Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
Zimmermädchens aus dem Hilton. Mehr brauchen Sie nicht zu erfahren. Wenn jemand Sie fragt, können Sie ihm genau das sagen, und damit bleibt das Risiko für Sie so gering, wie ich es jetzt überhaupt noch machen kann.«
Das Taxi hielt hinter einem Bus an. Abu drehte sich zu Kris um. »Und Sie denken, das würde mich nicht gefährden. Menschen verschwinden heutzutage. Sie denken wohl nicht, dass ein Mann wie ich, ein einfacher Taxifahrer, solche Dinge weiß. Es geschehen Dinge, die mir nicht gefallen.«
»Das ist mir klar. Ich wollte Sie nicht mit hineinziehen, aber als ich ein Taxi brauchte, hat mein Computer Sie bestellt. Es tut mir leid. Ich kann hier aussteigen.«
Kris hörte es klicken, als die Türschlösser dichtmachten. »Was bringt Sie auf den Gedanken, dass ich nicht in Ihre Aktionen hineingezogen werden möchte?«
»Niemand möchte es. Zumindest keiner meiner Freunde.«
»Leben Ihre Freunde auf Turantic?«
»Nein.«
»Nun, ich lebe hier. Und ich denke mir allmählich, wenn ich mich nicht in etwas verwickeln lasse, worüber ich nichts weiß, dass ich dann in etwas verwickelt werde, worin ich nicht verwickelt werden möchte. Mir gefällt nicht, dass von Krieg geredet wird.« Er wandte sich wieder dem Verkehr zu. »Mir gefällt nicht, dass man mich einziehen möchte, um in jemand anderes Krieg zu kämpfen.«
»Ich höre, dass von Krieg geredet wird«, sagte Kris. »Ich erkenne jedoch nicht, wie Turantic einen Krieg führen möchte. Es hat keine Raumflotte, keine Armee, nichts.«
»Es wird mich bald in dieser Armee haben, von der Sie sagen, dass sie nicht existiert.«
»So sieht es aus. Aber hören Sie, ich werde …« Kris biss sich auf die Zunge. »Ich breche vielleicht zu einem künftigen Zeitpunkt turantische Gesetze. Ich kann Sie nicht in etwas verwickeln, das Sie vielleicht hinter Gitter bringt. Ihre Kinder und die Kinder Ihres Bruders brauchen Sie.«
»Also lasse ich mich von Ihnen nicht in derartige Verbrechen hineinziehen«, sagte der Taxifahrer und blickte lächelnd in den Spiegel. »Möchten Sie lieber zu einer anderen Adresse gefahren werden?«
Nelly?
»Keine Änderung.«
»Bringen Sie mich einfach dorthin. Es ist allerdings womöglich nicht die richtige Adresse. Ich muss vielleicht noch woanders hingehen.«
»Kein Problem. Ich bringe Sie heute an jeden Ort, zu dem Sie möchten.«
Die Sonne ging auf, ein grelles rotes Licht, das schnell hinter einer bleifarbenen Wolkendecke verschwand, unter der die Luft schwer wirkte und der Tag in Grautönen versank. Nelly, wie gut kommen deine Naniten mit Regen klar?
Nicht sehr gut.
»Haben Sie hier einen Wettersender, Mr Kartum?«
»Sie können mich Abu nennen, Eure Hoheit; so machen es alle meine Freunde«, sagte der Taxifahrer und tippte den gewünschten Sender auf seinem Armaturenbrett ein.
»Und alle meine Freunde nennen mich Kris.«
»Kris, ein Name für ein Messer, und ein langes dazu. Sie müssen einen scharfen Verstand haben.«
»Verzeihung?«, sagte Kris, als es im Sender hieß, dass es heute mit vierzig Prozent Wahrscheinlichkeit zu Schauern kommen würde.
»Ein Kris ist ein Messer, ein sehr scharfes Messer, das von den heiligen Kriegern einer islamischen Sekte benutzt wurde. Das war vor langer Zeit auf der Erde.«
»Ich erinnere mich, mal etwas über sie gelesen zu haben.« Kris war tatsächlich mit dreizehn oder vierzehn auf diese andere Bedeutung ihres Namens gestoßen und hatte es prompt wieder vergessen. Ein Mädchen, das schnell zur Frau heranwuchs, hatte beschlossen, nicht groß darüber nachzusinnen, dass sie eine tödliche Waffe sein konnte. Eine Longknife zu sein, war schon schlimm genug, ohne dass man auch noch mit anderen scharfen Objekten jonglieren musste.
»Vielleicht wird es Ihnen heute helfen, den nötigen Scharfsinn an den Tag zu legen«, erklärte der Taxifahrer seinem Rückspiegel.
Die Fahrt führte sie von einem gefälligen Mischmasch aus Wohnhäusern und Kleinbetrieben in ein richtiges Industriegebiet. Graue Fabriken, einige davon sogar mit qualmenden Schornsteinen, breiteten sich eine neben der anderen aus, getrennt nur durch Parkplätze, Mietshäuser oder Kneipen. Abu bog um eine Ecke und stoppte das Fahrzeug an einer Stelle, wo die Straße einen vierstöckigen schiefergrauen Mietshauskomplex von einem schmutzigen braunen Industriekomplex aus riesigen schachtelförmigen Konstruktionen trennte.
»Das ist die Adresse, die Sie mir genannt haben.«
»Ich denke nicht, dass hier die richtige Stelle
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