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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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Überschallknalls zu übertönen, Dunkelheit, um den Anmarsch zu tarnen, und Nachtzeit, damit die Aufmerksamkeit der Wachtposten sank.
    Kris lächelte, während sie an andere Planeten zurückdachte, die sie aus dem Orbit betrachtet hatte, ein schnelles Rennskiff unter sich. Und das Lächeln wich einer finsteren Miene, als erneut die Erinnerungen auf sie einströmten, die sie seit einer Woche auf Armeslänge zu halten versuchte.
    Vater verschwand am Tag nach Eddys Beerdigung aus Kris’ Leben. Er ging ins Büro, ehe sie erwachte, und war selten wieder zu Hause, bevor sie zu Bett ging.
    Mutter reagierte da ganz anders. »Du warst lange genug ein bisschen wild. Zeit, aus dir eine richtige junge Dame zu machen.« Damit war Kris keineswegs vom Haken, was das Erfordernis anging, Fußballspiele für Vater zu gewinnen oder auf seinen Politikerpartys aufzutreten. Kris fand jedoch schnell heraus, dass »richtige junge Damen« nicht nur zum Ballett gingen, sondern ihre Mütter auch zum Tee begleiteten. Als die um zwanzig Jahre jüngste Person auf jedem Teenachmittag langweilte Kris sich schier zu Tode. Dann fiel ihr auf, dass der Tee bei manchen der Frauen komisch roch. Es dauerte nicht lange, und Kris erhielt Gelegenheit zu einer Kostprobe. Das schmeckte auch komisch   … aber Kris f ühlte sich gleich besser, und die Party zog rascher an ihr vorbei. Dann erfuhr Kris auch bald, was dem Tee zugesetzt wurde   … und wie sie Vaters Bar oder Mutters Weinkammer plündern konnte.
    Irgendwie machte das Trinken die Tage erträglich. Kris scherte sich nicht mal darum, dass ihre Noten in den Keller rauschten. Es war nicht von Belang; Mutter und Vater machten dazu nur finstere Miene. Andere Kids in der Schule hatten Spaß mit Skiffrennen aus dem Orbit; Kris hatte ihre Flasche. Natürlich halfen ihrem Fußballspiel weder die Flasche noch die Pillen, die Mutters Arzt ihr verschrieb, damit sie damenhafter wurde. Der Trainer schüttelte den Kopf und setzte sie so viel auf die Ersatzbank, wie er nur konnte. Harvey, der Chauffeur, der sie zu allen Spielen fuhr, schien einfach nur irgendwie traurig.
    Harvey grinste jedoch an dem Nachmittag, als er Kris verspätet von der Schule abholte. »Dein Dad hat deinen Uropa Trouble heute zum Abendessen eingeladen. General Tordon ist für einige Konferenzen auf Wardhaven«, setzte er dann noch hinzu, ehe sie fragen konnte. Kris verbrachte die Heimfahrt mit der Frage, was sie zu jemandem sagen sollte, der direkt aus ihren Geschichtsbüchern hervorgetreten war.
    Mutter hatte einen richtigen Anfall, überwachte die Vorbereitungen zum Abendessen persönlich und nuschelte etwas dahingehend, dass Legenden in den Büchern bleiben sollten, wo sie hingehörten. Kris wurde nach oben geschickt, um ihre Hausaufgaben zu machen, aber sie nahm den Balkon in Beschlag, las mit einem Auge und behielt mit dem anderen die Haustür im Auge. Sie wusste nicht recht, was sie erwarten sollte. Vermutlich einen uralten Menschen wie die alte Ms Bracket, die Geschichte unterrichtete und ausgetrocknet und runzelig genug wirkte, um alles persönlich erlebt zu haben. Von A bis Z!
    Dann spazierte Opa Trouble zur Haustür herein. Groß und fit, geradezu strahlend in seiner grünen Uniform   – und er sah aus, als könnte er eine Iteeche-Flotte mit nichts weiter als einem finsteren B lick zerstören. Nur dass er nicht finster blickte. Das Grinsen in seinem Gesicht wirkte ansteckend. Mutter hatte Recht, seine Wirkung wurde seinem Ruf als »richtige Legende« in keiner Weise gerecht. Und die Geschichten, die er beim Abendessen erzählte! Nach dem Essen erinnerte sich Kris an keine einzige davon, zumindest nicht vollständig. Am Tisch waren sie jedoch alle lustig, sogar die, die eigentlich grauenerregend hätten sein müssen. Irgendwie brachte es Opa Trouble zuwege, dass es furchtbar lustig klang, egal wie schlecht die Chancen gestanden hatten oder wie schlimm die Lage gewesen war. Sogar Mutter konnte nicht anders; sie musste lachen. Und als das Abendessen vorüber war, gelang es Kris, Mutter aus dem Weg zu gehen, bis sich diese zu ihrem Whist-Club verabschiedete. Kris hätte sich am liebsten ewig bei der wundersamen Erscheinung des Urgroßvaters herumgetrieben. Und als sie allein waren und er Kris seine volle Aufmerksamkeit widmete, wusste sie, warum sich Kätzchen in der Sonne zusammenrollten.
    »Dein Dad erzählt mir, dass du gern Fußball spielst?«, sagte er und setzte sich in einen Sessel.
    »Ja, recht gern«, antwortete Kris,

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