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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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Soldaten aufgrund ihrer Verdienste anerkannt wurde, sondern nur eines für die Ehrung von Offizieren. Durch die Kriegsberichte von Russell in der Times und von anderen Journalisten war die britische Öffentlichkeit auf viele mutige Taten einfacher Soldaten aufmerksam gemacht worden. Da diese Journalisten das Leid der Kämpfer als heroisch bezeichneten, kam die Meinung auf, dass man eine neue Auszeichnung benötigte, um ihre Taten gebührend anzuerkennen. 62 Krim-Veteranen wurden als Empfänger der ersten Viktoriakreuze ausgewählt, einer kleinen Bronzemedaille, die angeblich aus dem Metall in Sewastopol erbeuteter russischer Kanonen gegossen worden war. * Bei der Zeremonie im Hyde Park verbeugten sich die Veteranen der Reihe nach vor der Königin, während Kriegsminister Lord Panmure ihre Namen verlas und ihre Tapferkeit würdigte. Unter diesen ersten Empfängern der höchsten britischen Militärauszeichnung waren sechzehn Heeressoldaten, vier Kanoniere und ein Pionier, zwei Matrosen und drei Bootsmänner. 9
    Die Einführung des Viktoriakreuzes bestätigte nicht nur den Wandel in der Vorstellung vom Heldentum, sondern sie markierte auch eine neue Ehrfurcht vor dem Krieg und vor den Teilnehmern. Die Soldaten, die das Viktoriakreuz empfangen hatten, sahen ihre Taten in einer Vielzahl von Nachkriegsbüchern verewigt, die ihre Tapferkeit priesen. Das populärste, Our Soldiers and the Victoria Cross , wurde von Samuel Beeton veröffentlicht, der vor allem dafür bekannt war, dass er 1861 das Buch seiner Frau, Mrs Beeton’s Book of Household Management , herausgegeben hatte. Our Soldiers war geschrieben worden, um Jungen anzuregen und anzuleiten, und im Vorwort hieß es:
    Jungen – wenn sie es verdienen, Jungen genannt zu werden – sind von Natur aus mutig. Welche Visionen es sind, die sich vor der Jugend erheben, welche mutigen Worte gesprochen, welche mutigen Taten vollbracht werden müssen, wie mutig, wenn nötig, es zu leiden gilt! … Das ist der Leitgedanke in diesem Buch über Soldaten – es soll den Mut der Jugend in der Erfahrung der Männlichkeit aufrechterhalten. 10
    Dieser didaktische Männlichkeitskult durchzog auch die beiden großen britischen Romane, die vor dem Hintergrund des Krimkriegs spielten: Charles Kingsleys Two Years Ago (1857) und Henry Kingsleys Ravenshoe (1861). Er war auch das Hauptmotiv von Charles Kingsleys Westward Ho! (1855), einer Abenteuergeschichte in der Neuen Welt zur Zeit der spanischen Armada. Das Werk war von dem Militarismus und der Fremdenfeindlichkeit Großbritanniens während des Krimkriegs erfüllt. Sein Autor selbst beschrieb es als »ein äußerst brutales und blutdürstiges Buch (genau das, was die Zeit benötigt, meine ich )« . 11
    Die Befürwortung des Krieges bildete auch den Kern von Thomas Hughes’ überaus einflussreichem Roman Tom Browns Schuljahre (1857), dessen berühmteste Szene, der Kampf zwischen Tom und dem Rowdy Slogger (»Drescher « ) Williams, vom Leser offensichtlich als moralische Lektion über den gerade vergangenen Krieg gegen Russland verstanden werden sollte:
    Von der Wiege bis zum Grabe ist Kämpfen, im richtigen Sinne des Wortes, die Pflicht, die reellste, höchste, ehrlichste Beschäftigung jedes Menschensohnes. Jeder, der sein Salz wert ist, hat seine Feinde, die er unterjochen muß, seien es böse Gedanken und Gewohnheiten des eigenen Ich, oder üble Geistesströmungen höheren Orts, seien es Russen oder Franzosen, sei es Hans, Kunz oder Peter, der ihn hindert, sein Leben in Frieden zu genießen, bis er ihn windelweich gedroschen.
    Es nützt nichts, daß Quäker und andere Friedensapostel gegen den Krieg im Großen und Kleinen sprechen; sie befolgen ihre eignen Vorschriften nicht, weil die Menschennatur zu mächtig in ihnen ist. Möglich, daß eine Welt ganz ohne Kampf, ganz ohne Ringen – eine Welt tiefen Friedens besser wäre, aber es wäre nicht unsere Welt. Darum bin ich taub gegen das Friedensgeschrei, wenn es keinen Frieden giebt und keinen geben soll …
    Haltet Frieden, solange es möglich ist. Wenn ihr aber kämpft, so kämpft bis zum Ende und gebt nicht nach, solange ihr noch stehen oder sehen könnt. 12
    Dies war der Ursprung des Kultes vom »muskulösen Christentum « – der Vorstellung, dass »christliche Soldaten « gerechte Kriege ausfochten – , der die viktorianische imperiale Mission kennzeichnen sollte. Damals begannen Briten in der Kirche zu singen:
    Vorwärts, Christi Streiter, in den heil’gen Krieg!
    Denn die

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