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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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Vielleicht wollte er nach der eigenen Waffegreifen. Vielleicht versuchte er nur, Kris’ Feuer abzuwehren. Es war nicht von Belang. Kris feuerte.
    Pfeile prasselten in Brust, Hals und Gesicht des Mannes und schleuderten ihn rückwärts. Kris erreichte den oberen Treppenabsatz, wandte sich nach links und nahm Kurs auf das mittlere Schlafzimmer. Ein Schrei nach dem anderen drang aus diesem Zimmer, sodass kein Zweifel zurückblieb, wo die Geisel steckte.
    Kris rannte gegen die Tür und prallte davon ab.
    Hanson war direkt hinter ihr. Er ging vor der Tür in die Knie, stopfte einen Bausch Sprengstoff ins Schloss, deckte ihn mit einem Stück Panzertuch ab und zog den Kopf ein.
    Die Tür flog aus den Angeln.
    Kris bewegte sich, ehe die Detonation vorüber war. Das war nicht möglich, aber sie hätte später geschworen, dass sie es tat. Sie flog mit der Tür ins Zimmer, sicherte rasch mit dem Gewehr nach rechts und links und stürmte dann zu einer winzigen Gestalt in zerrissener Jeans und einem schmutzigen grünen Sweater. Das Mädchen saß halb aufgerichtet im Bett, riss an den Fesseln und kreischte mit allem, was seine sechsjährigen Lungen hergaben. Kris wollte nichts weiter, als sich das Kind an die Brust drücken, aber es gab Regeln für solche Situationen. Sie warf sich zu Boden. Etwas, das klein war und böse aussah, war mit Drähten an der Unterseite des Bettes befestigt. »Hanson, wir haben hier eine Bombe!«
    Ihr Tech kam auf den Knien rutschend zum Stillstand, während Kris das Zimmer genauer ins Auge fasste. Etwas, das nach einem Schulranzen aussah, war mit Klamotten und sonstigem Ramsch vollgestopft worden. Kris entschied, dass man ihn vorläufig ignorieren konnte. Ansonsten war der Raum leer; Holzfußboden, hellgrüne Wände und eine hellbraune Zimmerdecke, sonst nichts. Keinerlei Wandschrank. Kris wandte sich erneut dem schreienden Kind zu, während Hanson damit fertig wurde, das Monster unter dem Bett zu untersuchen.
    »Die Bombe hängt an den Fesseln. Wenn ich sie abnehme, knallt es.«
    »Entschärfen!«, ertönte es von Corporal Li, der gerade ins Zimmer kam, gefolgt von seiner Flintenschwingerin, die nach ihrer Begegnung mit scharfen Geschossen und Minen viel schmutziger war, aber sonst anscheinend keinen großen Schaden erlitten hatte.
    »Sind Sie okay?«, fragte Kris die Soldatin.
    »Sie ist okay«, antwortete der Corporal für sie. »Ist mit dem Rücken flach auf der Mine gelandet. Hätte sie draufgetreten, dann hätte es ihr den Fuß abgerissen. So wurde sie nur herumgeschleudert.«
    »Erinnern Sie mich, im HQ Bescheid zu geben, dass ihre Minen nichts taugen.« Kris grinste.
    »Ich bin jetzt so weit, die Drähte zu diesem Ding zu kappen«, meldete sich Hanson zu Wort und brachte sie alle zu einem Kind zurück, das nicht aufgehört hatte zu schreien. »Sollte das nicht gutgehen, wäre es schön, so etwas wie eine Panzerung zwischen der Kleinen und dieser Bombe zu haben.«
    Nichts würde dieses Mädchen jetzt mehr verletzen. Kris schätzte ab, wie sehr die Kleine trotz der Fesseln herumhüpfte, und schob sich auf das Bett und zwischen die zerlumpte Bettdecke und das Kind. Während Kris die Arme um das Mädchen schlang, hörte dieses auf zu weinen, obwohl sein Atem weiter in kurzen, würgenden Stößen ging. »Niemand tut dir jetzt mehr etwas, Süße«, flüsterte ihr Kris ins Ohr.
    »Niemand?«, fragte das Kind und hickste.
    »Niemand«, versicherte ihm Hanson. »Alle raus auf den Flur.« Sobald der Corporal und die Schützin gegangen waren, seufzte Hanson. »Ich denke, ich habe es richtig hinbekommen.« Er klappte das Visier zu und glitt unters Bett.
    Lange geschah gar nichts. Kris wartete. Nach wie vor geschah nichts. Dann rappelte sich Hanson wieder auf, öffnete das Visierund grinste wie der Mann, der im Harrah die Bank gesprengt hatte. »Stehen Sie nicht einfach da rum!«, schnauzte ihn Kris an. »Schneiden Sie das Mädchen los!«
    »Ja, Ma’am«, sagte Hanson und zückte die Schere.
    Li und seine Schützin waren zurück und formten einen Schutzwall zwischen der Welt draußen und ihrem kleinen Mädchen. Kris öffnete ihr Visier. »Die Marines sind hier, Süße. Du bist in Sicherheit. Niemand wird dir etwas tun.« Das Mädchen hörte sich das an, das bleiche Gesicht starr, während ihre Augen von einem Marine zum nächsten huschten. Als Hanson die Arme des Kindes befreit hatte, lösten sich dessen winzige Muskeln in Kris’ Armen, während es sich bemühte, zu glauben, was diese Fremde sagte.

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