Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
benachbarten Terroristen. Der Tech bückte sich förmlich in sein Gesicht hinab. »Wer hat die Steuerung für die Minen?«
»Martin. Er hat die Codes«, beeilte sich der Mann zu gefallen.
Die Versuche, Martin zu wecken, schickten den stämmigen Kerl nur aus dem Medikamentenschlaf in völlige Bewusstlosigkeit. »Der hier hat ein schwaches Herz«, meldete Hanson. »Er muss ins Krankenhaus, oder wir verlieren ihn.«
Gunny hielt einem der gerade geweckten Schläfer das Gesicht vor die Nase. »Wo bewahrt Martin seine Codes auf?«
»In seinem Comp. Ich schwöre es!«
Der Tech tastete Martin ab und zog ihm einen ramponierten und alten Handgelenkcomputer vom Arm, reichlich mit Blut bespritzt. Der Tech versuchte, das Gerät am eigenen Gefechtsanzug abzureiben, aber Panzerung diente dazu, Blut innen festzuhalten, nicht es abzuwischen. Schließlich wischte er denComputer am Sofa ab, ehe er ihn einzuschalten versuchte. Keinerlei Aktivität.
»Er hat gerade daran herumgefingert, als ich ihn niedergeschossen habe«, knurrte Gunny.
»Ich denke, er hat ihn gelöscht«, lautete Hansons Schlussfolgerung. Kris hatte jedoch schon vor langer Zeit gelernt, dass in einem Computerspeicher nie etwas ganz verloren ging, jedenfalls nicht, wenn sich die richtigen Leute mit Geduld auf die Suche machten. Sie nahm den Computer an sich und steckte ihn in ihre Gürteltasche, während sie durch die aufgesprengte Tür hinaus aufs Vorfeld blickte. Vier ihrer Marines hielten sich auf der anderen Seite eines zu aktiven Minenfelds auf. Jetzt, wo Edith in Sicherheit war, wollte Kris jedoch niemanden in Gefahr bringen. Theoretisch konnten ihre Techs das Feld räumen, aber Minen hatten keine Freunde, und Kris war nicht bereit zu sehen, wie einer aus ihrer Truppe verletzt wurde, nicht mal angesichts einer Mama und eines Papas, die schon in der Luft und auf dem Weg hierher waren.
»Hier spricht Ensign Longknife. Ich habe keine Möglichkeit, die Landminen auszuschalten. Hat irgendjemand im Netz dazu die Mittel?« Mehrere Polizeinetze gaben ihr eine negative Antwort. Während Kris über ihre inakzeptablen Möglichkeiten nachsann, dröhnte es auf einmal laut im Netz:
»Hier spricht Captain Thorpe von der Taifun. Wir sind im Anflug und noch dreißig Sekunden von der Jagdhütte entfernt. Wir kümmern uns um das Minenfeld. Ich schlage vor, dass alle dort unten sofort in Deckung gehen.«
Die Soldaten rings um Kris wechselten verdutzte Blicke. Hanson schüttelte den Kopf. »Das macht der Captain nicht. Bitte, erkläre mir doch jemand, dass er das nicht macht! Meine Ausrüstung wird doch hier überall verspritzt!«
»Er ist nur noch dreißig Sekunden entfernt. Ich denke, er hat es schon gemacht.«
Kris schüttelte den Kopf. »Das täte er nicht. Nicht, solange ich hier unten bin.«
»Ich denke, er hat es längst gemacht, Ma’am«, gluckste Corporal Li.
»Tun wir lieber, was der Skipper gesagt hat«, knurrte Gunny. »In wenigen Sekunden geht hier alles unter großem Getöse zu Bruch.«
Während ihre Soldaten die Gefangenen ins Hinterzimmer führten, meldete sich Kris bei ihrer Feuerunterstützung und befahl dem Team da draußen, sich zurückzuziehen … weit zurückzuziehen. Dann blickte sie forschend durch das vordere Fenster zum heller werdenden Himmel hinauf. Sie wollte unbedingt sehen, was dort im Anflug war. Dem Handbuch zufolge konnte das Smart Metal, aus dem Schiffe der Kamikaze-Klasse bestanden, auf mehrere Arten und Weisen rekonfiguriert werden. Kris selbst hatte die Taifun schon aus dem Reisemodus zum Orbitaleinsatzmodus umgeformt, aber dergleichen geschah ständig. Ein Sternenschiff allerdings in ein Atmosphärenflugzeug umzuformen … das erforderte schon einiges an Neuarrangement.
Der klare blaue Himmel gab ein schrilles Heulen von sich. Kris entdeckte einen weißen Kondensstreifen im Südwesten, der sich im Morgenlicht ihrer Position näherte. Sie fragte sich, wie man für die Sicherheit eines Hauses sorgte, wenn ein Sternenschiff daneben landete; ein solches Unterfangen war in keinem der Bücher behandelt worden, die sie auf der OKS gelesen hatte. »Gunny, brechen Sie die Fenster heraus und zerschlagen das Glas, ehe es birst.«
»Klar, Ma’am.«
Während ihr Team rasch durch das Haus lief, schnorrte Kris etliche Decken und wickelte Edith hinein. »Gleich gibt es ordentlich Krach. Mach dir keine Sorgen. Ich habe dich, und nichts kann dich jetzt noch verletzen.« Das Kind blickte ausgroßen Augen zu Kris herauf und kuschelte sich
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