hatte. An zweiter Stelle standen die Schweizer, die um 3000 Mann zählten. Sie trafen im April in Großbritannien ein, und jeder erhielt ein Kopfgeld von 10 Pfund. Nach einer Ausbildung in Aldershot wurde im November 1855 eine kombinierte Streitmacht von 7000 Schweizer und deutschen Soldaten nach Scutari entsandt. Wie sich herausstellte, kamen sie zu spät, um noch an den Kämpfen auf der Krim teilnehmen zu können. 10
    * * *
    Die Briten und Franzosen standen nicht nur vor der Frage, wie sie neue Verbündete und Soldaten für einen umfassenderen Krieg gegen Russland gewinnen konnten, sondern auch, auf welches Gebiet sie den Angriff konzentrieren sollten. Im Frühjahr 1855 waren die russischen Kräfte extrem spärlich verteilt, und es gab viele Schwachstellen in der Verteidigung des Reiches, weshalb es sinnvoll war, den Feldzug durch neue Angriffe auf diese Stellen auszuweiten. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, sich für konkrete Ziele zu entscheiden. Von den 1,2 Millionen russischen Soldaten im Feld bewachten 260 000 die Ostseeküste, 293 000 standen in Polen und der West-Ukraine, 121 000 waren in Bessarabien und an der Schwarzmeerküste, während man 183 000 im Kaukasus stationiert hatte. 11
    Die Verteidigung der Russen war derart überdehnt, und sie hatten so große Angst vor einem Durchbruch der Alliierten, dass Pläne für einen Partisanenkrieg nach dem Vorbild von 1812 erstellt wurden. Im Februar verfasste General Gortschakow einen Geheimbericht (»Über den nationalen Widerstand im Fall eines feindlichen Einmarsches in Russland«). Er war beunruhigt über die Sammlung der alliierten europäischen Armeen für eine neue Offensive im Frühjahr und befürchtete, dass die Russen nicht in der Lage sein würden, all ihre Grenzen zu verteidigen. Wie Paskewitsch und Zar Nikolaus machte auch ihm eine mögliche österreichische Invasion durch Polen und die Ukraine, wo die größten russischen Streitkräfte stationiert waren, am meisten zu schaffen, und zwar wegen

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