Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)
französisch-österreichischen Krieges im Austausch für französische »gute Dienste « zu einem »künftigen Zeitpunkt « eine Haltung der »wohlwollenden Neutralität « einnehmen würden. 32
Auf dieser Basis begannen die Franzosen und Piemonteser im April 1859 ihren Krieg gegen Österreich. Sie wussten, dass die Russen 300 000 Soldaten an die österreichische Grenze vorrücken lassen würden, während sie Italien angriffen. Nur ein paar Jahre zuvor hätte Russland den Habsburgern militärische Hilfe gegen jeden französischen Versuch geleistet, den Wiener Vertrag zu revidieren. Nun jedoch hatte der Krimkrieg einen radikalen Wandel herbeigeführt.
Unter dem Befehl von Napoleon III . und Viktor Emanuel errang die frankopiemontesische Armee eine Reihe rascher Siege. Am 24. Juni vernichtete sie die österreichischen Streitkräfte unter dem Befehl von Kaiser Franz Joseph in der Schlacht von Solferino. Dies war das letzte große Gefecht der Geschichte, bei dem alle Heere unter dem persönlichen Kommando ihrer Monarchen standen. Mittlerweile fürchtete Napoleon, dass die deutschen Staaten zu den Waffen greifen könnten, um Österreich zu unterstützen. Deshalb unterzeichnete er, ohne die Piemonteser davon zu unterrichten, in Villafranca einen Waffenstillstand mit den Österreichern, durch den der größte Teil der Lombardei, einschließlich ihrer Hauptstadt Mailand, den Franzosen zufiel. Diese übereigneten die Region unverzüglich dem Piemont, wie Napoleon und Cavour in Plombières vereinbart hatten. Der Vertrag von Villafranca verhalf den Monarchen der zentralitalienischen Staaten (Parma, Modena und Toskana), die durch Volksaufstände bei Kriegsbeginn abgesetzt worden waren, zur Rückkehr an die Macht. Dies erzürnte die Piemonteser, doch es beruhigte die Russen, die sich große Sorgen wegen der revolutionären Entwicklung in Italien gemacht hatten. Die piemontesische Armee besetzte die zentralitalienischen Staaten, während Savoyen und Nizza von Frankreich übernommen wurden – die vereinbarte Belohnung dafür, dass es der italienischen Sache geholfen hatte. Gegen die Abtretung der Staaten wandte sich der Revolutionsgeneral Giuseppe Garibaldi, ein Held des Krieges gegen die Österreicher, der aus Nizza stammte. Im Frühjahr 1860 führte er seine tausend Rothemden in einen Kampf mit dem Ziel, Sizilien und Neapel zu erobern und unter piemontesischer Führung mit dem übrigen Italien zu vereinigen.
Die revolutionären Bestrebungen der Garibaldianer bedeuteten eine schwere Belastung für die Beziehungen des Zaren zu Napoleon. Mit einem Mal wurde Alexander vor Augen geführt, welche gefährlichen Konsequenzen seine Unterstützung der Politik des französischen Kaisers haben konnte. Nichts würde die Flut des Nationalismus daran hindern, auf die Habsburger Gebiete und von dort aus auf Polen und andere russische Gebiete überzugreifen. Im Oktober 1860 brach Russland die Beziehungen zum Piemont ab, womit es gegen dessen Annexion von Neapel protestierte. Gortschakow verurteilte das Piemont, weil es Revolutionen fördere, er gelobte, die sich in Italien vollziehenden territorialen Änderungen abzulehnen, es sei denn, sie würden von einem neuen internationalen Kongress gebilligt, und er stellte sich in dem Konflikt vorsichtig hinter die Österreicher (allerdings bestand keine Aussicht, dass die Russen für den Verbleib der Habsburger in Venetien kämpfen würden, dem einzigen Teil der Halbinsel neben dem Papststaat in Rom, der noch nicht unter der Kontrolle des ersten italienischen Parlaments, das 1861 in Turin zusammentrat, mit den übrigen dortigen Staaten vereinigt worden war). Nachdem Viktor Emanuel den Titel des Königs von Italien angenommen hatte, vereinbarten die Russen und Österreicher, ihm trotz des Drucks von Großbritannien und Frankreich die Anerkennung zu verweigern. Auch als die Briten Gortschakow aufforderten, seinen Einfluss auf die Preußen geltend zu machen, damit diese den König anerkannten, wies der russische Außenminister sie ab. Allem Anschein nach war die Heilige Allianz noch nicht völlig tot. Gortschakow rechtfertigte seine Weigerung, die britischen Pläne für Italien zu unterstützen, damit, dass Österreich und die Türkei durch revolutionäre Bewegungen unterwandert werden könnten, falls die Großmächte die von den Piemontesen angestoßenen nationalistischen Erhebungen nicht eindämmten. Bedenkt man, wie die Briten ihre Aktionen im Krimkrieg gerechtfertigt hatten, so erklärte Gortschakow
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