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Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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nicht über die anderen aufzuragen.
    »Wie heißt du?«, fragte einer der Jungen.
    »Warum arbeitest du mit uns zusammen?«, wollte der andere wissen.
    »Er ist der Neffe meiner Schwester. Sie hat mich gebeten, ihm eine Chance zu geben. Er stottert, also redet er nicht viel. Lasst ihn in Ruhe.«
    Die Jungen akzeptierten das. Kris war froh für die Tarnung, konnte aber nicht umhin, sich zu fragen, ob sich Sorir oder Nabil das ausgedacht hatte oder ob einfach jeder so eine flinke Zunge wie Abu hatte, wenn eine Fabel zu spinnen war. War man andererseits eine Minderheit in einem Meer von Fremden, musste einem Tarnung zur zweiten Natur werden, wie für ein Chamäleon. Die Straßen hier hatten schon für das Taxi knapp gewirkt; für einen Elefanten wie den Lastwagen schienen sie unpassierbar. Trotzdem manövrierte Nabil das Fahrzeug sauber durch den Verkehr und griff dabei nicht öfter als zweimal pro Häuserblock auf laute Rufe und geschüttelte Fäuste zurück. Die Antwort erfolgte jeweils in gleicher Münze, aber stets gutmütig. Es dauerte zwanzig Minuten bis zur Karawanserei desGroßkhans. Erst als Nabil dort auf den Parkplatz einbog, warf er einen Blick auf Kris und fragte: »Wohin?«
    Kris hatte schon das Schild entdeckt. Sie deutete darauf und riskierte ein »D-d-da.«
    Ein anderes Fahrzeug hatte Abus Platz eingenommen. Nabil parkte den Lastwagen direkt dahinter. »Machen wir Tempo, Jungs. Wir haben noch zwei weitere Lieferungen vor uns«, sagte Nabil und sprang aus dem Führerhaus. Kris war schon dabei, ihre Tür zu öffnen, aber nicht schnell genug für die jungen Männer. Es wurde gut gelaunt gedrängt und gerempelt, und als Kris auf den Bürgersteig sprang, schubste der ältere Junge den jüngeren gegen sie. Sie hatte nicht viel an Brüsten, und ein gepanzerter Bodysuit hielt was da war, aber von dem, was Kris an Weichem zu bieten hatte, bekam der Junge eine Handvoll ab.
    »He, du bist ein   …« Jetzt war es an ihm zu stottern.
    Kris hatte mal miterlebt, wie ein Ausbilder eine Gruppe Offiziersschüler mit nichts weiter als einem Blick sofort zum Stehen brachte. Sie war in Gesellschaft Harveys aufgewachsen, eines ehemaligen Sergeants, der in einem Augenblick nett wie eine gute Fee sein konnte und schon im nächsten Augenblick Feuer mit einem Blick gefrieren lassen konnte. Kris rief all diese finsteren Mienenspiele zugleich auf ihre Züge und widmete sie dem armen Kleinen.
    Er erstarrte und wurde knallrot.
    »Wo bleibt ihr, Jungs?«, ertönte es von der Rückseite des Lastwagens, wo die Türen weit aufschwangen.
    »Sind schon da!«, rief der Ältere und packte den Bruder.
    »Aber, aber   …«, stotterte der andere.
    »Sprich später mit Papa. Nicht jetzt; siehst du das nicht?«
    Kris folgte den Jungen. Nelly, rede mit mir. Sind die Naniten hier? Haben sie Gesellschaft?
    Ja, und, meine Güte, haben wir Gesellschaft! Kris, ich empfange acht Funkgeräte innerhalb von hundert Metern Umkreis um uns, die auf die Sicherheitsfrequenz eingestellt sind. Darunter drei Funkwagen. Fünf tragbare Fernsteuerungen. Mindestens neun mobile Nanowachen summen hier herum.
    Und unser Peilsender?
    Ich habe ihn ausgeschaltet. Nach meiner Rechnung sind zweiundneunzig Prozent unserer Aufklärungsnaniten hier. Etwas später werde ich riskieren, ihn wieder einzuschalten, um denen zu helfen, die zwar in der Nähe, aber noch nicht eingetroffen sind.
    »Papa, warum tragen wir doppelt so viel?«, fragte der Jüngere, als ihr Vater jedem einen Kadaver auf die Schulter packte.
    »Ich habe es eilig«, antwortete Nabil. »Jetzt macht Tempo!« Kris war als Letzte an der Reihe; er belud sie mit einem eiskalten Stück Fleisch auf jeder Schulter, was jeder Überwachungskamera in Sichtweite den Blick aufs Gesicht versperrte. Gebeugt hinkte sie hinter den Jungen her und entlastete den schmerzenden rechten Fuß. Kris stand gerade im Begriff, die Fliegengittertür zur Küche mit dem Fuß zu öffnen, als die Tür schon aufging und sie beinahe umwarf.
    Kris sah sich Auge in Auge einem Mann in grauer Uniform gegenüber und zog den Kopf ein. Sie wich einen Schritt von dem Mann zurück, dessen linke Brusttasche in fetten Buchstaben die Aufschrift SureFire Security trug und dessen Ärmel mit je drei goldenen Rangabzeichen verziert waren. Als er sie anblickte, machte sie sich bereit, ihm ein gefrorenes Stück Schaf um die Ohren zu hauen, aber dann tat er sie kurzerhand ab und stolzierte auf den Parkplatz hinaus.
    Den Blick noch immer gesenkt, drückte sich

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